Stauffenbergs Gefaehrten
Entschädigung und Versorgungsleistungen. Als bundesdeutsche Behörden von Cläre Fellgiebel einen Nachweis verlangen, dass ihr Mann tatsächlich NS -Gegner gewesen und hingerichtet worden sei, schaltet sich 1950 sogar das Bundeskanzleramt ein und gibt ihr Tipps, welche Nachweise sie einreichen könnte.
Neben dieser Bürokratie setzt ihr die fortwirkende Verleumdung ihres Mannes zu, gegen die die Witwe aber couragiert ankämpft. So beschwert sie sich im September 1952 bei der Bundeszentrale für Heimatdienst über die herabwürdigende Darstellung in der Broschüre »Die Wahrheit über den 20. Juli 1944«. Cläre Fellgiebel führt Zeitzeugenberichte an, in denen Fellgiebels Einsatz gewürdigt wird, und schlieÃt das Schreiben: »Ich möchte nicht, daà mein Mann als âºVersagerâ¹ in die Geschichte eingeht.« Drei Tage später schreibt die Bundeszentrale einen Entschuldigungsbrief. Doch es gibt auch Zuspruch von ehemaligen Mitarbeitern ihres Mannes, die Krieg und NS -Verfolgung überlebt haben â dank der Verschwiegenheit ihres einstigen Vorgesetzten. Denn Erich Fellgiebel hat selbst unter schwerer körperlicher Folter, auch nach seiner Verurteilung, weder Namen noch Einzelheiten verraten.
Ãber seine eigene Rolle beim Staatsstreich gab er jedoch bereitwillig Auskunft. Dass der Umsturz misslungen war, dürfte den erfolgsgewohnten General bedrückt haben, gerade weil er aus Ãberzeugung gehandelt hatte. Gebrochen hat es ihn aber nicht. Als der berüchtigte NS -Gerichtspräsident Roland Freisler ihm beim Prozess sarkastisch den nahen Tod ausmalte, konterte Erich Fellgiebel: »Herr Richter, beeilen Sie sich mit dem Aufhängen, sonst hängen Sie eher als wir.«
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Lars-Broder Keil
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Heinrich Graf zu Dohna-Tolksdorf (1882â1944)
»Der Kampf für den Glauben ist Tradition
in unserer Familie«
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I.
Eines der häufigsten Vorurteile über die Verschwörer des 20. Juli lautet, sie seien doch früher selbst begeisterte Nazis und erst dann zum Widerstand bereit gewesen, als der Krieg bereits für alle sichtbar verloren war.
Auf Heinrich Graf zu Dohna jedenfalls trifft das nicht zu. Zusammen mit seiner Frau Maria-Agnes (1895â1983) gehörte er von Anfang an zu den Gegnern Hitlers. Deswegen hat er auch schon früh â das war allerdings eine Besonderheit im Kreis der Verschwörerfamilien â das Urteil seiner vier Kinder geschärft, die sich jederzeit darüber im Klaren waren, was ihre Eltern über die politischen Ereignisse der Zeit dachten. »Sie wollten vermeiden, daà die Kinder womöglich auf âºdeutsch-christlicheâ¹ oder nationalsozialistische Einflüsse hereinfielen, und hielten es daher für unumgänglich, sie voll in ihre eigenen Gedankengänge hineinzuziehen«, wird der Sohn Lothar später einmal schreiben. Im gesellschaftlichen Umfeld des ostpreuÃischen Adels erschien die Person Hitlers damals vielen als unseriös und unvernünftig, bei den Dohnas aber wurde er früh als gefährlich eingeschätzt. Der Stolz darüber, dass der Vater sie immer wie Erwachsene ernst nahm, sie bei den Tischgesprächen zuhören lieÃ, wenn Carl Friedrich Goerdeler oder andere Widerständler zu Besuch kamen, und sie über die politische Einschätzung mancher Gäste im Haus informierte, hat den Kindern dann sehr geholfen in jenen Tagen, als sie selbst mit der Gestapo zu tun hatten. Er prägt bis heute ihre Erinnerung an den Vater, der am 14. September 1944 in Plötzensee hingerichtet wurde, und an die Mutter, die erst die Sippenhaft und anschlieÃend das KZ Ravensbrück (Häftlingsnummer 84485) überlebte.
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Heinrich Graf zu Dohna mit Sohn Lothar.
Voriges Bild mit den Kindern Ursula und Fabian
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II.
Ursula Gräfin zu Dohna ist 21, ihr Bruder Lothar 20 Jahre alt, als um die Mittagszeit des 21. Juli 1944 auf dem Gut in Tolksdorf die beiden Eltern und der zufällig auf Genesungsurlaub anwesende jüngste Sohn der Familie, der 17-jährige Fabian, verhaftet werden. Der Name Heinrich Graf zu Dohna steht ganz oben auf der Liste des »Walküre«-Befehls, er ist als Politischer Beauftragter für den Wehrkreis I vorgesehen. In dieser Funktion für OstpreuÃen und damit für das Gebiet, in dem sich Hitlers Hauptquartier »Wolfschanze«, das Oberkommando des Heeres ( OKH ), das Oberkommando der Wehrmacht (
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