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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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klopfte sich zufrieden auf den Bauch und rülpste, und die Blitzgeräte explodierten, während die Touristen ihn einfingen, um ihn mit nach Hause zu nehmen in das Land, das diese rosafarbenen Menschen hervorbrachte.
    Sunday zog ihre Alltagskleidung an, stopfte die Perlen in die Tüte und eilte auf den Parkplatz hinaus. Sipho saß neben seinem Auto, unter einem Baum, und schrieb in einem Buch. Es fiel schwer zu glauben, dass er die Krankheit hatte. Er wirkte so jung und gesund, und seine Augen leuchteten, als er lächelnd zu ihr aufblickte.
    Â»Wie geht’s dir, Sunday?« Er stand auf, steckte das Notizbuch ein.
    Sie schenkte ihm ein schüchternes Lächeln. »Mir geht’s gut, danke.«
    Â»Bist du auf dem Weg zur Straße?«
    Sie nickte, und er öffnete ihr eine Tür des Autos. »Komm, ich nehme dich mit.«
    Sunday zögerte. Wusste, dass es sich für eine verlobte Frau nicht gehörte, ohne Begleitung mit einem Mann zusammen zu sein, doch als sie sah, dass niemand etwas mitbekam, glitt sie schnell in den Wagen. Sipho schloss die Tür, ging auf die andere Seite und setzte sich hinter das Steuer.
    Als er versuchte, den Wagen anzulassen, machte er ein Geräusch wie ein krankes Tier. Dann sprang der Motor an, und er lachte. »Eines Tages hab ich was Besseres.«
    Sie holperten auf die Sandpiste, die zur Hauptstraße führte, wo sie ihr Taxi bekommen würde. Dies war jetzt das dritte Mal, dass Sunday in einem Auto fuhr. Natürlich kannte sie Minibus-Taxis, aber erst zweimal vorher, bei Ausflügen mit der Kirche, war sie auf die Rückbank alter Autos gezwängt worden, wobei sie auf beiden Seiten vom Fleisch der Tantchen, das wie brauner Wackelpudding war, belagert wurde. Vorne zu sitzen, allein neben einem Mann, war eine völlig neue Erfahrung für sie.
    Â»Wie ich höre, wirst du an diesem Wochenende verheiratet?« Sipho warf ihr einen Blick zu.
    Sie nickte. Er registrierte ihren Gesichtsausdruck und sagte nichts mehr.
    Â»Wann fährst du wieder nach Hause?«, fragte sie.
    Â»In zwei Tagen. Ich bin nur noch hier, um mein Projekt zu Ende zu bringen. Ich glaube nicht, dass ich noch mal zurückkomme. Ich werde in der Stadt gebraucht.«
    Sunday fühlte sich mit einem Mal beklommen. Sie kannte diesen Jungen kaum, aber die Vorstellung, ihn nicht mehr wiederzusehen, war nahezu unerträglich. Als würde alle Hoffnung mit ihm gehen. Ehe sie sich bremsen konnte, sprach sie. »Nimm mich mit nach Durban. Bitte.«
    Er starrte sie an. »Meinst du das im Ernst?«
    Â»Ja. Wenn ich diesen Mann heirate, ist mein Leben aus. Bitte, Sipho.«
    Â»Aber was willst du in Durban tun? Es ist anders als hier.«
    Â»Ich werde tun, was immer ich tun muss. Bitte. Ich flehe dich an.«
    Eine Sekunde legte er seine Hand auf ihre. »Ich werde in zwei Tagen wieder hier sein. Wenn du dann immer noch gehen willst, kannst du mitkommen. Falls du es dir anders überlegst, ist das auch okay.«
    Â»Ich werde es mir nicht anders überlegen.«
    Sie waren an der Hauptstraße. Sunday wünschte, sie könnten jetzt einfach rechts abbiegen und das Tal verlassen. Nach Durban fahren, in ein neues Leben. Doch er hielt den Wagen an, und sie stieg aus.
    Â»Bist du sicher?«, fragte Sipho.
    Â»Ich bin sicher.«
    Er winkte und fuhr los, und sie verfolgte, wie die rote Straße das kleine Auto verschluckte.

Kapitel 19
    Fahren. Keine Ahnung, wohin. Oder wie lange. Dell lag unter der Decke, hörte die Reifen auf dem Asphalt. Sie hatten die Stadt hinter sich gelassen. Keine blökenden Hupen mehr, keine schreienden Taxifahrer. Der Wagen war draußen auf offener Strecke und bewegte sich mit konstanter Geschwindigkeit.
    Der Mann auf dem Rücksitz sprach nicht, aber es war sein Vater. Ganz sicher. Dell konnte ihn riechen. Derselbe Geruch, der von den Kleidern ausgegangen war, die im Schlafzimmerschrank des Hauses gehangen hatten, in dem er aufgewachsen war. Das schwere Bukett von Nikotin, Alkohol und etwas Undefinierbarem. Der Geruch seines Vaters. Dell und seine Mutter waren in Durban zurückgeblieben, während Goodbread fort war und Menschen tötete. Zuerst in Vietnam und dann in einem Buschkrieg, der die Supermächte an den Arsch Afrikas geführt hatte, angelockt von angolanischem Öl.
    Goodbread war Teil der geheimen »verdeckten Operationen« der CIA in Angola gewesen, bis Jimmy Carter sie zurückgezogen hatte. Dann hatte er

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