Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
Vom Netzwerk:
schwarz wurden. Eine klare Botschaft.
    Als Inja ins Krankenhaus zurückkehrte, um sich die Fäden ziehen zu lassen, kam eine junge weiße Ärztin zu ihm. Eine Frau mit blonden Haaren und einem ausländischen Akzent, den er nur mit großer Mühe verstand. Die Ärztin erklärte, das Krankenhaus führe bei allen Neuaufnahmen routinemäßig HIV -Tests durch, hier, wo es weltweit die meisten Neuinfektionen gab. Sie sagte, das Virus fresse Inja auf, dass er sich bereits im sogenannten AIDS -Spätstadium befinde. Dass er umgehend eine medikamentöse Behandlung beginnen müsse, die man antiretrovirale Therapie nannte. Inja hatte abgelehnt. Und das Krankenhaus verlassen. Er hielt nichts von diesem blödsinnigen Gerede des weißen Mannes.
    Die Männer in Injas Gegend sagten, wenn man sich mit dieser Sache angesteckt hätte, dann sei das durch Sex mit einem jungfräulichen Mädchen leicht zu heilen. Was ihre Jungfräulichkeit betraf, konnte man nur sichergehen, wenn man sie sehr jung nahm. Inja hatte ein Kleinkind entführt, das im Dreck neben der Hütte eines seiner Feinde spielte. Hatte es vergewaltigt und getötet und dann in ein Plumpsklo gestopft. Wartete auf die Heilung.
    Aber er hatte die Schwäche immer noch gespürt. Also war er zu seinem traditionellen Doktor gegangen, seinem sangoma , und hatte ihm erzählt, was er getan hatte. Der Medizinmann sagte, er habe Schande über seine Ahnen gebracht, indem er ein Kind vergewaltigt und ermordet hätte. Es gebe nur eine einzige Möglichkeit, sich von diesem Fluch zu befreien, und diese bestünde darin, auf die überlieferte Art eine Jungfrau zu heiraten.
    Inja hatte sofort gewusst, wen er wählen würde, um sein Leben zu retten. Und jetzt hatte er den Beweis, dass sie unberührt war. Am kommenden Wochenende würde er geheilt sein. Der Gedanke daran entwirrte den Knoten in Injas Bauch, und er hob den Kieferknochen des Schafs, die Zähne grinsten ihn an, und er nagte an dem Fleisch, spürte die Säfte über sein Gesicht rinnen und auf sein Hemd tropfen.
    Injas Arbeit war getan. Er hatte den Mercedes des Buren hier im Elendsviertel abgestellt. Am kommenden Morgen würde er bereits in seine Einzelteile zerlegt sein. In einer Stunde würde er nach Hause fliegen und seinem Chef Bericht erstatten, dem Justizminister. Ihm sagen, es gebe keine Münder mehr, die mit seinen Feinden sprechen könnten.
    Dann sah Inja, dass anstatt des Fußballspiels Nachrichten liefen. Sah ein Gesicht auf dem Bildschirm, das er wiedererkannte. Inja stand auf, den Kieferknochen des Schafs immer noch in der Hand. Er brüllte nach Stille. Brüllte so laut und mit einer solchen Autorität, dass die betrunkenen Männer schlagartig verstummten.
    Inja starrte das Foto des weißen Mannes auf dem Bildschirm an. Der gehörnte Ehemann der Mischlingsfrau. Derjenige, der den Verkehrsunfall überlebt hatte. Und der jetzt aus dem Gefängnis geflohen war. Inja ließ den Kiefer des Schafs in den Dreck fallen, schnappte seine Tasche und ging zur Straße. Er würde diesen weißen Mann finden. Und ihn höchstpersönlich umbringen.

Kapitel 24
    Dell, den Kopf wieder unter einer Decke, ließ sich von seinem Vater aus dem Farmhaus über eine Kiesfläche führen. Hörte, wie eine Tür quietschend geöffnet und geschlossen wurde. Spürte Beton unter den Füßen. Streifte die Decke mit einem Schulterzucken ab und fand sich in einem beengten Raum wieder, der aussah, als wäre er mal eine Garage gewesen. Ungestrichener Wandputz. Silbernes Wellblech auf rohen Dachbalken. Eine Metalltür, verriegelt, immer noch mit roter Grundierfarbe. Ein kleines Fenster, davor eine ausgefranste gelbe Gardine. Ein Bett. Ein Sofa. Der medizinische Geruch, der seinem Vater anhaftete, war in diesem Raum überdeutlich.
    Goodbread setzte sich auf das durchgesessene Sofa, das mit dem Rücken zur Tür stand. Eine nackte Glühbirne hing von der Decke. Harte Schatten verbargen seine Augen und sammelten sich unter seinen eingefallenen Wangen. Seine Hände, eine fleckige Venenlandschaft, lagen auf den Knien seiner khakifarbenen Hose.
    Eine halbvolle Flasche Jack Daniels stand neben seinen Arbeitsschuhen auf dem Betonboden. Von einem Glas nichts zu sehen. Dell setzte sich auf das schmale Bett. Kopfkissen und Decken ordentlich glatt gestrichen und gefaltet wie beim Militär. Oder im Gefängnis.
    Er starrte

Weitere Kostenlose Bücher