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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Smith
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Sinn, ihre vollen Lippen, während sie an der Zigarette zog. Er zwang sich auszumalen, wie diese Lippen in zwanzig Jahren aussahen, nicht mehr voll, sondern von tiefen Furchen durchzogen, ihre Schönheit nicht mehr als eine verblassende Erinnerung. Aber es funktionierte nicht. Er wollte sie. So einfach war das.
    Zondi seufzte und rutschte unruhig hin und her. Er sah auf den kraal hinunter und wünschte sich, ein Fernglas zu haben. Nichts rührte sich mehr, seit vor einer halben Stunde zwei Fahrzeuge hineingefahren waren und neben dem Haupthaus geparkt hatten. Er verfolgte, wie die Sonne weiter sank. Wusste, dass mit Einbruch der Dunkelheit sein Plan unbrauchbar würde. Er lachte. Welcher Plan eigentlich?
    Als er das Krankenhaus verließ und diesen Aussichtspunkt gefunden hatte, war er davon überzeugt, dass Inja ihn zu dem Mädchen führen würde. Der Hund würde auf der Suche nach Goodbread, Dell und ihrer Gefangenen seine Männer das ganze Tal absuchen lassen. Die drei hatten sich irgendwo hier versteckt. Und man würde sie auch gesehen haben, so wie alles gesehen wurde in diesem Tal der Spitzel. Zondi musste nichts anderes tun, als Inja zu folgen. Aber bei Dunkelheit müsste er die Scheinwerfer des Fords benutzen, und das machte ihn zu einem perfekten Ziel.
    Zondi richtete sich auf. Drei Autos hatten sich in Bewegung gesetzt. Injas Pajero und zwei weitere Pick-ups. Der Warlord und seine Armee. Holperten vom Gelände auf die Schotterstraße zu, die die niedrigen Berge umfasste wie ein ausgefranster Gürtel.
    Zondi versuchte, den Wagen anzulassen. Der Ford ächzte und sprotzte, und mit einem rauchigen Röcheln zündete er schließlich. Zondi ergriff das Lenkrad, riss sofort die Hände zurück. Der rissige Kunststoff war heiß wie ein Backstein in einem Brennofen. Fluchend packte er das Steuer wieder, biss die Zähne zusammen und nahm die Verfolgung des Konvois auf.
    ***
    Der Pajero fuhr einen Viehpfad entlang, am Rande des geplünderten Tales, in dem verarmte Menschen mühsam ihr Leben bestritten. Inja saß vorn, hörte das Trommeln der Räder auf dem ausgedörrten Boden. Zwei Bewaffnete saßen mit im Wagen. Weitere sechs in den Fahrzeugen davor und dahinter.
    Inja hatte sich seit dem Ritual nicht mehr gewaschen. Sein Körper war mit getrocknetem Blut überzogen. Es stank durch die Kleidung. Heftig. Metallisch. Er streckte eine Hand aus, spreizte die Finger. Spürte das geronnene Blut aufbrechen, als er die Haut straffte. Er zitterte nicht. Er war wieder stark.
    Er zündete einen Spliff an, inhalierte den Rauch. Hielt ihn drinnen, bis er meinte, seine Lungen würden platzen, dann ließ er ihn in einer wohlriechenden Wolke aus dem Mund entweichen. Spürte, wie es in sein Blut eindrang. Wie es seine Sinne schärfte. Er berührte das Amulett an seinem Hals. Perlen und getrocknete Wurzeln. Vom sangoma . Zum Schutz. Um ihm Macht über den Feind zu verleihen. Die weißen Männer.
    Der Pfad hörte auf, und der Konvoi überwand Felsbrocken und Gräben, bis sie am Fuß eines Berges ankamen. Einer von Injas Männern saß auf einem Felsen, eine AK-47 über den Knien. Bewachte einen alten, ausgemergelten Mann in einem zerrissenen khakifarbenen Overall und mit Reifensandalen an den Füßen, der auf dem Boden hockte, tief vornüber gebeugt wie ein Gefangener, Ohrläppchen bis auf die Schultern.
    Inja drückte die Tür auf und stieg aus. Waffen klapperten, als seine Soldaten sich ihm anschlossen. Injas Mann stand auf, beugte den Kopf zum Gruß. Der alte Mann rührte sich nicht, starrte in die zunehmende Dunkelheit. Inja hörte leises Schlurfen, als drei magere Schafe auftauchten, den unfruchtbaren Boden nach Nahrung absuchten.
    Â»Was hat er gesehen, der Alte hier?«, fragte Inja und deutete mit dem Kopf auf den Schäfer.
    Â» Induna , er sagt, er hätte seine Schafe unten in der Nähe von Bourke’s Cutting weiden lassen, und da hat er einen Truck gesehen. Zwei weiße Männer und ein junges Mädchen. Eine von uns. Sie haben den Truck versteckt, und sind dann zu einer Höhle hinaufgeklettert.«
    Â»Steh auf, alter Mann«, sagte Inja.
    Der Schäfer stand auf. Der alte Bastard konnte Inja nicht in die Augen sehen. »Ist das wahr? Hast du das gesehen?«
    Nickte mit gebeugtem Kopf. »Es ist wahr, Induna .«
    Inja zeigte auf die Schafe. »Sind das deine?«
    Â»Ja, Induna. Sie

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