Steam & Magic 01 - Feuerspiel
mit einem Duke und einer Duchess. Ein Maskenball. Ein intimes Intermezzo mit Merrick. Caroline war sich nicht sicher, ob sie jemals wieder einen romantischen Schauerroman lesen konnte – es schien, als sei sie Hals über Kopf in einen hineingeraten.
Merrick sah zu, wie sie ging, während sein Körper immer noch erregt und voll Verlangen war, obwohl er fast in der Hose gekommen wäre wie ein unerfahrener Jüngling. Was sollte er bloß mit Caro machen?
Er schloss die Tür seines Arbeitszimmers hinter ihr und goss sich einen ordentlichen Drink ein, dann ließ er sich in seinen Sessel fallen. Sein Tisch war ein haltloses Durcheinander und der Duft von Lavendel und Rosen hing noch in der Luft. Zum Glück waren keine Federhalter oder Tintenfässer herumgestanden. Es wäre unangenehm gewesen, das der Dienerschaft zu erklären.
Er räumte seinen Tisch auf, in Gedanken noch halb bei Caro. Sie war ein Rätsel, so viel stand fest, mal prüde und steif, dann wieder voller Leidenschaft. Er konnte sich kaum daran erinnern, dass sein Heim einmal ein ruhiger, wohlorganisierter Hafen war, bevor sie auf den Plan trat. Gewiss, der größte Teil des Durcheinanders war den Kindern zuzuschreiben, aber das Chaos in seinem Kopf und in seiner Seele? Dafür war alleine sie zuständig.
Die Frau war stark, widerstandsfähig und viel zu schlau. Offensichtlich konnte er nicht mit ihr allein sein. Es würde nicht leicht sein, ihr am nächsten Tag zu begegnen, ohne an den Anblick und das Gefühl zu denken, wie sie in seinen Armen verging. Und doch musste er sich an sein Versprechen halten, und wenn auch nur, damit sie ihre Drohung nicht wahrmachte und mit MacKay auf den Ball ging.
Merrick verfasste eine kurze Nachricht an Albert Bingley und bat ihn, sich am nächsten Vormittag mit ihm im White’s zu treffen. Das Schreiben legte er auf den Tisch im Flur. Mountjoy würde dafür sorgen, dass es gleich früh am Morgen zugestellt würde, wahrscheinlich noch bevor Merrick aufwachte.
Mit dem Glas in der Hand ging er nach oben. Und wieder ging die ewig gleiche Frage in seinem Kopf um: Was sollte er bloß mit Caro machen?
10
Mit einem etwas flauen Gefühl im Bauch vollführte Caroline einen Knicks vor dem Duke und der Duchess of Trowbridge. Ihr Stadthaus – nur ein paar Straßen vom Buckingham Palast entfernt – erstrahlte im Licht von Kerzen auf goldenen Lüstern und gasbetriebenen Wandleuchten. Der rosafarbene Marmorboden im Foyer war von Gold durchzogen und darauf standen einladende burgunderrote Samtstühle mit goldenen Beinen. Ihr Gastgeber und die Gastgeberin hießen Caroline warmherzig willkommen, als sie zwischen Dorothy und Mr. Berry in der Empfangsschlange vor sie trat.
»Wir sind so froh, dass Sie kommen konnten, Miss Bristol.« Die Duchess drückte Caroline mit herzlicher Geste die Hand.
»Sie werden einen Tanz für mich reservieren, nicht wahr, meine Liebe?« Der Duke lächelte sie freundlich an. »Diesmal versuche ich, Ihnen nicht auf die Zehen zu treten.«
»So etwas haben Sie sicher in Ihrem ganzen Leben nicht getan.« Caroline lächelte zurück und fühlte sich schon etwas wohler. »Ich wäre zutiefst erfreut, Durchlaucht.«
»Nur, dass wir noch eine andere Verabredung direkt im Anschluss haben und also nicht zum Tanzen bleiben können«, erinnerte Merrick sie von seinem Platz vor Dorothy aus. »Das nächste Mal, Sir.«
»Ah, ich wurde von einem Jüngeren ausgestochen.« Der Duke zwinkerte. »Geben Sie auf sie Acht, Hadrian. Sie schuldet mir einen Tanz.«
Sie gingen in den Ballsaal, wo sich die Gäste vor dem Essen versammelten. Caroline spürte die neugierigen Blicke der Fremden, als Merrick sie am Arm hereinführte. In ihrem gewagt geschnittenen Abendkleid in Bronze und Elfenbein, das weit über die Krinoline fiel, kombiniert mit elfenbeinfarbenen Glacehandschuhen und Tanzschuhen aus Satin kam sie sich vor wie eine Prinzessin. Sally hatte Carolines Haar zu einem komplizierten Gebäude aufgetürmt und mit elfenbeinfarbenen Seidenrosen und bronzefarbenen Bändern passend zum Kleid dekoriert. Ihr einziger Schmuck waren die Perlenkette und die Perlenohrringe ihrer Mutter, außerdem trug sie einen elfenbeinfarbenen Fächer von Dorothy, zu dem sie regelrecht genötigt worden war.
Ihre Nackenhaare stellten sich auf, als Mr. Berry sie anfunkelte. Sie hatten ihm oder Dorothy nichts von dem Maskenball gesagt – lediglich, dass sie eine Spur verfolgen würden, die mit dem Fall zu tun hatte, weswegen sie in zwei getrennten
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