Staubige Hölle
heiÃ.
»Bist du auch wirklich sicher, dass du das tun willst, Sunday? Induna Mazibuko ist kein Mann, den man verärgern will.«
»Natürlich bin ich sicher.«
Während sie sprach, nahm sie die Kette mit den Verlobungsperlen vom Hals und zerriss die Schnur aus Baumwolle und getrocknetem Gras. Die Plastikperlen sammelten sich in ihren Händen. Sunday kurbelte ihr Seitenfenster herunter, warf die Perlen hinaus, sie hüpften davon, schwarz wie Kaninchenköttel. Nicht weit hinter ihnen fuhr ein Taxi, und es freute sie, dass die Perlen unter seinen Rädern zerquetscht würden. Sie lachte, fühlte sich erleichtert. Sie kurbelte die Scheibe wieder hoch und bemerkte, wie Sipho in den Rückspiegel starrte.
»Hast du Familie in Durban? Leute, bei denen du bleiben kannst?«, erkundigte er sich.
»Nein.« Sunday überkam eine plötzliche Panik. Sie hatte das Bild vor Augen, wie Sipho sie mitten in dieser riesigen Stadt absetzte, die sie aus Illustrierten kannte.
Mit den langen, schlanken Fingern seiner Hand schaltete er einen Gang runter. Der Motor heulte auf, der Wagen zog eng durch die Haarnadelkurven. Sie schienen sich nicht schneller zu bewegen als die Ziegen, die am StraÃenrand schlenderten, Gesichter wie bärtige alte Männer.
»Keine Sorge. Du kannst bei mir bleiben. Bei meiner Familie, meine ich. Wir haben ein Haus in KwaMashu.« Er sah sie an. »Kennst du KwaMashu?«
»Hab schon davon gehört.« Sie hatte Bilder des Townships gesehen, das sich über niedrige grüne Hügel erstreckte, dicht beieinander stehende kleine Häuser und Hütten.
»Du wirst dir ein Zimmer mit meinen Schwestern teilen müssen. Eine ist ungefähr dein Alter. Und die andere ist noch auf der Junior School.«
»Danke«, sagte sie. »Du bist wirklich sehr nett.«
»Oh, du wirst dir deinen Lebensunterhalt verdienen müssen, keine Sorge. Meine Mutter schneidet zu Hause Haare. Vielleicht kannst du ihr helfen.« Lächelte Sunday an. Als er dann wieder in den Rückspiegel blickte, verging ihm das Lächeln.
Sunday sah über die Schulter zurück. Das Taxi war jetzt dicht hinter ihnen, überholte jedoch nicht. Ungewöhnlich für einen dieser Fahrer, die in der Regel ziemlich ungeduldig waren und langsam fahrenden Verkehr in den selbstmörderischen Kurven überholten. Sunday drehte sich zur Seite und wollte Sipho eine Frage stellen, als sie durch eine scharfe Kurve kamen und sie ein Auto quer auf der StraÃe stehen sah. Ein groÃer roter Wagen, einem Jeep ähnlich. Induna Mazibukos Wagen.
Sipho bremste. Das Taxi hinter ihnen hielt ebenfalls an und versperrte ihnen den Weg zurück. Der Motor des kleinen Wagens soff ab, es folgte ein Augenblick der Stille, der ewig zu dauern schien. Sunday hörte Siphos Schlüsselbund gegen die Lenksäule schrammen. Hörte sein Atmen. Schwor, sie könnte ihr Herz aussetzen und dann weiter schlagen hören, wie es Blut durch ihre Adern pumpte.
Dann das laute Zuschlagen von Autotüren hinter ihnen. Die Tür des Jeeps ging auf, und der alte Hund stieg aus. Sie hörte das Knirschen von Injas Schuhen auf dem Kies, als er zu ihrer Tür kam und sie öffnete. »Steig aus.«
Sunday wich vor ihm zurück. Er packte sie am Arm und zog sie aus dem Wagen. Sie stürzte in den Sand, schürfte sich die Knie auf.
»Lass sie in Ruhe!«, brüllte Sipho, der inzwischen ausgestiegen war. Vier Männer aus dem Taxi waren inzwischen an seiner Seite, einer von ihnen packte ihn am Hals und drückte ihm eine Kanone an den Kopf.
Sunday kniete, blickte auf die grauen Schuhe des alten Mannes, die Sonne von den Messingschnallen reflektiert. »Bringt mir den Penner her«, sagte er.
Die Männer schleppten Sipho um den Wagen und zwangen ihn neben Sunday auf die Knie. Inja hatte eine Waffe in der Hand, silbern vor seiner dunklen Haut. Er legte den Lauf an Siphos Kopf. Der Junge verzog keine Miene, starrte geradeaus.
»Hat er dich gefickt?«, fragte Inja Sunday. »Hat er dich geknackt? Hat er dein Blut mit seinem Dreck verunreinigt?«
Sie sah zu dem alten Hund auf, eine schwarze Form vor dem roten Himmel. »Er hat mich nicht angerührt.«
Inja stieà die Waffe hart gegen Siphos Schläfe, brachte ihn beinahe aus dem Gleichgewicht. »Sei jetzt ehrlich, Mädchen. Sonst erschieÃe ich ihn.«
»Ich schwöre bei Gott. Ich sage die Wahrheit.«
»Und
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