Stauffenbergs Gefaehrten
grundsätzlich nicht gegen eine legale Regierung angehen wollte. 1
Im Rückblick bezeichnen die Kinder ihren Vater als »Vernunftrepublikaner«, der die Weimarer Republik akzeptierte oder es zumindest ablehnte, gegen einen rechtmäÃigen Staat vorzugehen. Eigentlich aber hätte er gern in einer konstitutionellen Monarchie gelebt.
Auch die Mutter war sehr gebildet, sie interessierte sich brennend für Politik und Geschichte und nahm lebhaft an den Tischgesprächen teil. Beide Eltern waren aktive Mitglieder der Kant-Gesellschaft in Königsberg und fuhren gern zu deren Treffen und Vorträgen.
Das Aufkommen der Nationalsozialisten ist beiden Dohnas von Anfang an suspekt. »Schon im Jahre 1930 haben wir Bekannte gewarnt, die für unseren Geschmack viel zu leichtsinnig waren und den Hitler zu harmlos beurteilten«, schreibt die Witwe 1983.
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Am 30. Januar [1933] hielten wir uns gerade in Berlin auf und waren ein paar Tage später bei einem Freund meines Mannes zum Essen eingeladen. Dort führte mich der General Blomberg. Er war gerade Minister geworden unter Hitler, und da fragte ich ihn: »Wie können Sie bloà in dieser Regierung Minister werden?« Worauf er betonte, er fände die Regierung gut. Hitler würde es schon sehr gut machen ⦠Da habe ich dann schlieÃlich bloà noch gesagt: »Wenn diese Naziregierung bleibt oder eine neue Naziregierung kommt, dann gibt es in fünf Jahren Krieg.« Die Generäle haben aber natürlich auf Frauen nicht gehört.
So war zum Beispiel im Mai 1934 General von Fritsch, Chef der Heeresleitung, bei uns. Ich besinne mich noch gut. Wir gingen in unserem Park spazieren. Ich schimpfte immerzu auf das Regime und auf Hitler. Da sagte Herr von Fritsch bloÃ: »Sie kommen noch mal ins KZ. « ⦠Das muà im Mai 1934 gewesen sein, denn ich weià genau, es war noch vor der »Reichsmordwoche«. 2
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Beide sollten recht behalten: Die Gräfin kommt tatsächlich 1944 bis zum Ende des Krieges ins KZ , aber die Generäle Fritsch und Blomberg werden noch vor Kriegsbeginn durch Intrigen von Hitler abgelöst und in ihren Funktionen durch noch willfährigere Generäle ersetzt.
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IV.
Die entscheidende Vorprägung für das spätere Engagement Dohnas aber erfolgt in der Zeit des Kirchenkampfes in OstpreuÃen, in jener lang andauernden Auseinandersetzung, für die zum ersten Mal auch der Begriff »Widerstand« überliefert ist. »Daà er zu den Männern des 20. Juli gehörte, lag in der Linie seines Lebens. Er wuÃte sich dahin gestellt von demselben Herrn, der ihn zum Zeugnis der Bekennenden Kirche gerufen hatte. Beides war e i n Weg in seinem Leben. Beides ein vor den Menschen verlorener Weg«, schreibt â im protestantischen Sprachgebrauch und Predigerton seiner Zeit â der Theologe Hans Joachim Iwand. Er hatte nicht nur als Dozent der Bekennenden Kirche, der lange in der Illegalität lehrte und schlieÃlich aus OstpreuÃen ausgewiesen wurde, Grund zu persönlicher Dankbarkeit. Dohna wurde wirklich zu einem Fels in den heftigen innerkirchlichen Auseinandersetzungen.
In OstpreuÃen hatten die Nationalsozialisten zum ersten Mal nach dem Ausscheiden des Generalsuperintendenten versucht, das Führerprinzip auch auf die Kirche zu übertragen und einen ihnen genehmen Bischof der NS -affinen, offen antisemitischen »Deutschen Christen« zu installieren. Seither gilt diese Kirche in den Augen der bekennenden Christen als »zerstört«. Es kommt zur Gründung einer eigenen Kirchenliste »Evangelium und Gemeinde«, bald darauf zum »OstpreuÃischen Bruderrat«, der sich den Synoden der Bekennenden Kirche im Reich anschlieÃt, ein eigenes Predigerseminar unterhält und dafür freiwillige Spenden einzieht. Jede Gemeinde und jeder Pfarrer werden durch diese offene Kirchenspaltung genötigt, sich für die eine oder andere Seite zu erklären. Das bleibt nicht ohne Folgen, zeitweise sind allein in OstpreuÃen 153 Pfarrer in Haft. Die dortige protestantische Kirche gehört damit zu den entschlossensten Gegnern der »Deutschen Christen«.
Im Original erhalten ist vom November 1934 ein Flugblatt Dohnas, das er an seinen groÃen Bekanntenkreis verschickte, um für die Mitgliedschaft in der »Gemeinde unter dem Evangelium« zu werben, bei deren erster Versammlung, der »Knochensynode«, sich annähernd tausend
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