Staunen über den Erlöser

Gespräch genau an dem Punkt weiter, wo wir es abgebrochen hatten. (Es war offensichtlich, dass er nachgedacht hatte.)
    »Sie sind also Missionar? In dem Beruf haben Sie es sicher einfach.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte ich.
    »Nun, ich hab keine Probleme, an Gott zu glauben. Wenn ich mir anschaue, was er die ganzen Jahre hier auf meinem kleinen Hof getan hat, dann ist es einfach zu glauben.« Er lächelte das nächste zahnlose Lächeln und rief seiner Frau zu, ein paar Bohnen zu bringen.
    Auf der Rückfahrt nach Hause musste ich über Senhor José nachdenken. Was für ein einfaches Leben. Keine Verkehrsstaus, keine Flugreisen, kein Schlangestehen. Eine halbe Welt entfernt von Aktienbörsen, Finanzämtern und Hypothekenbanken, aber auch von der Theologie des Johannes, Martin Luthers oder den philosophischen Gottesbeweisen.
    Ich musste an Senhor Josés so selbstverständlichen Glauben denken und seine Überraschung darüber, dass es Menschen gab, die nicht glaubten. Ich verglich seinen Glauben mit anderen Menschen, die ich kannte und die große Probleme mit Gott hatten: ein Universitätsstudent, ein reicher Import-Export-Kaufmann, ein Ingenieur. Der Unterschied hätte größer nicht sein können.
    Senhor Josés Glaube wurzelte in den kleinen Wundern, die er jeden Tag erlebte:
    Ein winziges Samenkorn, aus dem ein mächtiger Baum
wurde.
Ein dünner Schössling, der durch die Erde brach.
Ein Regenbogen inmitten einer Gewitterwolke.
    Senhor José fiel das Glauben leicht, und ich weiß, warum. Jemand, der täglich mit Gottes Majestät konfrontiert wird, findet das Osterwunder nicht absurd. Jemand, der auf die Geheimnisse der Schöpfung angewiesen ist, um überhaupt zu essen zu haben, tut sich nicht schwer damit einzusehen, dass er einen unsichtbaren Gott braucht, um die Erlösung seiner Seele zu bekommen.
    »Die Natur«, schrieb Jonathan Edwards einmal, »ist Gottes größter Evangelist.«
    Paulus schreibt in 1. Korinther 2,5 sinngemäß, dass der Glaube nicht auf menschlicher Weisheit beruht, sondern auf der Kraft Gottes.
    Und David singt, dass das Gesetz Gottes die Unverständigen weise macht (Psalm 19,8).
    Das Gesetz Gottes. Oder das Zeugnis Gottes, wie man es auch ausdrücken könnte. Wann haben Sie es das letzte Mal erlebt, wie Gott sich Ihnen bezeugte? Vielleicht während eines langen Spaziergangs durch das kniehohe Gras einer Wiese. Oder am Strand, als Sie den Möwen zugehört oder die Muscheln betrachtet haben. Oder an einem frischen Wintermorgen, als die Sonne den Schnee in Diamanten verwandelte. Um uns herum geschehen täglich Wunder, die es an Größe fast mit dem leeren Grab aufnehmen können; wir müssen sie nur wahrnehmen.
    Der alte brasilianische Bauer gab mir eine jahrhundertealte Weisheit mit auf den Heimweg. Er erinnerte mich daran, dass es ein Erkennen Gottes am Kreuz gibt, das wir nur bekommen, wenn wir auf seine Offenbarung im Alltag achten. Es kommt eine Stunde, wo wir unsere Bleistifte und Kommentare beiseitelegen und aus unseren Arbeitszimmern und Bibliotheken herauskommen müssen. Wenn wir das Wunder am Kreuz wirklich verstehen und glauben wollen, tun wir gut daran, uns die Wunder Gottes anzuschauen, die er jeden Tag tut.

Kapitel 29
    Explosive Entscheidungen
    Kennen Sie den Witz von dem Jagdaufseher und dem Hobbyfischer?
    Einem Jagdaufseher fällt auf, dass ein Mann namens Sam immer mehr Fische angelt als alle anderen auf dem See. Während die übrigen Angler abends mit drei oder vier Fischen im Boot zurückkommen, hat Sam immer das ganze Boot voll. Seeforellen zuhauf.
    Der Aufseher fragt Sam, was sein Geheimnis ist, und der lädt ihn ein, einfach das nächste Mal mitzukommen. Am nächsten Morgen treffen die beiden Männer sich am Seeufer und fahren gemeinsam in Sams Boot los. In der Mitte des Sees hält Sam das Boot an. Der Aufseher ist gespannt; gleich wird er erfahren, wie Sam das macht …
    Sam macht das ganz einfach. Er holt eine Stange Dynamit aus seinem Rucksack, hält ein Streichholz an die Zündschnur und wirft die Stange in die Luft. Ein Knall, eine heftige Druckwelle, und lauter tote Fische kommen hoch. Sam nimmt ein Netz und fängt an, sie einzusammeln.
    Was macht der Jagdaufseher, als er sich von seinem ersten Schock erholt hat? Klar, er explodiert. »Das ist verboten! Ich loch’ dich ein, Mann, du kriegst sämtliche Geldstrafen, die es gibt!« Sam legt das Netz hin und holt die nächste Stange Dynamit hervor. Er zündet sie an und legt sie dem Aufseher auf den Schoß.