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Stauffenbergs Gefaehrten

Titel: Stauffenbergs Gefaehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Vollmer , Lars-Broder Keil
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und Pferd und Wagen aufs Geratewohl zum KZ , das war Anfang Februar1945 , habe mich am Tor gemeldet und gesagt, ich wolle Kommissar Borchert besuchen, ob das privat möglich sei. Der Kommissar lebte, was ungewöhnlich war, im Lager. Ich wurde an sein Büro in der Baracke 5 verwiesen, dort war er dann. Ich habe ihn direkt gefragt, ob ich meine Mutter sehen könne. Er hat mir auch einen Rat gegeben. Ich hatte zwei Abschiedsbriefe meines Vaters mit – einen an mich und einen an meine Mutter. Ich fragte ihn, ob meine Mutter wisse, dass mein Vater nicht mehr lebt? »Von uns nicht«, antwortete er und fügte dann hinzu: »Ich rate Ihnen, geben Sie ihr die Briefe jetzt nicht. Das könnte ihr helfen.«
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    Ursula Gräfin zu Dohna und ihr Bruder Lothar, 2012
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    Ursula hat sich an diesen Rat gehalten und die kurze Sprechzeit mit ungewohnt lebhaften Schilderungen über die Flucht gefüllt. Sie wollte, dass die Mutter in ihrem Überlebenswillen ungebrochen blieb.
    Einige Wochen später versucht auch Lothar über Borchert eine Besuchserlaubnis zu bekommen. Der Kommissar ist diesmal deutlich zugeknöpfter. Jetzt ist es eine Sekretärin, die Mitgefühl mit dem jungen verwundeten Offizier zeigt, der seine Mutter noch einmal sehen will. »Im Gegensatz zu meiner Schwester hat mich unsere Mutter nach meinem Vater gefragt: ›Was weißt du von Papa?‹ Meine Antwort: ›Wir haben ganz lange nichts mehr von ihm gehört, seit Herbst.‹ Das nahm sie an, aber das war auch nicht gelogen.«
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III.
    Sucht man nach den Gründen für die frühe Gegnerschaft der Familie Dohna gegen Hitler und das NS -Regime, so finden sich eine ganze Reihe von biographischen Begründungssträngen – aber ausschlaggebend ist wohl doch eine Persönlichkeitsstruktur des Vaters, die schon ganz früh zutage trat: geistige Unabhängigkeit, Fähigkeit zum eigenen nüchternen Urteil, eine hohe Bereitschaft, sich vom Gemeinwesen in die Pflicht nehmen zu lassen, und nicht zuletzt persönliche Bescheidenheit.
    Als jüngerer Sohn einer alten europäischen Adelsfamilie war Heinrich Dohna für den Offiziersberuf vorgesehen, wollte aber nicht ins elitäre 1. Garde-Regiment, dessen bekanntester Traditionsträger das spätere I.R.9 war, »weil da doch die Prinzen den Ton angeben«. Er trat stattdessen 1901 bei den Leibhusaren in Danzig ein. Der kaiserlichen Nähe entkam er dennoch nicht. Ein Pferd, das er so großartig zugeritten hatte, dass es Wilhelm II . gefiel, brachte ihm beim Verkauf so viel Geld ein, dass er davon eine neunmonatige Weltreise (1907) finanzieren konnte. Überwiegend auf Frachtschiffen oder auf dem Pferderücken unterwegs, sah er Indien, Indochina, China, die Mongolei.
    Im Ersten Weltkrieg wurde er bald in den Generalstab berufen, 1916/17 in die Operationsabteilung des Großen Generalstabs unter Hindenburg. Dessen Generalquartiermeister Ludendorff sei »militärisch hochbegabt, aber persönlich ein äußerst fragwürdiger Charakter, überheblich und maßlos« gewesen, erklärt er später seinen Kindern. Der Große Generalstab war nach dem Krieg in der Haltung zu Ludendorff nahezu gespalten. Dohna aber gehörte – wie der spätere Nachrichtenchef und Mitverschwörer Fellgiebel, mit dem er bis zu seinem Tod eng befreundet bleibt – zu den »Anti-Ludendorffianern«. Auch den späteren Hitler-Getreuen General von Reichenau lernte er zu dieser Zeit bereits kennen. »Der wird nicht mehr eingeladen«, hieß es im Hause Dohna.
    Wie die meisten Ostpreußen war Dohna Gegner des sowjetischen Systems und der Bolschewiken und fürchtete die Bedrohung durch die Expansion der Roten Armee. 1919 stellte er sich der baltischen Landeswehr, die einen Kooperationsvertrag mit der jungen lettischen Republik schloss, für deren Aufbau zur Verfügung.
    Mit dem Ende des Krieges und seiner Heirat 1920 mit Maria-Agnes von Borcke – »der oder keiner«, soll sich die selbstbewusste junge Dame früh festgelegt haben – wechselte er in den Zivilberuf, wurde Landwirt und übernahm die Verwaltung des Gutes Tolksdorf, das seine Frau geerbt hatte. Ehrenamtlich beteiligte er sich zwar am Aufbau des milizartigen Grenzschutzes in Ostpreußen, hielt diesen aber aus dem Kapp-Putsch vom März 1920 heraus, weil er, wiewohl von unerschütterlicher wertkonservativer Überzeugung getragen,

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