Staubige Hölle
hatte er keine kurzen Haare mehr gehabt, seit dem Ende seines obligatorischen Wehrdienstes in der südafrikanischen Apartheid-Armee. Ging als Kriegsdienstverweigerer in die Grundausbildung. Ein Pazifist. Marschierte mit einem Besenstiel statt mit einem R 1-Gewehr. Die Afrikaaner, mit denen er damals zusammen war, nannten ihn Schwuchtel. Kommie. Roten. Schlugen ihm nur so zum Spaà die ScheiÃe aus dem Leib. Am Ende landete er als Sanitäter in einer Infanterie-Kaserne in Pretoria, nahm alles an Drogen, was er in die Finger bekommen konnte, und die zwei Jahre vergingen wie in einem beschissenen Nebel.
Die Frau lieà ihm Pony und Koteletten. Er sah aus wie jemand,
um den er auf der StraÃe einen groÃen Bogen schlagen würde. Dann streifte sie sich Gummihandschuhe über und rührte in einer Plastikschüssel eine dicke Pampe an. Massierte die Paste in seine Haare ein, färbte sie dunkel. Holte dann einen Fön, der ihm in die Ohren kreischte und die Schnittwunden auf seinem Schädel verbrannte. Den Bart trimmte sie ihm zunächst mit der Schere. Seifte sein Gesicht mit Schaum ein und rasierte ihn dann mit einem Rasiermesser. Fachmännisch.
Goodbread war zurück. »Leck mich am Arsch!«, sagte er und musterte Dell.
Die Frau stieà ein kehliges Lachen aus. »Ja. Er ist fast so hübsch wie sein Dad.«
Dell starrte in den Spiegel. Der Mann, der ihm entgegenblickte, glich aufs Haar demjenigen, der vor fünfundzwanzig Jahren den Kubaner aus dem Hubschrauber getreten hatte.
Kapitel 23
Im gelben Licht einer nackten Glühbirne hob der Junge einen Schafskopf aus dem Eimer und steckte ihn auf den Zaunpfahl. Dann warf er den Schneidbrenner an, der über einen Schlauch mit einer verrosteten roten Gasflasche verbunden war, und richtete die blaue Flamme auf den Kopf, bis die Wolle wegbrannte und die Augen aufplatzten und Blasen warfen.
Inja saà auf dem alten Autositz, trank eine Brandy-Cola und atmete den Geruch von versengtem Fleisch ein. Er befand sich in der Barackenstadt, die wie eine Krankheit neben der Autobahn zwischen Kapstadt und dem Flughafen wucherte. Saà im Hof eines aus Wellblechstücken und Holzbrettern zusammengeschusterten Hauses. Eine Ein-Zimmer-Bruchbude identisch mit all den anderen, die sich in die Dunkelheit hinaus erstreckten.
Der Hof wurde von den Kochfeuern und einer einzigen elektrischen Birne beleuchtet, die über ein Kabel mit Strom versorgt wurde, das illegal den nahegelegenen Strommasten anzapfte. In einem glänzenden neuen Fernseher auf einem 40 -Liter-Fass lief lärmend ein FuÃballspiel. Betrunkene Männer drängten sich darum und fluchten über eine weitere miserable Mannschaftsleistung der Südafrikaner.
Inja schaute zu, als ein altes Weib den Schafskopf vom Zaunpfahl zog und in ein offenes Feuer warf. Sie spieÃte einen anderen, bereits garen Kopf mit einem angeschärften Dorn auf und hob ihn aus den Flammen. Zerteilte ihn in der Mitte mit einer Axt. Eine Hälfte des Kopfs warf sie auf einen Blechteller und brachte ihn zu Inja hinüber. Er gab ihr Geld, das sie sich in den BH stopfte, und kehrte dann zu den Feuern zurück.
Als Inja jetzt das Essen vor sich stehen hatte, verflüchtigte sich sein Appetit, und er spürte, wie Ãbelkeit seine Innereien packte und quetschte. Er stellte den Teller neben sich und schluckte die heiÃe Galle, die seinen Mund füllte. Spülte sie mit einem Schluck runter. Es war wieder da. Das Ding in seinem Blut, das ihn umbringen wollte.
Angefangen hatte es, als er vor drei Monaten angeschossen worden war. Einer seiner Rivalen hatte Injas Wagen auf der kurvenreichen PassstraÃe runter nach Bhambathaâs Rock in einen Hinterhalt gelockt. Hatte einen Baumstamm über die StraÃe gelegt und das Auto mit AK-47 -Feuer durchsiebt, als Injas Fahrer abbremste. Der Fahrer starb, sein Gehirn wurde über die Windschutzscheibe verteilt, und Inja hatte einen Schuss ins Bein abbekommen.
Der Mann mit der AK-47 war geflüchtet. Allerdings erst, nachdem Inja sein Gesicht gesehen hatte. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus ging Inja mit einer Axt bewaffnet zum Haus seines Feindes und nahm seinen Kopf, genau wie bei einem dieser Schafe. SpieÃte ihn auf einem Pfahl im Dorf auf und postierte bewaffnete Wächter darunter. Zwang die Leute aus dem Dorf zuzusehen, wie im Verlauf der folgenden Woche die Vögel die Augen auspickten und Zunge und Fleisch verfaulten und
Weitere Kostenlose Bücher