Steam & Magic 01 - Feuerspiel
Gute Nacht.«
»Du bist ein guter großer Bruder, Tommy«, lobte Caroline. »Gute Nacht.« Und damit folgte sie Merrick aus dem Zimmer. Zu ihrer Überraschung brachte er sie nicht in den kleinen Salon, sondern spazierte geradewegs in ihr Schlafzimmer und setzte sich in den Sessel am Fenster.
Etwas verblüfft schloss Caroline die Tür hinter sich und zog den kleinen Stuhl vom Schreibtisch heran, so dass sie Merrick gegenübersaß und sich ihre Knie fast berührten.
Er fuhr sich durchs Haar und seufzte. »Als die Kinder sich bereiterklärten, hierherzukommen, habe ich versprochen, dass sie von niemandem geschlagen würden. Wie du siehst, waren deine Erziehungsmethoden, so unorthodox sie scheinen mögen, ein Geschenk des Himmels. Und selbst Edwin hat diesbezüglich eine klare Weisung – darauf hast du mein Wort. Ein weiteres Versprechen war, dass auch dann für die Kinder gesorgt wäre, wenn mir etwas zustößt. Mit diesem Problem bin ich bisher wohl etwas nachlässig umgegangen.« Merrick sah müde aus – so hatte Caroline ihn noch nie gesehen.
Sie legte ihm die Hand aufs Knie. »Zu deiner Verteidigung könnte man vorbringen, dass die Kinder erst seit ein paar Wochen hier sind. Und sicherlich ist dir bewusst, dass sich deine Tante im Notfall um sie kümmern würde. Sie gibt es nicht zu, aber sie ist schon jetzt völlig in sie vernarrt.«
»Natürlich würde sie das tun, aber hier haben wir ein juristisches Problem. Laut Gesetz kann eine Frau nicht als Vormund von Minderjährigen eingesetzt werden. Nicht einmal die Mutter des Kindes, so traurig es ist. Genauso wenig könnte ich sie deiner Obhut überlassen – was die andere offensichtliche Möglichkeit wäre.«
Sie? Er hielt sie für eine offensichtliche Möglichkeit? Caroline konnte nur schweigen und verwundert blinzeln.
»Edwin wäre natürlich auch noch eine Möglichkeit, und ich hätte keine Bedenken, ihn zu Tommys Vormund zu machen, aber er hat keine Geduld mit den kleineren Jungen und ganz bestimmt nicht mit den Mädchen.«
»Nein – damit wäre niemandem ein Gefallen getan.« Obwohl Berry ein geeigneter Lehrer für Tommy zu sein schien, konnte Caroline den Mann noch immer nicht leiden.
Merrick nickte finster. »Und so scheidet eine weitere Möglichkeit aus. Ich hatte vielleicht an Sir William MacKay gedacht – aber er ist nicht mehr jung. Sein ältester Sohn Fergus wäre noch denkbar – du hast ihn noch nicht kennengelernt, aber er ist ein guter, ehrbarer Mann und ein enger Freund von mir. Doch auch er ist Ritter und außerdem verbringt er die meiste Zeit in Edinburgh. Eine Weile hatte ich an Gideon gedacht, aber wenn die Kinder ihn nicht mögen, hat es keinen Zweck. Außerdem scheint er mir zu jung und will sich offensichtlich erst einmal die Hörner abstoßen.«
»Wirklich?« Caroline wunderte sich über Merricks kritisches Gesicht. Hatte er am Ende auch etwas gegen Gideon? Wie merkwürdig. »Diesen Eindruck hatte ich nicht, aber du hast Recht, er ist ziemlich jung. Aber mir scheint, es gibt noch eine einfachere Möglichkeit, die dir gar nicht bewusst ist.«
»Ach wirklich?« Merrick zog eine Braue hoch, auf diese Art, die Caroline mittlerweile liebgewonnen hatte.
»Natürlich. Du redest mit Sir William und vielleicht mit seinem älteren Sohn. Du erklärst, dass du dir einen von ihnen als offiziellen Vormund und Treuhänder für die Kinder wünschst, sie aber bei Dorothy und den Bediensteten ihrer Wahl bleiben sollen. Einen solchen Wunsch würde dir Sir William doch sicher nicht ausschlagen, oder?«
Merrick lachte. »Natürlich nicht. Vielen Dank, ich glaube, ich habe den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Du hast recht. Solange in England diese willkürlichen Gesetze gelten, ist das die beste Lösung. Haus Hadrian ist Fideikommiss und wird mit dem Titel vererbt, und natürlich dem Gut, aber das Geld gehört großtenteils mir, also wäre für die Kinder gesorgt. Dorothy hat sich ihren eigenen Reichtum aufgebaut – sie hat ein gutes Händchen für Investitionen.«
»Na, siehst du? Ein kurzer Besuch bei deinem Anwalt, ein Gespräch mit Sir Williams und alles ist gut.« Sie tätschelte sein Knie. »Aber danke, dass du nach meiner Meinung gefragt hast. Dass du mir in diesem Grade vertraust, bedeutet mir sehr viel.«
Merrick nahm ihre Hände. »Wenn, dann bist du es, die zu leichtfertig vertraut. Caro, du sollst wissen, dass ich mich nie, nicht einmal in meinem Leben, an einer Bediensteten vergriffen habe.«
»Aber natürlich nicht.« Sie
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