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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Verlangen der Anklage wird dieser Fall in die Zuständigkeit des Obersten Gerichtshofs von Kapstadt übertragen. Verhandeln Sie das mit denen, falls Sie Einspruch erheben möchten. Bis dahin wird der Angeklagte im Pollsmoor Prison in Haft genommen.« Der Richter schob seine Unterlagen zusammen. »Der nächste Fall.«
    Pollsmoor. Ein Gefängnis, in dem Gruppenvergewaltigung und Mord Alltag waren. Dell drehte sich zu seinem Anwalt um und wartete darauf, dass er dies alles verschwinden ließ.
    Â»Ich bleibe am Ball, Mr. Dell. Keine Sorge«, sagte der erschüttert wirkende Junge. »Halten Sie durch!«
    Dell spürte eine Hand auf seiner Schulter, und ein uniformierter Polizist zog ihn zu der Treppe, die hinunter zu den Arrestzellen führte. Als er fortgeschafft wurde, sah Dell den Zivilbullen und den Mann, der wie ein Zuhälter aussah, im hinteren Teil des Gerichtssaals stehen. Theron sagte etwas zu dem Schwarzen und lachte.
    ***
    Inja und der Bure saßen in dem Mercedes und fuhren zurück nach Kapstadt. Der Berg und seine Wolkendecke ragten bereits am Horizont auf. Theron fuhr schnell, schlängelte sich durch den Autobahnverkehr und drängte Autos aus dem Weg wie ein Zug mit Kuhfänger.
    Â»Hast du mit dem Minister gesprochen?«, fragte Theron. Ȇber mein Geld?«
    Â»Diese Sache ist noch nicht erledigt.«
    Â»Mein Gott, du bist ja wie eine alte Frau mit einer entzündeten Titte, weißt du das eigentlich?«
    Theron schoss an einem kleinen japanischen Auto vorbei; die Frau am Steuer ein verängstigter Flecken hinter Glas. Der Bure steckte sich mit dem Zigarettenanzünder des Autos eine Camel an. Als er weitersprach, quoll Rauch aus seinem Mund.
    Â»Ich habe dafür gesorgt, dass Dell bei seiner Ankunft in Pollsmoor zu den 28 ern gesteckt wird, die auf ihren Prozess warten. Du kennst die 28 er?« Wartete nicht auf eine Antwort. »Gangster von den Cape Flats. Knallharte Arschlöcher, denen du nie begegnen willst. Vor ein paar Wochen haben sie eines Nachts einen Typen in einer Zelle umgelegt. Haben ihn in Stücke geschnitten und durchs Klosett weggespült. Das Problem war nur, sein scheiß Kopf klemmte fest, und die Toilette lief über, schwemmte Scheiße und Leichenteile den Korridor hinunter.« Theron lachte Rauch. »Sprich mit dem Minister. Sag ihm, euer Mr. Dell ist schon so gut wie tot, mein Freund. Keine halben Sachen.«
    ***
    Dell saß auf dem Boden der Arrestzelle unter dem Gerichtssaal, eingekeilt zwischen etwa zwanzig farbigen Männern. Die älteren Männer drängten sich aus Angst vor den jungen zusammen, die in der Zelle herumstolzierten und Geld und Zigaretten verlangten.
    Dell war schon viele Male zuvor das einzige weiße Gesicht in Zellen voller dunkelhäutiger Männer gewesen. Aber das war damals in den achtziger Jahren gewesen, als er wegen Teilnahme an verbotenen Protestmärschen verhaftet worden war, und da war er zu den anderen Politischen gesteckt worden. Die allgemeine Gefängnispopulation hatte die politischen Gefangenen als Teil einer Elite angesehen. Und Dell hatte großes Ansehen gewonnen als weißer Mann, der Schulter an Schulter mit seinen schwarzen Genossen gegen die Apartheid kämpfte.
    Aber diese Zeit war lange vorbei, und heute wurde man mit weißer Haut zum Angriffsziel. Der Junge, der jetzt über ihm stand, war noch nicht mal auf der Welt gewesen, als Nelson Mandela freigelassen wurde. Ein gelb-brauner Junge mit gebrochener Nase, ausgeschlagenen Zähnen und primitiven Tätowierungen, die sich wie Schlangen unter seiner Kleidung hervor ringelten. »Hey, Weißbrot, nette Uhr hast du da.«
    Die verchromte Uhr sichtbar an Dells Handgelenk unter dem Ärmel seiner Schlafanzugjacke. Rosies Geburtstagsgeschenk. Das Glas war gesprungen, aber der Sekundenzeiger tickte noch.
    Â»Gib her.« Der Junge streckte seine vom jahrelangen Meth-Rauchen fleckig gewordene Handfläche aus.
    Dell sah ihn an und reagierte nur langsam. Was ihm einen Tritt ins Gesicht einhandelte. Dells Kopf schlug gegen die Wand, und er schmeckte Blut auf der Zunge. Irgendetwas in ihm zerbrach. Der Junge bereitete sich auf einen weiteren Tritt vor. Dell packte den Schuh des Burschen und stieß ihn zurück, wodurch er in die Zuschauergruppe flog.
    Rufe und Gejohle. »Jaaaa, der weiße Mann will sterben!«
    Der Junge war wieder auf den Beinen, fluchte, kam wieder auf Dell zu und brachte

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