Staubige Hölle
Schlüssel seines BMW zwischen Bettfedern und stinkende Matratze. Nicht besonders sicher, aber alle Male besser, als es in dieser Stadt der Banditen bei sich zu behalten. Ein klassischer AuÃenposten, beherrscht von Inja Mazibuko, die nächsten Polizisten fünfzig Meilen weit weg.
Jedes Bein des Bettes stand auf einem Ziegel. Ein afrikanischer Aberglaube. Damit das Bett so hoch war, dass ein kleiner Dämon, bekannt als tokoloshe, nachts nicht hinaufklettern und einen greifen konnte. Er erinnerte sich, als Kind Angst vor dem tokoloshe gehabt zu haben. Hatte aber heute vor diesem kleinen Teufel keine Angst mehr.
Zondi schloss das Zimmer ab und nahm sofort den erdigen, strengen Geruch des gemeinschaftlichen ScheiÃhauses wahr. Er ging die Gasse hinauf zur HauptstraÃe, kam am Eingang der Taverne vorbei. Leuchtstoffröhren warfen ein dreckig grünes Licht auf Männer, die auf Plastikstühlen saÃen, die wiederum um stählerne Tische drapiert waren, wo sie Bier aus Flaschen tranken und sich brüllend unterhielten über Mädchen, Geld und FuÃball. Schwarze Männer jeden Alters, vereint in einem gemeinsamen Ziel: sich ins Koma zu saufen. Die wenigen Frauen im Raum hatten breite Hüften, allzeit bereit, sich für ein Bier oder zwei auf den Rücken zu legen.
Zondi hörte, wie eine Frau in der Tür ihm etwas zurief. Er trug Jeans und T-Shirt. Reeboks. Aber er sah nicht aus, als gehörte er hierher. Er beachtete sie nicht weiter. Nur ländliche Afrikaner konnten ihren Körpertyp heutzutage noch attraktiv finden: riesiger Arsch und kräftige Oberschenkel. Die groÃstädtische Definition von afrikanischer Schönheit hatte sich für immer verändert, als Naomi Campbell den Laufsteg hinunter defilierte. Solche Frauen interessierten Zondi überhaupt nicht. Keine Blondinen. Keine skelettartigen Endzeithuren. Er war auf der sicheren Seite.
Zondi kam an seinem Wagen vorbei, der auf dem sandigen Bürgersteig parkte, und ging zu dem roten Telefoncontainer hinüber, der unter einer der wenigen StraÃenlaternen stand. Zondi betrat den Container. Eine Frau, die sich ein Baby auf den Rücken gebunden hatte, brüllte in eines der Telefone, sprach offenbar mit ihrem Mann in Durban. Fragte ihn, wann er ihr Geld schicken würde. Das Gespräch endete mit Flüchen der Frau. Sie drängte sich an Zondi vorbei. Das Baby plärrte, als hätte es saure Milch aus ihrer Brust genuckelt.
Ein pausbäckiger Mann von Mitte zwanzig, mit billigem Landeierschmuck und gefakten Designer-Klamotten, saà auf einem Schemel neben den Telefonen und schnitt sich die Zehennägel. Zondi beobachtete, wie ein halbmondförmiger Nagel durch die Luft flog und im Staub landete. Der Mann warf ihm einen Blick zu, machte dann mit dem nächsten Zeh weiter.
»Bist du Vusi?«, fragte Zondi.
»Ja. Und?«, erwiderte der Mann.
Zondi faltete das Fax der Hochzeitseinladung auseinander. »Erinnerst du dich, das hier gesendet zu haben?«
Vusi warf einen kurzen Blick darauf, zuckte die Achseln. »Ja.«
»Für wen hast du das gesendet?«
»Ein Mädchen.«
»Was für ein Mädchen?«
»Ein Mädchen eben.«
Vusi attackierte nun seinen dicken Zeh mit dem Nagelknipser. Es war ein groÃer, dicker gelber Nagel, und der kleine verchromte Knipser war dieser Aufgabe nicht annähernd gewachsen. Er verzog das Gesicht, während er zudrückte, und dann ging der Knipser kaputt, eine Hälfte flog weg und landete scheppernd auf dem Boden.
»Verpisste SchinuckenscheiÃe«, fluchte er.
Zondi hielt ihm eine Fünfzig-Rand-Note hin. »Du musst dir einen besseren Nagelknipser kaufen.«
Vusi griff nach dem Schein. Zondi hielt ihn gerade auÃerhalb seiner Reichweite. Er zeigte auf das Foto des Mädchens in Stammestracht. »War sie das?«
Der Mann kniff die Augen zusammen, zuckte die Achseln. »Könnte sein. Sie war nicht so angezogen.«
»WeiÃt du, wo ich dieses Mädchen finden kann?«
»Sieht aus wie das Zulu Kingdom.« Sah Zondis verständnislosen Blick. »Wo sie die StammesscheiÃe für die Touris abziehen. DrauÃen an der Greytown Road.«
Zondi gab ihm das Geld und ging hinaus. Er würde morgen dorthin fahren. Um das Mädchen zu sehen, das seiner Mutter so ähnlich sah. Wusste nicht, was er tun würde, wenn er sie fand.
Als er den Bürgersteig verlieÃ, bremste ein weiÃes
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