Staubige Hölle
den alten Fremden an. »Wer hat meine Familie umgebracht?«
Goodbread steckte sich eine Zigarette an und wedelte das Streichholz aus. »So wie man es mir erzählt hat, lautet der Name des Mannes, der den Truck fuhr, Moses Mazibuko. Besser bekannt jedoch als Inja. Oben in Zululand bedeutet das Hund.« Inhalierte Rauch. »Seine Befehle erhält er vom Justizminister. Also, wenn das nicht mal ein beschissener Witz ist, sei so nett und sag mir, wenn dir einer begegnet.«
»Warum wollte er uns umbringen?«
»Er hatte es auf deine Frau abgesehen. Ihr anderen wart praktisch nur Kollateralschaden.« Paffte gierig an seiner Zigarette, deren Spitze rot glühte. Behielt den Rauch mit geschlossenen Augen in der Lunge. Atmete dann aus.
Dell schüttelte den Kopf. »Das ist doch absoluter Quatsch. Niemand hatte einen Grund, Rosie umzubringen.«
»Aber sie hatten ein paar Millionen Gründe, Ben Baker umzubringen.« Goodbread betrachtete aus dem Schatten heraus Dell. »Du weiÃt von ihr und Baker?«
»Ja.«
»Ich vermute, sie war in der Nacht bei ihm, als er umgelegt wurde. Hat gesehen, wer es getan hat. Ist irgendwie entkommen. Aber dieser Inja hat sie aufgespürt und â¦Â« Zuckte seine knochigen Schultern. »Schätze, den Rest dieses traurigen Liedchens muss ich ja wohl nicht mehr singen.«
Dell sah Rosies Gesicht am Morgen nach dem Mord an Baker. Ihre leeren Augen. Emotional abgeschottet. Er beobachtete den alten Mann beim Rauchen. »Wo sind wir?«
»Etwa eine Autostunde nördlich von Kapstadt. Mehr musst du nicht wissen. Zum Schutz der Menschen dort drüben.« Wedelte mit der Zigarette Richtung Farmhaus.
»Und was passiert jetzt?«
»Du schläfst. Du siehst aus wie zehntausend Meilen auf einer schlechten StraÃe.«
»Verarsch mich nicht, du hast doch einen Plan. Sag´s mir.«
Goodbread verharrte plötzlich mit der Zigarette auf halbem Weg zu seinen Lippen und forderte ihn mit gehobener Hand zum Schweigen auf. Dell hörte das leise Grummeln eines Motors, das Knirschen von Reifen auf Kies. Ãberraschend schnell für einen alten Mann lieà Goodbread die Zigarette auf den Boden fallen, ging zum Wandschalter hinüber und löschte das Licht.
»Hock dich hinter das Sofa, wo man dich vom Fenster aus nicht sehen kann. Und bleib da. Beweg nicht einen gottverdammten Muskel. Hast du mich verstanden?«
Dell gehorchte und kauerte sich auf den Betonboden. Das Licht aufflammender Scheinwerfer fiel auf die Vorhänge und warf ein widerlich gelbes Licht in den Raum. Goodbread stand mit dem Rücken flach an der Wand zwischen Tür und Fenster. Er zog eine Pistole unter seinem weiten Hemd hervor. Entsicherte sie. Das Scheinwerferlicht verschwand vom Fenster, und Dell hörte das Seufzen von Bremsen, als das Fahrzeug mit dem Motor im Leerlauf anhielt.
Hörte Schritte auf dem Kies, und dann hämmerte jemand mit der Faust gegen die Tür. Eine Stimme sagte in zähflüssigem Englisch: »Aufmachen, Polizei!«
Kapitel 25
Goodbread stand da, die Pistole in der Hand. Bereit. Wieder Klopfen. Jemand versuchte, den Knauf der verriegelten Tür zu drehen. Er hörte die Stimme der Frau von drauÃen, sie sprach Afrikaans. »Der Raum da ist leer.«
Eine Männerstimme antwortete. »Machen Sie auf und lassen Sie uns nachsehen, Mrs. Vorster.«
»Geht nicht. Mein Sohn hat die Schlüssel. Er ist in der Stadt. In der Kirche.«
»Wer wohnt da drin?«
»Ich habe es Ihnen doch gesagt. Niemand. Früher hat ein Vorarbeiter dort gewohnt. Aber der ist jetzt weg, nach Walvis Bay.«
Hörte eine andere Stimme, einen Mann mit dem Akzent der Farbigen. »Lady, falls Sie diesen Goodbread oder seinen Sohn gesehen haben, sollten Sie uns das jetzt besser sagen, denn andernfalls werden Sie in groÃen Schwierigkeiten stecken.«
»Ich sagâs Ihnen doch, ich habe diese Leute nicht gesehen. Wie kommen Sie darauf?«
Goodbread wollte schon einen Blick durch den Spalt der Vorhänge riskieren, als der Strahl einer Taschenlampe die Dunkelheit zerschnitt. Der Bulle drauÃen stand so nahe, dass Goodbread ihn atmen hören konnte, als er nun in den Raum linste.
***
Dell verfolgte, wie der Lichtkreis über die Wand und den Boden wanderte und dann auf der Rückseite des Sofas landete. Einen Moment lang wäre er beinahe mit erhobenen Händen aufgestanden. War bereit, sich zu ergeben.
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