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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Grund zur Besorgnis.« Nkosi . Häuptling. Außerdem der Name Gottes.
    Â»Ich vertraue dir. Falls du dich irrst, wird das Konsequenzen haben.
    Â»Ich verstehe.« Er räusperte sich und sprach jetzt sanfter. » Nkosi , wie du weißt, werde ich in zwei Tagen heiraten. Da du ja hier in Bhambatha’s Rock sein wirst, wäre es für mich die größte Ehre, wenn du uns mit deiner Gegenwart beglücken würdest.«
    Inja schloss den Mund, als er begriff, dass die Verbindung längst beendet war. Er ließ das Gerät sinken und starrte ausdruckslos auf den flackernden Fernseher. Dann öffnete er die Rückseite des Telefons und entfernte die kleine gelbe Karte. Schloss das Telefon, ließ es in die Schublade fallen und trat wieder hinaus auf die Veranda.
    Ein volles Glas erwartete ihn neben seinem Stuhl. Er nahm eine Streichholzschachtel aus der Tasche, zündete die SIM -Karte an und warf sie hinaus in die Nacht, sah zu, wie sie aufloderte und dann erlosch wie ein sterbendes Glühwürmchen.
    Angst nagte an Injas Innereien. Das Wissen, dass die Flucht der weißen Männer gegen ihn verwendet werden würde. Er war auf das Wohlwollen des Häuptlings angewiesen, seines langjährigen Mentors. Des Mannes, der ihm geholfen hatte zu werden, was er geworden war. Der Justizminister. Wohnte weit weg in einem Haus in Pretoria, aber er war ein Mann aus dieser Gegend, ein königlicher Zulu. Einer der wenigen Zulu-Häuptlinge, der nicht mit den Buren kollaboriert hatte, um an der Macht zu bleiben. Als er von den Weißen ins Exil gezwungen wurde, war Inja mit ihm gegangen.
    Damals, Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre, hatte der Häuptling die Reihen der Freiheitskämpfer in den Ausbildungslagern in Zambia, Angola und Tanzania gesäubert. Überzeugt, dass sie von Spionen des Apartheid-Regimes unterwandert waren. Es gab keine Prozesse. Der Häuptling zeigte auf einen, und Inja erschoss denjenigen. Ließ die Leichen in anonymen Gräbern verschwinden. Stolz, seinem Herrn zu dienen.
    Als Nelson Mandela freigelassen wurde und das Apartheid-Regime zusammenbrach, begann der Häuptling seinen Aufstieg innerhalb der neuen Regierung. Und sein Hund war immer dabei, stets bereit, die Drecksarbeit zu erledigen.
    Der Häuptling war heute einer der mächtigsten Männer des Landes, noch mächtiger als der Präsident, der, wie man sich erzählte, nur sein Handlanger war. Geduldig hatte der Häuptling Dossiers über Verbündete und Feinde angelegt, und er sicherte sich ihre absolute Loyalität, indem er ihnen Angst machte. Wenn sie strauchelten, dann pfiff er, und Inja kam angelaufen. Doch Inja wusste, schon beim geringsten Fehltritt würde man ihn auf der Stelle beseitigen.
    Inja lehnte mit dem Rücken an der kühlen getünchten Wand und versuchte, gegen die Panik und das Fieber, das sein Blut aufheizte, ruhig durchzuatmen. Gelbes Licht fiel aus der Tür in einem langgestreckten Rechteck auf den Sand hinaus, was ihn an einen Sarg aus Kiefernholz erinnerte.
    Er versuchte, diese morbiden Gedanken abzuschütteln, indem er zu der neuen Hütte hinübersah, deren mit Schilf gedeckte Dachbalken vor dem Hintergrund des Nachthimmels eben noch zu erkennen waren. Das Haus seiner vierten Braut. Er hatte das Haus der letzten Ehefrau abgefackelt, die vor ihrem Tod praktisch zu einem Nichts verrottet war. Und beauftragte dann Einheimische, diese Hütte hier für die Jungfrau zu bauen, die er kommenden Samstag heiraten würde.
    Inja dachte daran, wie sie mit diesem verseuchten Schwein in einem Auto gesessen hatte, und eine riesige Wut stieg in ihm auf. Er hatte am Straßenrand über sie herfallen wollen, sich zwischen ihre Schenkel zwängen und spüren wollen, wie seine Männlichkeit dieses Häutchen in ihr zerfetzte. Hätte sie dann tot neben diesem Abschaum liegen gelassen, mit dem sie hatte abhauen wollen.
    Aber er hatte sich zurückgehalten. Hörte den Rat seines sangoma , dass er sich von dem Fluch, der sein Blut in Gift verwandelt hatte, nur dann befreien konnte, wenn er diese Jungfrau auf die Art seiner Ahnen heiraten würde. Er brauchte sie. Nur sie allein konnte ihn retten.
    Inja setzte sich und versuchte, sich zu beruhigen. Er beobachtete, wie geflügelte Ameisen an einer nackten Glühbirne Selbstmord begingen. Winziges Aufflammen der Flügel, wenn die Viecher vom heißen Glas verbrutzelt wurden. Er schloss

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