Stauffenbergs Gefaehrten
für alle, aber besonders für den Internatsschüler im Humanistischen Gymnasium der Benediktinerabtei Metten.
Sein Abitur legte er 1931 am Max-Gymnasium in München ab. Die Atmosphäre der bayerischen Metropole weckte sein Interesse für Politik und Geschichte, öfters besuchte er Reden von Hitler und lieà sich von dessen Ideen einnehmen. Seine Begeisterung für den Nationalsozialismus führte zu Konflikten in der Familie; vor allem mit dem Vater kam es zu lautstarken Auseinandersetzungen. Hitlers Phrase: »Ich aber beschloÃ, Politiker zu werden«, regte den Vater maÃlos auf, und er zog einen Vergleich: Man könne auch schreiben, »da beschloss ich, Maurer zu werden«. Der Entschluss allein befähige niemanden, ein Haus zu bauen.
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Randolph von Breidbach (2 v. r.) Ende der zwanziger Jahre mit Gästen auf Schloss Fronberg beim Tennis
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Lange hielt die Sympathie für den Nationalsozialismus bei Randolph von Breidbach nicht an. Das dürfte an der Festnahme seines Vaters gelegen haben, auch wenn dieser nach drei Tagen wieder freikam, aber besonders an den »rassischen Verfolgungen und unschönen politischen Methoden«, wie seine Mutter in einem Lebensbild ihres Sohnes schreibt. Zum Sinneswandel beigetragen hätten weiterhin seine Reisen nach Holland, in die Schweiz oder nach GroÃbritannien â sie hätten die Meinung über demokratische Strukturen zum Positiven geändert. Nach den Erfahrungen mit der Weimarer Republik hatte er darin zunächst kein Modell mit Zukunft gesehen.
Seinen Militärdienst absolvierte Randolph von Breidbach Mitte der dreiÃiger Jahre beim traditionsreichen Reiter-Regiment 17 in Bamberg, in dem auch Claus Schenk Graf von Stauffenberg seine Karriere begonnen hatte. Mit den Stauffenbergs waren die Breidbachs über die weibliche Linie weitläufig verwandt: Randolphs Tante, Gräfin Huberta Berta Wolff-Metternich, war mit Franz Schenk von Stauffenberg verheiratet, der allerdings einer anderen Linie entstammte als der Hitler-Attentäter. Als Breidbach seinen Militärdienst in Bamberg begann, hatte Stauffenberg zudem bereits das Regiment verlassen. Aus dem späteren Kavallerie-Regiment 17, das für seinen Korpsgeist bekannt war, gingen weitere Hitler-Gegner hervor: Roland von HöÃlin, Ludwig Freiherr von Leonrod, Rudolf Graf von Marogna-Redwitz, Karl Freiherr von Thüngen und Peter Sauerbruch. HöÃlin, der nach den Planungen Tresckows und Stauffenbergs 1944 beim Umsturz mit seiner Einheit in OstpreuÃen wichtige Gebäude besetzen und MaÃnahmen gegen NS -Stellen leiten sollte, diente zur gleichen Zeit in Bamberg wie Breidbach. Sie dürften sich daher gekannt haben.
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III.
Zur schicksalhaften Begegnung für Randolph von Breidbach-Bürresheim kommt es1938 , als er seine Referendarzeit zur Vorbereitung auf das Staatsexamen in der Kanzlei des Rechtsanwalts Josef Müller absolviert. Breidbach und der vierzehn Jahre ältere Jurist finden einander schnell sympathisch und freunden sich an. Dabei ist Müller auf den ersten Blick ganz anders als der feinsinnige, sensible, gut aussehende Referendar, der sich gern modisch kleidet und auf Fotos posiert: den Pelzkragen des Mantels hochgestellt, einen eleganten Hut schräg auf dem Kopf. Müller stammt aus einer Bauern- und FlöÃerfamilie, bereits in der Schulzeit hat er als Fuhrknecht arbeiten müssen, was ihm den Beinamen »Ochsensepp« einbringt. Eine zupackende, bauernschlaue Art zeichnet ihn auch als Anwalt aus. Das mag dem zurückhaltenden, fast scheuen Breidbach imponiert haben. Doch es gibt auch Verbindendes: Beide sind überzeugte Katholiken und haben gemeinsame Bekannte, etwa Pater Corbinian, den Abt von Metten und früheren Lehrer Randolphs. Beide denken ähnlich über das NS -Regime und haben Erfahrungen damit gemacht. Auch Josef Müller, Mitglied der Volkspartei â bis 1933 stärkste Partei in Bayern und politischer Arm des Katholizismus â, wird am 9. Februar 1934 für kurze Zeit inhaftiert. Beim Versuch, sich gegen NS -Funktionäre juristisch zur Wehr zu setzen, die den Einfluss katholischer Einrichtungen beschränken wollten, hat Müller offenbar gewagt, Heinrich Himmler und Reinhard Heydrich bloÃzustellen. Das lassen sich die führenden Vertreter der Bayerischen Politischen Polizei, der Vorläuferin der Gestapo in München, nicht gefallen.
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