Steam & Magic 01 - Feuerspiel
schnurstracks durch einen von Nells Geistern gelaufen.
Merrick musste das ganze Abendessen über die Zähne zusammenbeißen. Dorothy hatte Gideon MacKay eingeladen und ihn neben Caro gesetzt. Jetzt schien sie die beiden tatkräftig zusammenzudrängen. Caro flirtete mit MacKay, nicht besonders ausgeprägt, aber doch genug, um in Merrick den Wunsch zu wecken, Gideon zu Brei zu schlagen oder sich auf die Brust zu trommeln und »Meine!« zu schreien.
Wink und Tommy verdrehten angesichts Gideons offenem Werben die Augen und ignorierten ihn, soweit es die Höflichkeit erlaubte. Dass sie den Mann nicht mochten, war offensichtlich, aber mehr und mehr bemerkte Merrick, dass er sich ihnen anschloss. Caro musste MacKays plumpe Annäherung doch wohl durchschauen?
Nach dem Abendessen wünschte Merrick Gideon eine gute Nacht und bat Caroline, zu ihm ins Arbeitszimmer zu kommen, wann immer es ihr passte. Er hatte den ganzen Nachmittag mit der Frage gerungen, wie er Tommy von seinem möglichen Großvater erzählen sollte, und wollte ihre Meinung dazu hören.
Zu seiner Erleichterung blieb sie nicht länger bei MacKay, sondern kam gleich mit. Doch bevor er etwas sagen konnte, erzählte sie ihm von Winks Beobachtung im Museum.
Er nickte. »Ich glaube ihr. Bei den Maschinen in Oxford und Cambridge fehlen auch jeweils Teile. Es hat den Anschein, als würde unser Widersacher keine ganze Maschine stehlen, sondern sich eine eigene zusammenstellen.«
Er hatte sie in sein Arbeitszimmer gebeten, weil er hoffte, durch den breiten Schreibtisch zwischen ihnen weniger versucht zu sein, sie zu küssen. Aber der Plan ging nicht auf. Während sein Kopf mit praktischen Problemen beschäftigt war, drängte ihn sein Körper, sie einfach über den Tisch zu zerren. »Caro, ich muss dir noch etwas sagen. Es hat zwar nichts mit meiner Ermittlung zu tun, aber es ist trotzdem wichtig.«
Er achtete sorgsam darauf, nichts auszulassen, als er ihr von den jüngsten Entwicklungen berichtete. Er erzählte ihr mehr vom Orden, als strenggenommen erlaubt war, zum Beispiel von der Vererbung der Fähigkeiten, aus der er geschlossen hatte, dass Tommys Vater Ritter gewesen sein musste, und wie er auf Malcolm Devere gekommen war.
Caro hörte sich seine Ausführungen mit der ihr eigenen nachdenklichen Ernsthaftigkeit an und lächelte, als Merrick mit dem Trauschein schloss. »Das ist wundervoll. Hast du es ihm schon gesagt? Wie hat er es aufgenommen?«
Merrick verzog das Gesicht. »Noch nicht. Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass Tommy kein Devere ist. Und ich verstehe einfach nicht, warum ihm seine Mutter nichts von der Heirat erzählt haben sollte und ihm nicht den Namen seines Vaters gab.«
»Vielleicht kann Tommy das beantworten.« Caro kaute auf ihrer Unterlippe herum, während sie grübelte. »Aber was, wenn du weder das eine noch das andere beweisen kannst? Was ist nötig, um Sir Andrew zufriedenzustellen?«
Darauf wusste Merrick eine Antwort: »Man kann es mit einer Zauberformel prüfen. Ich habe bereits einen Magier angeschrieben, der uns begleiten soll, wenn ich Tommy mit zu Sir Andrew nehme. Aber die Zusammenführung der Familie wird nicht von großer Dauer sein, fürchte ich. Sir Andrew hat nicht mehr lange zu leben.«
»Ein Jammer. Aber heißt das nicht, dass du so schnell wie möglich mit Tommy reden solltest?« Caros Finger wanden sich in ihrem Schoß, als hätte auch sie Schwierigkeiten, ihre Hände bei sich zu behalten.
»Ich möchte, dass du uns begleitest.« Merrick hatte nicht vorgehabt zu fragen, aber als die Worte nun einmal gefallen waren, merkte er, dass sie aus tiefstem Herzen kamen.
»Sollte nicht eher Mr. Berry dabei sein? Ich habe nicht so viel Zeit mit Tommy verbracht.« Sie verdrehte erneut die Finger. Offenkundig wollte sie mit.
»Ich kann die anderen Kinder nicht bitten mitzukommen. Sie würden zu viel Unruhe in das Krankenzimmer bringen. Aber Tommy verbindet dich mit ihnen, mit der Familie, die er sich selbst geschaffen hat. Ich glaube, er würde deinen Beistand sehr zu schätzen wissen.« Merrick wusste, dass er selbst ihn gut gebrauchen konnte.
»Das wäre schön. Gib mir Bescheid, wenn ich gebraucht werde.« Sie stand auf, um zu gehen.
»Caro, warte.« Er wollte sie nicht gehen lassen, insbesondere nicht zurück zu ihrem Besucher Gideon. Nein, das stimmte nicht ganz. Er wollte einfach nicht, dass sie ging – niemals, um genau zu sein. Als er der Dienerschaft am Morgen von seiner Heiratsabsicht erzählt hatte, war
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