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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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gleich drei Freunde mit. Die auch etwas weißes Fleisch abbekommen wollten. Dell stand mit dem Rücken zur Wand. Spürte Hände, die nach ihm griffen, hörte dann das Klappern, als die Zellentür geöffnet wurde.
    Ein weißer Bulle in Uniform kam herein und brüllte: »Stillgestanden, ihr Abschaum.« Die Männer gehorchten. »Und wer ist Dell?« Dell hob die Hand. »Dann komm her. Du kommst nach Pollsmoor.«
    Was ihm Gelächter und Spott einbrachte. »Hey, da geht ihr besser kurz in eine Apotheke und besorgt ihm schon mal Vaseline. Sein weißer Arsch wird Überstunden schieben müssen.«
    Der Bulle packte Dell am Arm, stieß ihn auf den Korridor. Legte ihm Handschellen an. Schob ihn auf die Tür zu, die hinaus auf den Parkplatz führte. Dell erwartete, mit anderen Männern in einen Transporter gesteckt zu werden, doch er wurde zu einer weißen Ford-Limousine geführt, verbeult und ohne Radkappen. Ein Mann saß am Steuer, ein weiterer hinten im Fond.
    Irgendetwas wurde Dell über den Kopf geworfen. Eine rauhe, stinkende Gefängnisdecke. Er wehrte sich und hörte, wie die Tür des Wagens geöffnet wurde. Er bekam einen Stoß in den Rücken, fiel auf den Wagenboden und lag eingekeilt zwischen Vordersitz und Rückbank. Der Motor sprang an, und er versuchte, sich hochzustemmen.
    Er spürte eine Hand auf dem Gesicht, die ihn auf den Boden drückte. Der Mann im Fond sprach. »Du bleibst jetzt einfach ganz still liegen, Junge, andernfalls werden wir dich in den Kofferraum sperren müssen.«
    Die Stimme, die in seinem Kopf gewesen war, kurz bevor der Alptraum begann. Die Stimme seines Vaters. Earl Robert Goodbread.

Kapitel 17
    Zuerst verlor sein Mobiltelefon in den Bergen das Netz. Dann wurden die Kiefernwälder von trockenem Buschland verdrängt, und die breite Straße – weiße Linien deutlich sichtbar auf dem glatten schwarzen Asphalt – wich einer schmalen Piste aus aufgesprungenem Teer und Schlaglöchern. Schließlich verschwand die Schwarzdecke völlig, und die Reifen von Zondis BMW trommelten auf durch die Dürre wellig gewordenem Sand. Eine Staubwolke folgte ihm.
    Er bog von der Straße ab, stieg aus dem klimatisierten Wagen und trat in eine Hitze hinaus, die so trocken war, dass sie ihn beim Einatmen von innen heraus wie ein Mikrowellenherd zu verbrutzeln schien. Schaute über das Tal, das sich unter ihm ausbreitete. Früher hatte er es Zuhause genannt.
    Diese Gegend mit ihren roten Bergen und Erosionskratern wie Axthiebe in der fleischfarbenen Erde erinnerte ihn an eine Leiche. Die Leiche des Jungen, den Zondi und Inja Mazibuko und die anderen getötet hatten, in Sichtweite der Stelle, an der er jetzt stand.
    Zondi hatte kurz nach dem Tod des Jungen das Tal verlassen. War nach Johannesburg gegangen, wo er sich in anderen Pöbelhaufen wiedergefunden hatte, die gegen mutmaßliche Spitzel und Kollaborateure das Recht der Straße sprachen. Aber er war immer im Hintergrund geblieben, ein Beobachter, der zwar seinen Kick hatte, aber nie selbst die tödlichen Schläge austeilte. Und er war nur noch ein einziges Mal hier gewesen, um seine Mutter zu beerdigen. Vor sechzehn Jahren.
    Und was zum Henker hast du jetzt hier zu suchen? , fragte er sich. Und wusste keine Antwort.
    Zondi sah einen Mann, der ein Fahrrad den Berg herauf schob. Ein Stück Kotflügel, verbogen und zerfetzt, lag über Sattel und Lenker. Ein vielleicht zehn Jahre alter Junge ging hinter dem Rad, stützte das Gewicht des Metalls ab und verhinderte, dass es auf den Boden rutschte.
    Der Mann in einem zerrissenen braunen Hemd und einer alten Anzughose schwitzte und trieb den Jungen an. Das Kind war barfuß, und Zondi erinnerte sich an die Zeit, als die Hitze des Sandes und die scharfen Steine seinen Füßen nichts antun konnten. Er sah, dass die Hände des Jungen bluteten, wo das scharfe Metall sich in sein Fleisch schnitt. Das Kind hielt den Kopf gesenkt und folgte klaglos seinem Vater.
    Der Mann schob das Fahrrad zu der Stelle, an der Zondi stand. Blieb stehen. Schweiß zog Muster in den Staub auf seinem Gesicht. Er lehnte das Fahrrad gegen einen Kameldornbaum und näherte sich Zondi mit bittenden Händen.
    Â»Eine Zigarette, Bruder, bitte.«
    Zondi sagte, er rauche nicht. Der Junge sah ihn an, musterte den BMW . Registrierte Zondis Städterkleidung und die Sonnenbrille von Diesel. Zondi griff in den

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