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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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er macht ein gottverdammt richtig gutes Geschäft.« Spülte das Fleisch mit seinem Irish Coffee herunter.
    Inja beobachtete, wie der tote Mann sich Sahne von der Lippe wischte.

Kapitel 13
    Dell lag in der Dunkelheit auf einer nackten Matratze. Die beiden betrunkenen Landarbeiter, mit denen er sich die Haftzelle geteilt hatte, waren wieder frei gelassen worden. Einer von ihnen hatte Dünnschiss gehabt, und der Gestank der verstopften Toilette hing beißend in der Luft.
    Vor ein paar Stunden war ein Anwalt aus Kapstadt hergekommen. Der Sohn eines alten Freundes von Dell. Der Vater, ein zum Seniorpartner einer großen Anwaltskanzlei gewandelter politischer Aktivist, hatte sich nicht die Mühe gemacht, persönlich zu kommen. Der Junge – Jeremy? Jerome? – meinte zu Dell, er solle bis zur morgigen Anhörung über die Festsetzung einer Kaution chillen. Als redete er davon, vor Clifton eine Welle zu erwischen. Versicherte Dell, dass man ihn nach der Anhörung laufen lassen würde. Der absolute Klacks , hatte der Junge gesagt.
    Dell war erschöpft, doch als er die Augen schloss, sah er den schwarzen Pick-up. Sah den Volvo ins Nichts stürzen. Hörte die Schreie. Er setzte sich auf und hielt sich den verbundenen Kopf.
    Draußen raste ein Auto vorbei, aus dem Bob Marleys Redemption Song pumpte, und Dell war wieder im Jahr 1994 , auf einer Party am Wahlabend, als Südafrika sich im Freiheitsfieber befand. Die Apartheid war offiziell beendet. Nelson Mandela war an der Macht. Dell war froh und optimistisch, was die Zukunft seines Landes betraf, zerfloss aber in Selbstmitleid.
    Seine Ehe war vorbei. Einer Liebesbeziehung, angetrieben von studentischer Politik und Rebellion, war der Treibstoff ausgegangen. Als er daher inmitten einer feiernden Menschenmenge auf dem Rasen eines Hauses in einem Kapstädter Vorort stand, war er mürrisch und fühlte sich ein wenig zu alt, mit dreiunddreißig wieder Single zu sein.
    Dell ging ins Haus, um sich an einem von schmelzenden Kerzen beleuchteten Tisch ein Glas scheußlichen Wein aus einem Karton abzufüllen. Dann merkte er, dass er ein großes Ölgemälde anstarrte. Er vermutete, dass es Öl war – nichtssagende Wirbel, die in dicken Schmissen auf die Leinwand geworfen worden waren.
    Â»Gefällt’s dir?«
    Als er sich umdrehte, sah er eine vielleicht zwanzigjährige Frau, atemberaubend schön, ihre Haut, erinnerte er sich gedacht zu haben, exakt die Farbe von Karamell. Die wilde Mähne in schwarzen Locken.
    Â»Nein, eigentlich nicht«, sagte er. »Ich finde, es sieht aus wie Fäkalien.« Er versuchte, sie zu beeindrucken, und hörte sich dabei an wie der letzte Volltrottel.
    Â»Das bedeutet Scheiße, richtig?« Rrrrrichtig. Ein neutraler Akzent, bis auf das deutlich gerollte »r«.
    Â»Ja. Und du? Gefällt’s dir?«
    Â»Oh, ich hasse es.« Sie nippte an ihrem Wein. »Aber ich habe damit mein Studiendarlehen ein paar Monate lang bezahlen können.«
    Â»Mein Gott. Tut mir leid.«
    Sie lachte, und die Kerzenflammen leuchteten in ihren Mandelaugen. »Muss dir nicht leid tun.« Sie verließ ihn, und er wollte nicht, dass sie ging. Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Ich mag deine Kritik. Ich werde sie beherzigen.« Krrrritik.
    Im folgenden Sommer sah er sie auf einer Ausstellung. Lud sie auf einen Drink ein. Drei Monate später zogen sie zusammen. Heirateten im Jahr darauf. Dell hatte sich immer für einen glücklichen Mann gehalten. Hatte gedacht, seine Frau wäre ebenfalls glücklich gewesen.
    Er legte sich auf der Matratze zurück und spürte das Bündel ausgedruckter E-Mails, die immer noch gefaltet in seiner Tasche steckten. Er stand auf und ging hinüber zu dem schmutzigen Wasserklosett ohne Brille, das bis zum Rand gefüllt war. Kämpfte gegen seine Übelkeit an, zerriss die Seiten und ließ sie in die Schüssel fallen. Ein Schwindelanfall überkam ihn, und er musste sich mit einer Hand an der Wand abstützen. Sah die Körper seiner Familie im Leichenschauhaus. Die Erinnerung an das verkohlte Fleisch erschlug ihn fast und ließ den Gestank der Scheiße lieblich erscheinen.

Kapitel 14
    Disaster Zondi fand sich in einem Gemeindezentrum in einem dieser Vororte im Norden von Johannesburg wieder, das genauso aussah wie hundert andere. Verzweifelte Menschen, die sich an einem Sonntagabend mit

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