Steam & Magic 01 - Feuerspiel
Schnitt kümmern? Sie bluten noch immer und Ihr Gesicht ist schrecklich blass worden.«
Bevor Caroline noch einmal protestieren konnte – ihr Kopf fühlte sich tatsächlich wie in Watte gepackt an –, kam Sir Merrick in die Kinderstube. »Miss Bristol, was zur Hölle geht hier vor?« Soviel zur letzten Nacht, als er sie Caro genannt hatte. »Debbins erzählt mir, dass Sie im Regent’s Park von Straßenräubern angegriffen wurden.«
»Dann haben Sie sich Ihre Frage ja schon beantwortet.« Himmel, sie klang wie eine Achtjährige, das fiel selbst ihr auf. Caroline holte so tief Luft, wie es ihr verbeultes Korsett erlaubte, und sprach vorsichtig. »Wir sind alle etwas mitgenommen, aber es gab keine ernsthaften Verletzungen, dem Himmel sei gedankt. Nein -dank George und demjenigen, der den Mädchen beigebracht hat, sich zu verteidigen. Sie waren zu viert. Zu viert.«
»Dann wollen wir uns das einmal ansehen.« Sir Merrick ging in die Hocke, drückte ein wenig auf dem Knöchel herum und nickte Sally zu, ihn fertig zu verbinden. Dann hob er Winks Kinn sanft mit dem Finger an und grinste. »Das gibt ein hübsches Veilchen. Nur gut, dass ich den Fotografen für Ende der Woche und nicht für morgen bestellt habe. Gibt es noch schlimmere Verletzungen?«
»Ich glaube nein. Nell hat eine Beule am Kopf, aber ihre Pupillen sind nicht geweitet und ihr ist nicht schwindlig.« Carolines Welt verschwamm erneut an den Rändern. Was war das mit dem Fotografen? Ihr war es egal, sie fragte nicht nach.
»Miss Caro wurde mit einem Messer verletzt.« Sally schob trotzig das Kinn nach vorne, als Caroline sie mahnend anblickte. »Wir dürfen uns nicht um sie kümmern, bis wir mit den Mädchen fertig sind. Ihr Handgelenk schwillt auch ganz schön an.«
»Caro?« Er sah sie prüfend an. »Verdammt, du bist blass. Warum hast du nichts gesagt?«
»Mir geht es gut. Es ist nur ein kleiner Schnitt und eine verstauchte Hand.«
Obwohl beides ziemlich unangenehm zu pochen begann. »Wo sind Piers und Jamie?« Obwohl sie froh war, dass die beiden nicht noch mehr Unruhe in die Kinderstube brachten, war es ihr doch unheimlich, sie nicht im Blick zu haben.
»Debbins und die Stallburschen zeigen ihnen, wie man Pferde striegelt. Sie sind gut versorgt und quietschfidel. Bleib einen Moment still sitzen. Ich bin gleich zurück.« Merrick stand auf und ging zur offenen Tür des Waschraums. »Nell, wie geht es dir?«
»Ich ärgere mich, dass sie davongekommen sind, Sir«, antwortete das jüngere Mädchen. »Der Dicke hat mich an der Schulter erwischt, aber das wird nur ein blauer Fleck.«
Sein Gesicht wurde weicher. »Gut. Und gut, dass ihr beiden Mädchen euch verteidigt habt. Jetzt lasst euch von Becky und Sally versorgen, während ich mich um Miss Caro kümmre.«
»Sir Merrick, das ist wohl kaum – Hilfe!« Bevor Caroline »schicklich« sagen konnte, hatte er sie schon aufgehoben und trug sie auf ihre Tür zu.
»Wie ich höre, schulde ich dir einen neuen Schirm«, sagte er, als er sie durch ihr Zimmer trug. »Anscheinend waren die Mädchen nicht die Einzigen, die sich gewehrt haben. Vielen Dank, dass du sie beschützt hast.« Anstatt sie ins Bad zu tragen, wie Caroline erwartet hatte, legte er sie aufs Bett auf die Tagesdecke. Dann zog er ein Schnappmesser aus der Tasche seines Gehrocks, ließ seelenruhig die Klinge aufspringen und vergrößerte den Schlitz in ihrem Mieder, bis er es zur Seite ziehen konnte, um das Überkorsett freizulegen.
»Sir Merrick, bitte.« Caroline konnte hier nicht einfach liegen und zulassen, dass er sie auszog. »Ich werde nicht verbluten, ich verspreche es. Es muss ein Zimmermädchen geben, das mir aus dem Mieder helfen kann.«
»Stillhalten. Ich möchte dir nicht aus Versehen eine zweite Wunde zufügen.« Ungeachtet ihrer Einwände schnitt er das einfache Baumwollüberkorsett auf und schob auch dieses zur Seite. Ihr Korsett selbst hatte vorne Häkchen, die es ihr erlaubten, sich ohne Hilfe anzukleiden, also öffnete er es mit geschickten Händen, anstatt es weiter aufzuschneiden und sich mit den Streben abzumühen. Als Caroline bis auf das Musselinunterhemd entkleidet war, griff er wieder nach dem Messer und setzte diesmal einen horizontalen Schnitt durch den Stoff, so dass er ihren Brustkorb freilegte, ohne dabei ihre Brüste zu entblößen, obgleich sie auch nur von dünnem Stoff bedeckt waren. Und wieder dankte Caroline dem Himmel, dass es eines ihrer alten, dickeren Unterhemden war und nicht eines dieser neuen,
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