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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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die Augen. Das Nachbild der Glühbirne loderte auf seiner Netzhaut.

Kapitel 41
    Zweimaliges schrilles Blöken weckte Zondi. Er hatte geschlafen wie ein Toter. Nicht einmal die pulsierende Musik und das Gegröle der Betrunkenen aus der Schenke hatten ihn gestört. Aber der Handyton für eingehende Nachrichten hatte ihn aus dem Schlaf gerissen. Einen kurzen Moment lag er orientierungslos in der Dunkelheit des Raums und hörte jetzt nichts mehr außer der drückenden Stille. Dachte schon, sich das mit dem Telefon nur eingebildet zu haben.
    Es war seit seiner Ankunft stumm gewesen. Er tastete nach dem leuchtenden Display, schaute drauf und sah einen einzigen mageren Balken auf der Anzeige für die Signalstärke des Empfangs. Eine Anomalie der Elemente: Die Mikrowellen wurden von einem Berg oder einer Wolke reflektiert. Er wählte und lauschte einer Computerstimme, die auf Englisch mit einem leichten afrikanischen Akzent sagte, er habe eine Nachricht. Nur eine beschissene Nachricht. Ein Hinweis auf seinen Status als Paria. Er drückte die Taste für Wiedergabe.
    Hörte eine Stimme sagen: »Ruf einen Mann an wegen einem Hund.« Ein glucksendes Lachen, und dann nichts mehr.
    Zondi hörte sich die Nachricht ein zweites Mal an. Er erkannte die Stimme. M.K. Moloi. Ein früherer Kollege, der vor einem Jahr in eine politische Expertenkommission verschwunden war. Ein aufdringlicher Mann um die dreißig, der einem neu gegründeten Bündnis angehörte, das sich von der regierenden Partei abgespalten hatte. Männer, die in Opposition zum Justizminister standen.
    Als Zondi versuchte, M.K. anzurufen, verschwand das Signal. Er stand auf und drückte den Lichtschalter an der Wand. Die von der Decke baumelnde Niederspannungslampe ließ ihr dürftiges blaues Licht auf ihn träufeln. Er schritt in dem beengten Raum auf und ab und hielt das Telefon vor sich, als wäre es eine Wünschelrute. Nichts. Er warf das Telefon aufs Bett.
    Zondi kratzte sich. Er hatte auf den Laken geschlafen, zwar in Jogginghose und T-Shirt, aber dennoch juckte es, wo die Bettwanzen ihn erwischt hatten. Und sein Kopf pochte, als wäre in seinem Schädel ein Zulu-Schlagzeuger zu Gange.
    Das Licht tat ihm in den Augen weh, also machte er es wieder aus. Setzte sich aufs Bett. Lauschte in die Nacht – ein bellender Hund, ein gedämpftes Husten, das von einem Menschen hätte stammen können – und dachte über die Nachricht nach. War sicher, dass alles, was geschehen würde, vorherbestimmt war. Außerhalb seiner Kontrolle.

Kapitel 42
    Goodbread saß zusammengesunken auf dem Beifahrersitz des Trucks und blickte zu den Sternen hinauf, die hier mitten im Nirgendwo wie ein weiß glühender Ausschlag erschienen. Hörte das Rumpeln eines Sattelschleppers unten auf der Landstraße, die Scheinwerfer streiften über den Busch, der den Pick-up vor Blicken verbarg, Lichtsprenkel fielen in die Fahrerkabine hinein.
    Du bist am Arsch, Alter, das ist mal todsicher. Führte Selbstgespräche. Eine Angewohnheit aus dem Gefängnis. Jahre in Einzelhaft. Nicht laut genug, um seinen Sohn zu wecken, der hinten im Truck schlief und dessen lange Beine aus der offenen Heckklappe heraushingen.
    Goodbread duckte sich hinter das Armaturenbrett, steckte sich eine Kippe an und schüttelte das Streichholz aus, bevor er sich wieder aufsetzte. Behielt die Zigarette in der hohlen Hand, damit die glühende Spitze nicht zu sehen war. Verhielt sich, als befände er sich auf einem nächtlichen Einsatz, wie damals, vor einem ganzen Leben. Auf irgendeinem gottverlassenen Reisfeld oder auf einem Stück öden Buschlands.
    Goodbread spürte einen Hustenkrampf nahen und öffnete die Tür, griff nach dem Gewehr neben sich, wollte ein Stück weg von dem Pick-up, um seinen Sohn nicht zu stören. Das Innenlicht flammte auf und machte ihn zu einem leichten Ziel. Er hob eine zitternde Hand, um es zu löschen.
    Herr im Himmel.
    Er glitt hinaus und packte das Gewehr. Stand am Ende mit gebeugten Knien und hängendem Kopf da, während heißes Blut aus seinen kaputten Lungen auf den Sand zwischen seinen Füßen kleckerte.
    Gib’s zu, alter Mann. Du bist erledigt.
    Goodbread spürte, dass seine Knie nachgaben, als wäre er zusammengeschlagen worden, fand sich dann im Staub wieder, rammte den Gewehrschaft in die Erde, damit er nicht mit dem Gesicht zu Boden ging. Er schnappte nach

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