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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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ging. Hob einen verrußten, verdreckten Topf von der Flamme. Nahm den Topf und einen Plastikwassereimer und ging durch die Tür hinaus. Dell hörte das Plätschern von Wasser, als sie den Topf reinigte.
    Die Ärztin griff in ihre Tasche und fand ein Stethoskop, dessen Chrommembran eine Lichtellipse auf die verschrammte Wand warf, als sie den Ohrbügel an ihren Kopf hob. Sie legte die Membran auf Injas Brust. Horchte. Eine blonde Strähne fiel ihr ins Gesicht. Sie war schön, fand Dell. Fragte sich, wo Zondi sie aufgetrieben hatte.
    Das Mädchen kehrte zurück und zündete den Primuskocher an. Stellte den Topf mit Wasser auf die violette Flamme. Trat dann zurück und beobachtete alles.
    Die Ärztin nahm eine silberne Rettungsdecke aus der Tasche, rechteckig zusammengefaltet, und legte sie neben Inja ins Licht der Petroleumlampe. Nahm eine ganze Reihe verschiedener Dinge aus der Tasche und legte sie nebeneinander auf die Decke. Druckverbände. Ein Skalpell. Einen Plasma-Tropf. Schere. Pinzette. Gummiballspritze. Chirurgisches Klebeband und Verbandsmull.
    Â»Ich brauche jemanden, der mir assistiert«, sagte die Ärztin. »Nicht das Mädchen, denn ich spreche nicht genug Zulu.«
    Als Zondi stumm blieb, trat Dell vor. »Ich war Sanitäter. In der Armee. Vor vielen Jahren.«
    Sie sah zu ihm auf, als bemerkte sie ihn jetzt zum ersten Mal. Plötzlich wurde Dell sich seiner nackten Brust und seiner mit Schuhcreme eingeschmierten Haut wieder bewusst.
    Â»Wie heißen Sie?«
    Â»Rob.«
    Â»Rob.« Rib . »Waschen Sie sich die Hände, und ziehen Sie dann Handschuhe an.« Sprach zu Zondi und dem Mädchen. »Ihr zwei geht bitte raus.«
    Zondi winkte dem Mädchen zu und zusammen gingen sie durch die Tür hinaus. Dell wusch sich die Hände in dem Plastikeimer und zog Handschuhe über. Kniete sich neben Inja, der Ärztin gegenüber.
    Sie hob einen der Tropfbeutel mit Kochsalzlösung. »Haben Sie schon mal einen intravenösen Tropf gelegt?«
    Â»Lange her.«
    Sie warf ihm den Tropfbeutel und die Nadel zu. »Finden Sie eine Vene.«
    Dell hob Injas Arm. Er hatte Glück. Die Venen des Mannes lagen dicht unter der Haut. Dell zog die dicke Nadel aus der Plastikhülle. Holte tief Luft. Stieß die Nadel in Injas Arm. Spürte ein Zucken. Schloss den Schlauch an und hielt den Beutel hoch. Sah zu, wie die Ärztin Injas Unterleib reinigte, wobei Blut und Gewebe aus der gezackten Wunde quollen.
    Â»Was jetzt?«, fragte Dell.
    Â»Beten.« Sah nicht zu ihm auf, ihre Haare verbargen ihr Gesicht. Vielleicht meinte sie es ernst.

Kapitel 72
    Sunday hockte im Schatten, in respektvollem Abstand zu dem Mann, der mit dem Rücken an die Wand aus Hohlblockstein gelehnt saß. Machte sich unsichtbar, eine Kunst, die die kleinen Mädchen in diesem Tal lernten, noch bevor sie gehen konnten.
    Doch der Mann sah sie an. »Komm her.« Sie ging zu ihm, verharrte in einer Art Verbeugung, vermied es, ihm in die Augen zu sehen. »Setz dich, bitte.« Sie setzte sich. »Du heißt Sonto?«
    Nickte. »Aber meine Mutter hat mich immer Sunday genannt.« Warf ihm einen knappen Blick zu.
    Â»Ich kannte deine Mutter, Sunday.« Sie beobachtete ihn. Wachsam. »Als ich jung war, dein Alter, habe ich hier gelebt. Und wir waren Freunde, deine Mutter und ich.« Das Mädchen sah ihn an und sagte nichts. Wusste jetzt, dass es seine Nummer gewesen war, in dem Buch. Die Nummer in Pretoria. »Bist du schon mal von hier fort gewesen?«
    Â»Ich war schon mal in Dundee«, antwortete sie. Dachte: Fast wäre ich nach Durban gegangen. Sah Sipho vor ihren Augen verbluten. Sterben. Sah ihre Mutter und ihren Vater und ihren Cousin. Sterben.
    Der Mann sprach weiter. »Ich möchte, dass du mit mir nach Johannesburg kommst.«
    Â»Johannesburg?«
    Â»Ja. Du musst Leuten von dem Mann da drinnen erzählen. Inja.«
    Â»Was soll ich ihnen erzählen?«
    Er zuckte die Achseln. »Was du über ihn weißt.«
    Â»Ich weiß, dass er meine Mutter umgebracht hat.« Fand den Mut, die Worte auszusprechen, die sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesagt hatte.
    Er starrte sie an. »Was sagst du da, Mädchen?«
    Und sie erzählte es ihm. Von der Nacht, in der Inja und seine Männer kamen. Erzählte ihm von der Schießerei und dem Feuer. Und wie die Polizei ihnen die Gliedmaßen gebrochen hatte, als wären es Äste, um

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