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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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eingeklemmt von dem kräftigen Mann und Auntie Mavis, als der alte Pick-up holpernd Bhambatha’s Rock erreichte. Der Mann stank nach schlechtem Atem und ungewaschenen Füßen. Und da war noch etwas, ein unbekannter, säuerlicher Geruch, so als hätte er sich nicht richtig abgewischt. Auntie Mavis, die aus ihrem rosa Kleid quoll, schwitzte durch Lagen billigen Parfums, und Sunday spürte die Feuchtigkeit des Arms der Frau, als ihr mit Grübchen übersätes Fleisch bei jedem Schlagloch tanzte.
    Sunday richtete ein stummes Gebet an ihre Mutter. Flehte sie an zu kommen. Um sie zu leiten. Aber Sunday fürchtete, dass ihre Mutter sie verlassen hatte, nachdem das Letzte von ihr mit dem Buch verbrannt war. Sunday hatte ihre Stimme nicht mehr gehört oder ihre Gegenwart gespürt. Kein Kribbeln auf dem Rücken, kein kühler Luftzug auf ihrem Nacken.
    Sunday hatte sich noch nie so allein gefühlt. In dieser Stadt, die in Angst vor dem alten Hund lebte, gab es niemanden, an den sie sich wenden konnte. Die Polizei, dessen überdrüssig, dass ihre Beamten abgeschlachtet wurden, hatte schon vor langer Zeit das Revier geschlossen und war ins ferne Dundee umgezogen. In Bhambatha’s Rock gab es nur ein Gesetz, und das war Inja Mazibuko.
    Â»Komm schon, Mädchen, hör auf zu träumen!« Die fette Frau stieg aus dem Truck und ging zum Bürgersteig. Sie sah aus wie der Heißluftballon, den Sunday mal gesehen hatte, rosafarben und wie von Zauberhand über den Himmel schwebend.
    Sunday folgte Auntie Mavis in ein kleines Gebäude an der Hauptstraße. Sie fühlte sich hässlich in dem sackartigen Kleid, das an ihr herunterhing. Die alte Schneiderin wartete an der Tür. Sie war eine der wenigen, die sich noch an die unverfälschten Traditionen erinnerte, überliefert von ihrer Mutter und davor der Mutter ihrer Mutter.
    Sie beugte ihren ohnehin schon gebeugten Rücken. Verhielt sich kriecherisch Auntie Mavis gegenüber, sabberte aus ihrem zahnlosen Mund bei der Vorstellung, dass das Geld des Hundes in ihre Taschen floss. Sunday wusste, dass eine stundenlange Folter vor ihr lag, während die alte Frau an ihr herum stupste und stieß und die Kleider an ihrem Körper umarbeitete, gleichgültig, ob die Nadeln sie stachen oder nicht.
    Der schwere Mann schloss die Tür und seufzte, während er sich auf einen Holzschemel vor dem Fenster niederließ, auf die Straße hinausstarrte und sich an den Eiern kratzte. Die Kanone hing ihm an der Hüfte.
    Die Schneiderin schnalzte mit der Zunge, und ihre junge Helferin, ein traurig aussehendes Mädchen in Sundays Alter, zog ein Laken fort, um das Hochzeitskleid zu enthüllen, das auf einem Tisch ausgebreitet lag. Das bestickte Schultertuch. Der hohe Brauthut. Der mit Perlen bestickte BH . Der kurze, mit Fransen versehene Rock. Der Perlenschleier, der am Morgen der Hochzeit in Sundays Haare geflochten und bis zu ihrem Sterbetag dort bleiben würde. Der ganzen Welt verkündete, dass sie das Eigentum von Inja Mazibuko war.

Kapitel 49
    Dell fuhr tiefer in die Hitze. Die Luftfeuchtigkeit war so hoch, man hätte drauf kauen können. Goodbread sagte, die Klimaanlage zerreiße seine Lungen, also hatte Dell sie ausgelassen und die Scheiben heruntergekurbelt. Spürte trotzdem, wie ihm der Schweiß aus allen Poren lief. Der alte Mann schien nicht zu schwitzen, saß da wie eine vertrocknete Schote, starrte durch die Windschutzscheibe, rauchte eine Zigarette nach der anderen.
    Dell folgte der Küstenstraße, immer am Rand Afrikas entlang. Links die Zuckerrohrfelder, rechts der Indische Ozean. Gelegentlich sah er ein Stück Wasser, flach und glatt, durch die wildwuchernden Eigentumswohnungen und Golfanlagen – die Privilegierten hielten sich versteckt hinter Nato-Draht und Elektrozäunen, blickten Richtung Australien und fragten sich, warum zum Teufel sie nicht abgehauen waren, als ihre Währung noch einen Wert besessen hatte. Die hungrigen Armen kamen jeden Tag näher, ihre Hütten brandeten gegen die Umfassungswände der Reichenenklaven, und ihre Scheiße machte die Wasserläufe und Lagunen schwarz vor Krankheiten.
    Dell umfuhr das städtische Gewirr von Durban, wo er die ersten zehn Jahre seines Lebens verbracht hatte, fuhr landeinwärts auf einen Ort zu, an dem er noch nie zuvor gewesen war. Weit entfernt von der achtspurigen Autobahn. Er schaltete das Radio ein. Ein Sender aus

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