Stauffenbergs Gefaehrten
für die Verwaltung in OstpreuÃen zur Verfügung stellen. Dohna sagt zu. Es wird nicht die letzte Zusage bleiben.
Die sehr weit gediehenen Pläne des Jahres 1938 â vielleicht die aussichtsreichsten von allen zum Sturz des Diktators â wurden abgeblasen, als Hitler mit dem »Münchener Abkommen« einen beispiellosen innen- und auÃenpolitischen Triumph feierte. Dohna aber war von Anfang an gegen die Annexion des Sudetenlandes. Das habe doch niemals zu Deutschland gehört, sagt er seinen Kindern. Wieder ist er mit seiner Position in der Minderheit.
Im Zweiten Weltkrieg wird er als Chef des Stellvertretenden Generalkommandos in Königsberg reaktiviert. Die Spannungen zwischen seinen Pflichten als führender Militär und den Befehlen, die er bekommt, müssen manchmal unerträglich gewesen sein. »So verhinderte er beispielsweise in Radom die Durchführung des Befehls, einen polnischen Gutsbesitzer mit seiner Familie wegen angeblichen Waffenbesitzes erschieÃen zu lassen. Auf Antrag übertrug ihm sein Vorgesetzter, der General von Gienanth, die Untersuchung der Angelegenheit, und Dohna ermittelte, daà die SS selbst die Waffen im Gutspark vergraben hatte ⦠Nach dieser Beweisführung wurde der ErschieÃungsbefehl zurückgezogen.« 4
Der Konflikt mit den NS -Generälen, unter ihnen besonders mit Bodewin Keitel, dem Bruder von Hitlers Feldmarschall Wilhelm Keitel, führt 1943 zur Demission Dohnas. Anlass ist Keitels Plan, die in Danzig lebenden Polen zur deutschen Wehrmacht zwangszurekrutieren. »Die Gründe für seine Ablösung als Korpschef waren politische«, schreibt Generaloberst Franz Halder, der Dohna aus der Zeit der Umsturzpläne von 1938 kannte, wenige Monate nach Kriegsende.
Während der Abwesenheit ihres Mannes hat die Gräfin oft Mitglieder des Verschwörerkreises bei sich zu Gast. Als im Rahmen der Vorbereitung des »Unternehmens Barbarossa« alle militärischen Stabsstellen seit 1940/41 in die unmittelbare Nähe des Gutes Tolksdorf verlagert werden, finden diese Treffen immer häufiger statt. Besonders oft kommt der Nachrichtenchef Erich Fellgiebel vorbei. Vorwand für seine häufigen Besuche ist ein Pferd, das die Tochter Ursula für ihn zureiten soll. Diese ehrenvolle Aufgabe für den Pferdeliebhaber Fellgiebel übernimmt sie mit groÃer Gewissenhaftigkeit, ahnt sie doch, dass es eigentlich um ein Alibi für Treffen und Absprachen geht.
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VI.
Aufgrund seiner vielen Verbindungen gehört Dohna zu den Hitler-Gegnern, die Kontakte zu den unterschiedlichsten Widerstandskreisen haben: zum militärischen (Beck, Fellgiebel, Stieff, Witzleben, Schulenburg), zum politisch-konservativen um Goerdeler (Popitz, Jessen), zum christlichen der Bekennenden Kirche (Niemöller, Iwand, Bonhoeffer) und auch zum eher liberalen sogenannten Kreisauer Kreis, der sich um Peter Yorck von Wartenburg und Helmuth James von Moltke gebildet hat. Es ist deswegen auch leicht verständlich, dass sich bei der Suche nach möglichen Kandidaten für eine Machtübernahme unmittelbar nach gelungenem Staatsstreich viele schnell darauf verständigen können, Dohna zu bitten, übergangsweise als Oberpräsident OstpreuÃens zur Verfügung zu stehen. Man brauchte ja Menschen, deren Autorität auÃer jedem Zweifel stand und die auch von der unentschlossenen Bevölkerung sofort anerkannt würden. So risikoreich es war, dafür den eigenen guten Namen herzugeben, persönlichen Vorteil konnte man sich davon keinesfalls versprechen, denn diese Aufgabe sollte ja nur so lange übernommen werden, bis in Deutschland wieder geordnete Verhältnisse herrschten und eine legale Regierung im Amt wäre.
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Marie-Agnes Gräfin zu Dohna
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Am 19. August 1943 schreibt Moltke an seine Frau Freya:
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Am Abend war ein Graf Lehndorff aus OstpreuÃen da, der, sehr klug und nett, recht interessant über Stimmung und Haltung in OstpreuÃen berichtet. Die Leute dort scheinen schon sehr besorgt über ihr weiteres Schicksal zu sein. Wir haben mit L, so schien mir, einen groÃen Fortschritt in OstpreuÃen getan und er will versuchen, mit dem in Frage kommenden Mann [Dohna] wieder zu erscheinen. Ich bin gespannt, ob es klappt. 5
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Angefragt wird Dohna von Yorck von Wartenburg und Lehndorff, seinem Verwandten und Nachbarn â so jedenfalls wird es im Freisler-Prozess vom 14. September 1944
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