Stauffenbergs Gefaehrten
im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht ( OKW ) in Berlin, wollte diese Unterlagen nach Gelingen des Staatsstreichs bei Friedensverhandlungen vorlegen können. Sie sollten nicht nur dazu dienen, Kriegsverbrechen zu ahnden, sondern belegen, dass Deutsche gegen das Regime gearbeitet hatten. Deutsche, auf die man sich in einer Nachkriegsordnung verlassen konnte.
Im Herbst 1942 erhält Dohnanyi vom Mitarbeiter der Abwehrstelle in München, Josef Müller, einen Bericht des jungen Offiziers Randolph Freiherr von Breidbach-Bürresheim über die Stimmung in den von Deutschen besetzten Gebieten. Alle drei sind gelernte Juristen. Dohnanyi ist von der Beobachtungsgabe und der unverstellten Schilderung, aber auch von der Sprache Breidbachs beeindruckt und bittet, ihm weitere Berichte zu schicken. Müller verbürgt sich für Breidbach, den er seit 1938 aus der gemeinsamen Arbeit in seiner damaligen Kanzlei in München kennt. Der 30-Jährige wird so zum Zuträger des Nachrichtendienstes der Wehrmacht, in dem sich eine der wichtigsten Gruppen im militärischen Widerstand formiert hat. Doch schon ein Jahr später sollten die »Breidbach-Berichte« Gegenstand eines Prozesses gegen diese Gruppe sein â der für den Verfasser mit Gefängnis, Konzentrationslager und dem Tod enden wird.
Beim Verhör macht Breidbach keinen Hehl aus seiner Distanz zum Nationalsozialismus, wie die Anklage festhält: »Er selbst behauptet, von 1930 bis zur Machtergreifung gedanklich dem Nationalsozialismus angehört zu haben, durch verschiedene Begebenheiten nach der Machtergreifung jedoch eine innere Umstellung und eine kritische Einstellung zum Nationalsozialismus erfahren zu haben.« Zu den »Begebenheiten« zählen die Festnahme seines Vaters am 26. Juni1933 , der für die Bayerische Volkspartei im Gemeinderat saÃ, oder die Aufforderung des Rektors an alle männlichen Studenten der Universität Münster, geschlossen der SA beizutreten â unter Androhung der Relegation. Randolph von Breidbach entscheidet sich als passionierter Reiter, und um keinen Ãrger zu bekommen, im November 1933 für die Reiter- SA . Er ist dort wenig aktiv, was kaum auffällt, weil er den Studienort immer wieder wechselt. Seine wahre Haltung zum NS -Regime zeigt der Entschluss, sich trotz Warnungen 1935 bei einem jüdischen Repetitor auf seinen Abschluss des Jura-Studiums vorzubereiten. Das führt zu einem Disziplinarverfahren und schlieÃlich zum Ausschluss aus der SA . Es wird nicht das einzige Mal bleiben, dass Breidbach, wenn er von etwas überzeugt ist, ungern davon abrückt â auch wenn Konsequenzen drohen.
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II.
Randolph Freiherr von Breidbach-Bürresheim kam am 10. August 1912 in Bonn als ältester Sohn eines Offiziers zur Welt. Der Kommandeur der Königs-Husaren war stolz auf seinen Erstgeborenen. »Die Dynastie derer von Breidbach-Bürresheim ist wieder gerettet«, jubelte Hubert von Breidbach. Er wäre sonst der Letzte dieses Namens gewesen. Randolphs Mutter Maria-Anna, eine geborene Gräfin von Wolff-Metternich und sehr resolut, musste ihren Sohn in den ersten Jahren weitgehend allein aufziehen. Erst als der Erste Weltkrieg zu Ende war und nachdem ihr Mann nach 25 Jahren Militärdienst seinen Abschied eingereicht hatte, begann ein geregeltes Familienleben. Die Breidbachs verfügten über ansehnlichen Besitz, darunter Schloss Fronberg in der Oberpfalz, in dem Breidbach einen Teil seiner Kindheit verbrachte. Oft war er auch auf Burg Satzvey in der Eifel, die den Wolff-Metternichs gehörte. Behütet wuchs er in groÃbürgerlichen Verhältnissen auf und wurde streng katholisch erzogen, allerdings verlor die Familie in der Inflationszeit 1922/23 einen Teil ihres Vermögens, und da sie über keine ausgedehnten Landgüter verfügte, musste sie in dieser Zeit weitgehend mit der Pension des Vaters auskommen, die bei ehemaligen Offizieren nicht hoch war.
Ein anderes Ereignis prägte den jungen Breidbach jedoch noch nachhaltiger. Während eines Ferienaufenthalts in Fronberg kam er beim Rudern auf der Naab, die am Schloss vorbeiflieÃt, zu nahe an ein Wehr. Das Kindermädchen, in Panik, sprang mit seiner fünfjährigen Schwester aus dem Boot in das seichte Wasser, doch die Strömung zog ihr die Beine weg. Sie lieà das Mädchen los, das über das Wehr gespült wurde und ertrank: ein traumatisches Erlebnis
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