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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Sonne gelb wie Eidotter über den niedrigen Bergen aufging. Dell sah grasende Kühe. Noch weiter entfernte Hütten, fast malerisch vor den grünen Bergrücken.
    Er saß auf der Ladefläche des Fords, den Rücken ans Führerhaus gelehnt, trug eines von Zondis Hemden. Eines von der Sorte, in dem man ihn in seinem alten Leben nicht mal tot gesehen hätte. Lacoste, taubenblau. Das kleine grüne Krokodil sah aus, als wollte es herzhaft in seine linke Brustwarze beißen.
    Das saubere Hemd passte nicht so richtig zu seiner übrigen Erscheinung. Verfilztes Haar, Gesicht und Arme immer noch mit Schuhcreme verschmiert, weiße Haut wie Aussatz sichtbar. Die khakifarbene Hose seines alten Herrn ein Jackson Pollock aus Blut. Das Blut seines Vaters. Schafsblut. Das Blut des Mannes, der bewusstlos auf der Ladefläche des Pick-ups lag, nackt unter der silbernen Rettungsdecke.
    Von einem am Überrollbügel des Fords befestigten Infusionsbeutel verlief ein Schlauch in Injas Arm. Er schrie auf, und seine Lider flackerten wie eine defekte Leuchtstoffröhre. Dann lag er wieder still, die Augen geschlossen. Das Mädchen drehte sich um, sah zu ihnen hinaus. Eingerahmt in der Heckscheibe des Fords, in ihrer Stammestracht, wie ein Schnappschuss aus einer anderen Zeit.
    Sie erreichten einen Ort, größer als Bhambatha’s Rock, aber immer noch winzig. Nicht Dundee. Ein paar Geschäfte und ein Taxistand. Ein Telefoncontainer. Die Blechhütten traditioneller Heiler. Der Ford hielt klappernd an einer Tankstelle. Drei Zapfsäulen. Kein Supermarkt.
    Zwei Minibusse tankten an zwei der Zapfsäulen, ihre Passagiere liefen im Außenbereich der Tankstelle herum. Mitglieder einer afrikanisch-christlichen Sekte, Männer und Frauen in langen weißen Gewändern mit grünem Besatz. Kopfschmuck verziert mit Sternen und Mondsicheln. Dell hatte Leute wie diese seit seiner Kindheit immer wieder mal gesehen, am Straßenrand unter Bäumen betend oder auf dem Veld in Steinkreisen Choräle singend.
    Zondi hielt den Ford an der freien Zapfsäule, hinter einem der Taxis. Ein Tankwart in verschmutztem Overall kam ans Fahrerfenster. Zondi sprach auf Zulu mit dem Mann. Der Tankwart nickte, steckte den Zapfhahn geräuschvoll in den seitlichen Tankstutzen und warf einen kurzen Blick auf Inja, der unter der Decke lag. Sah Dell an. Senkte schnell den Blick.
    Dell bekam die Ausdünstungen des Benzins ab, und seine Augen brannten. Er tastete nach Injas Puls. Schwach. Unregelmäßig. Aber das Herz des Mannes schlug noch.
    Dell sprang von der Ladefläche und ging zu dem Stand einer alten Frau, wo die Kirchenleute Maiskolben kauften. Auf einem Leergrundstück neben der Tankstelle auf offenem Feuer geröstet. Er ignorierte die neugierigen Blicke und Gemurmel. Blickte auf und sah Zondi herüberkommen.
    Â»Geh zurück zum Pick-up«, sagte Zondi. »Du siehst fürchterlich aus.«
    Dell rührte sich nicht. »Wie weit noch bis Dundee?«
    Â»Ungefähr eine halbe Stunde.«
    Â»Warum tankst du dann?«
    Â»Für den Fall, dass der Hubschrauber nicht da ist. Unwahrscheinlich, aber …« Ließ den Satz unvollendet.
    Â»Und dieser Hubschrauber? Wer genau stellt uns den?«
    Â»Eine Interessensgruppe, die Veränderung will.«
    Dell brachte ein Lächeln zustande. »Eine Kraft des Guten?«
    Â»Das hat nichts mit gut zu tun.« Zondi zuckte mit den Achseln. »Sie wollen den Minister stürzen. Und dazu muss Inja reden.«
    Â»Und was, wenn er es nicht tut?«
    Â»Keine Sorge. Er wird reden.« Zondi war ungerührt.
    Â»Was wird aus mir, wenn wir Jo’burg erreichen? Ich bin aus dem Gefängnis ausgebrochen. Habe einen Mann getötet.«
    Â»Einen Killer. Abschaum.«
    Â»Trotzdem.«
    Â»Das wird schon gedreht, Dell. Ganz einfach. So was machen diese Leute nebenbei.«
    Genau wie du mich drehst , dachte Dell. »Du willst mir also sagen, dass es für mich eine Art Zukunft gibt?«
    Zondi schüttelte den Kopf. »Nein. Ich sage dir, es gibt ein Morgen. Und ein Übermorgen. Das wird genügen müssen, bis die Zukunft da ist.« Zondis Blick wanderte zurück zu dem Pick-up, in dem bewegungslos das Mädchen saß.
    ***
    Die Kirchenfrauen im Taxi vor dem Ford schmetterten ein Kirchenlied, ihre Stimmen hoch und eindringlich. Es war ein Kirchenlied, das Sundays Mutter immer gesungen hatte, wenn sie sie auf dem Rücken trug,

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