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Stauffenbergs Gefaehrten

Titel: Stauffenbergs Gefaehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Vollmer , Lars-Broder Keil
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Pfarrer und Gemeindemitglieder eingefunden hatten:
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    Die Pfarrer der kirchlichen Arbeitsgemeinschaft Ostpreußens stehen im schweren Kampf für unsere Kirche und unser Bekenntnis.
    Soeben hat sich bis zur endgültigen Regelung des kirchlichen Notstandes die freie evangelische Bekenntnissynode Ostpreußens gebildet. Diese Bekenntnissynode erhebt den Anspruch, im Unterschied zu der deutschchristlichen Provinzial-Synode, rechtsgültige Vertretung der Gemeinde zu sein. Aus ihrer Mitte hat sie einen Bruderrat berufen, in dem sie den Träger der Rechte und Pflichten des Prov.-Kirchenrates sieht.
    Bisher tragen die Pfarrer die Kosten der gesamten Arbeit selbst. Sie unterhalten ferner aus eigenen Mitteln die ihres Amtes entsetzten Brüder. Das geht nicht an. Wir müssen uns hinter sie stellen. Es ist genug, wenn sie bereit sind, ihre Stellung und ihr Amt zu opfern …
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    Dieser ungeschminkten Analyse folgt die Aufforderung, die beigefügte Mitgliedskarte bald zurückzusenden, reichlich Spenden auf ein bestimmtes Konto zu überweisen (der namentlich genannte Kassenwart ist der ehemalige Pfarrer der Patronatskirche von Tolksdorf) und im gesamten Bekanntenkreis »fleißig« Mitglieder für die Bekennende Kirche zu werben.
    Es verwundert kaum, dass es bereits 1933 in Tolksdorf eine Hausdurchsuchung gibt. Einschüchternde Wirkung hat sie offensichtlich nicht gehabt. Die Dohnas laden sogar zu einem Vortrag von Iwand in ihren Privaträumen ein; die Versammlung vermittelt den Eindruck einer oppositionellen Kundgebung. Zur Bekennenden Kirche zählen sich in Ostpreußen 1937 ganz offiziell 200 Kirchengemeinden. Dohna selbst behält seinen Platz im Ostpreußischen Bruderrat als einer der Laien bis zuletzt bei und nimmt an allen drei illegalen Synoden sowie im Auftrag seiner Landessynode auch an den reichsweiten Synoden der Bekennenden Kirche teil.
    Deren allmählicher Niedergang nach der Bekenntnissynode in Oeynhausen 1936 und nach der Verhaftung Martin Niemöllers 1937 hat ihn, der nüchterner als mancher leidenschaftliche Pfarrer ist, kaum erschüttert. »Vielleicht hat er früher als wir gesehen und geahnt, daß die Kirche zu schwach war, um den Kampf durchzuhalten«, schreibt wiederum Iwand in einem Porträt für ein Buch, das Ricarda Huch 1946 herausgeben wollte. »Aber er war nicht der Mann, in solchem Fall zu weichen. Er stand auch im Untergang fest … Graf Dohna ging mit der Minderheit … Wenige nur wußten, daß er unermüdlich tätig und besorgt war, die Reste des tapferen Häufleins zu schützen, die Vernichtungswut der fanatisierten Gegenkirche zu dämpfen. Er wirkte gern in der Stille.«
    Wie nah dieses unerschrockene Auftreten dem Kern seines christlichen und politischen Engagements ist, lässt sich am besten in der erhaltenen Ansprache vom März 1935 zur Konfirmation seines ältesten Sohnes Carl Albrecht (geb.1921 , gefallen 1941) nachvollziehen. Hier wird – ähnlich wie bei der Ansprache Henning von Tresckows aus gleichem Anlass für seine beiden Söhne – deutlich, wie sehr ein Vater seine Kinder auf eine Zeit harter Kämpfe und schwerer Anfechtungen vorzubereiten versucht – nicht gerade ein üblicher Vorgang bei dieser eigentlich heiteren Feier des Mündigwerdens eines jungen Christen.
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    Eltern sehen an einem solchen Tag voller Hoffnung auf den Lebenspfad, den ihr Kind schreiten soll, aber auch voller Sorge … Viele Kinder und Jugendliche, die heute noch ohne Urteil sind, werden hinübergezogen in das Neuheidentum. – Da heißt es dann: Das Christentum sei undeutsch, es mache untüchtig im Kampf, es verweichliche, Blut und Rasse stünden höher … Als Religion müssen wir beides ablehnen. Über beidem steht ein Schöpferwille, der sie schuf. Der Kampf für den Glauben ist Tradition in unserer Familie. Mag nun Gott dich rüsten, daß auch du ein Streiter wirst. 3
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V.
    Carl Goerdeler kannte den Grafen Dohna schon seit den dreißiger Jahren aus Königsberg. Als der entschlossene Gegner Hitlers 1938 Tolksdorf einen Besuch abstattet, geht es dem ständig nach Mitstreitern Ausschau haltenden Gast schon um ein besonderes Anliegen. Er spricht Dohna auf die bestehenden Pläne an, Hitler abzusetzen, in einem Hochverratsprozess anzuklagen und eine Übergangsregierung zu bilden, um die drohenden Kriegsvorbereitungen zu unterbinden. Dohna soll sich

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