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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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und einen Momentlang hüllten die Wärme und der Duft ihrer Mutter sie ein wie eine Decke.
    Sunday dachte über ihre Mutter und den großen Mann nach. Sie betrachtete ihn, wie er da mit dem weißen Mann stand. Schaute schnell wieder weg, weil sie nicht wollte, dass er ihren Blick bemerkte. Dachte darüber nach, mit ihm nach Johannesburg zu gehen. War aufgeregt und ängstlich. Überlegte, dass sich all das nur wegen des verwundeten Hundes so ergeben hatte, der jetzt hinter ihr auf der Ladefläche des Pick-ups lag. Sie konnte ihre Freude nicht unterdrücken, ein Staunen darüber, dass aus etwas so Schlechtem etwas Gutes entstehen konnte.
    Sie saß da und schaute zu, wie die Kirchenfrauen das parkende Taxi schwanken ließen, wie sie sich hin- und herwiegten und in die Hände klatschten. Ein paar Männer mit gegrillten Maiskolben kamen herüber, und sie stimmten in den Gesang ein, mit leisen, tiefen Stimmen. Einen Augenblick lang ließ Sunday sich von der Musik davontragen.
    Dann registrierte sie ein Geräusch, zunächst ganz schwach. Ein leises Klopfen. Irgendwie vertraut. Sie sah eine Windschutzscheibe aufblitzen, das Schimmern blauer Farbe. Ein Auto kam auf sie zu gefahren. Ein verschwommener rosa Fleck hinter der Windschutzscheibe, etwas, das hin- und herschwang, sich so langsam bewegte wie Schilf im Wasser. Rosa Würfel.
    Sunday wollte eine Warnung schreien. Die Tür aufreißen. Hörte Schüsse und zersplitterndes Glas.

Kapitel 75
    Zondi rannte zum Pick-up, die Pistole in der Hand. Aus dem blauen Auto wurde geschossen. Das Singen in dem Taxi wurde unterbrochen wie von einer Klinge, die über einen Hals gezogen wurde. Dann Schreie.
    Er sah einen Mann von der Straße laufen, tief vornübergebeugt, mit einer AK-47 feuernd. Einige der Busch-Christen gingen zu Boden, rote Spritzer auf ihren weißen Gewändern. Der Bewaffnete erreichte das Heck des Fords und zielte auf Inja. Das Gewehr hüpfte, spuckte leere Patronen aus. Zondi schoss im Laufen. Daneben. Schoss wieder. Der Bewaffnete riss die Mündung des Gewehrs zu ihm herum und stürzte dann nach vorn, auf die ölverschmierte Straße.
    Als Zondi den Ford erreichte, explodierte das Anzeigefeld der Zapfsäule und ließ einen Schauer an Glassplittern über ihm niederregnen. Er machte einen Sprung hinter das Lenkrad. Drehte den Zündschlüssel, hörte Kugeln in die Tür des Pick-ups schlagen. Der Motor sprang an, er riss den Rückwärtsgang rein. Ein weiterer Mann kam angerannt. Schießend.
    ***
    Dell riss die Pistole aus seinem Gürtel und fummelte am Sicherungsbügel. Sah den Pick-up von der Zapfsäule zurücksetzen, die Zapfpistole aus dem Tankstutzen springen und sich wie eine Schlange winden. Benzin spritzte durch die Luft. Ein Schwarzer mit einer gelben Kangol-Mütze nahm den Ford mit einem automatischen Gewehr unter Beschuss.
    Dell hörte die Stimme seines Vaters: Zeig einfach mit dem Finger . Tat es. Drückte den Abzug, und der Mann fiel. Dell rannte los und erreichte den Ford genau in dem Augenblick, als Zondi den ersten Gang fand. Dell machte einen Sprung auf den Pick-up und landete hart auf der Ladefläche neben Inja, der im Gesicht und an der Brust blutete.
    Der Pick-up holperte über den Bürgersteig. Dell packte den Überrollbügel, um nicht heruntergeschleudert zu werden. Der rechte Kotflügel des Fords erwischte den blauen Wagen an der Seite. Durch den Aufprall schwang die Heckklappe des Pick-ups auf, und als Zondi Vollgas gab, Gummi und Qualm zurückließ, flog Inja von der Ladefläche. Die Rettungsdecke schwebte zu Boden, und der nackte Mann landete in der schnell größer werdenden Pfütze neben der Zapfsäule.
    Die in einem Bogen fliegende Zapfpistole schleuderte einen Schwall grün-blaues Benzin auf das Kochfeuer der alten Frau. Das Benzin zündete in einer Flammenspur, die in einer Zickzacklinie über den Boden verlief. Auf Inja zu. Dell, der immer noch den Überrollbügel umklammerte, sah, wie der nackte Mann in einer Explosion schwarzer und orangener Flammen verschwand.
    ***
    Sunday blickte zurück, als sie davonrasten. Sah den Hund brennen. In ihrem Kopf war eine Hitze, als könnte sie die Flammen spüren, die Inja nun verzehrten. Sie hob die Finger an ihre Schläfe und nahm dann die Hand zurück, rot vor Blut.
    Sie hörte eine Sturzflut an Stimmen, als spielten sämtliche Radios der Welt

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