Staub
vermutlich auch, dass er Täterprofile ungefähr so zuverlässig findet wie Glückskekse beim Chinesen«, fährt Marino fort.
»Ich bin nicht hergekommen, um mich beleidigen zu lassen«, sagt Special Agent Weber zu Dr. Marcus.
»Ach, das tut mir aber Leid«, wendet sich Marino an Dr. Marcus. »Ich wollte der Dame wirklich nicht zu nahe treten. Eine Expertin vom FBI, die uns über Spuren aufklärt, können wir hier sicher gut gebrauchen.«
»Es reicht«, sagt Dr. Marcus ärgerlich. »Wenn Sie sich nicht professionell benehmen können, muss ich Sie bitten zu gehen.«
»Aber nein, lassen Sie sich von mir nicht stören«, antwortet Marino. »Ich werde ganz brav dasitzen und zuhören. Machen Sie ruhig weiter.«
Jack Fielding schüttelt den Kopf und starrt auf seinen Aktenordner.
»Ich werde fortfahren«, verkündet Scarpetta, und inzwischen ist es ihr egal, ob sie unfreundlich oder gar undiplomatisch wirkt. »Dr. Marcus, bis jetzt haben Sie keine Spuren im Fall Gilly Paulsson erwähnt. Sie haben mich gebeten, nach Richmond zu kommen, um Sie bei der Untersuchung des Falles zu unterstützen. Und dann verschweigen Sie mir, dass es Spuren gibt?« Sie sieht erst ihn und dann Fielding an.
»Ich kann nichts dafür«, meint Fielding zu ihr. »Ich habe die Abstriche gemacht und die Laborergebnisse noch nicht zurückbekommen. Man hat mich nicht einmal angerufen. Nicht, dass man mich sonst sofort informieren würde. Zumindest nicht direkt. Ich habe erst gestern Abend davon erfahren, als er«, er weist auf Dr. Marcus, »es erwähnt hat, während ich gerade ins Auto stieg.«
»Ich habe es auch nicht früher gewusst«, zischt Dr. Marcus. »Es stand auf einem dieser dämlichen Zettel, die uns dieser Besserwisser Eis oder Eise dauernd schickt, um unsere Vorgehensweise zu kritisieren. Bis jetzt hat das Labor nichts Aufschlussreiches herausgefunden. Ein paar Haare und Krümel, möglicherweise Farbpartikel, die von allem Möglichen stammen können, zum Beispiel einem Auto oder einem Gegenstand im Haus der Paulssons. Vielleicht sogar von einem Fahrrad oder einem Spielzeug.«
»Ob es sich um Autolack handelt, müsste eigentlich zu ermitteln sein«, entgegnet Scarpetta. »Außerdem ist es kein Problem, festzustellen, ob ein Gegenstand im Haus in Frage kommt.«
»Ich möchte vielmehr darauf hinaus, dass es keine DNS-Spuren gibt. Der Abstrich war negativ. Natürlich wäre DNS bei einem Vaginal- oder Oralabstrich interessant, wenn wir von einem Tötungsdelikt ausgehen. Also habe ich mich mit der Frage beschäftigt, ob sich auf diesen angeblichen Farbpartikeln DNS befindet. Und dann habe ich gestern Abend diese E-Mail aus der Kriminaltechnik bekommen, in der zu meinem Erstaunen stand, dass die Abstriche, die Sie von dem Traktorfahrer genommen haben, dieselben Verunreinigungen enthalten.« Dr. Marcus starrt Fielding an.
»Und wie sollen diese so genannten Verunreinigungen zustande gekommen sein?«, hakt Scarpetta nach.
Dr. Marcus hebt die Hände und zuckt in einer langsamen und übertriebenen Geste die Achseln. »Das müssen schon Sie mir verraten.«
»Ich sehe keine Möglichkeit, wie es dazu hätte kommen sollen«, gibt sie zurück. »Wir haben die Handschuhe gewechselt, auch wenn das keine Rolle spielen würde, da wir keine erneuten Abstriche von Gilly Paulssons Leiche genommen haben. Das wäre ziemlich zwecklos gewesen, nachdem sie gewaschen, obduziert, untersucht, noch einmal gewaschen und zum zweiten Mal obduziert worden ist und zudem zwei Wochen lang in einem Leichensack lag.«
»Selbstverständlich haben Sie kein zweites Mal Abstriche genommen«, sagt Dr. Marcus von oben herab. »Aber ich nehme an, dass Sie mit Mr. Whitbys Autopsie noch nicht fertig waren und sich nach der Untersuchung der kleinen Paulsson wieder mit ihm befasst haben.«
»Ich habe Abstriche von Mr. Whitby genommen und mich dann mit der kleinen Paulsson beschäftigt«, erklärt Fielding. »Ich habe keine Abstriche von ihr genommen. Das steht fest. Außerdem können an ihr keine Spuren mehr vorhanden gewesen sein, die sich auf jemand anderen hätten übertragen lassen können.«
»Es ist nicht meine Aufgabe, das zu erklären«, verkündet Dr. Marcus. »Keine Ahnung, was zum Teufel da passiert ist, aber etwas muss vorgefallen sein. Wir haben die Pflicht, alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen. Die Anwälte werden das mit Sicherheit tun, wenn einer der beiden Fälle jemals vor Gericht kommt.«
»Gillys Tod wird gewiss ein gerichtliches Nachspiel haben«,
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