Steam & Magic 01 - Feuerspiel
Pastor, der den Trauschein signiert hat. Weder die eine noch der andere wurde gefunden.«
»Ich weiß, dass meine Mama zu Hause rausgeschmissen wurde, als sie schwanger war«, sagte Tommy. »Sie wäre also schwer zu finden gewesen. Whitechapel und Wapping liegen zwar nicht weit auseinander, aber in London reicht die Entfernung.«
»Das stimmt.« Merrick grinste Tommy aufmunternd zu. »Vielleicht werden wir bald mehr herausfinden. Kopf hoch, mein Junge. Wir sind da.«
In dem großen, stillen Herrenhaus führte sie ein Diener zu einem Salon im ersten Stock, wo sie von einem alten Mann in einem zahnradbetriebenen Rollstuhl empfangen wurden. Der Geruch von Krankheit hing in der Luft und Caroline erkannte sofort, dass Merrick nicht übertrieben hatte, was den Zustand des Hausherrn betraf.
»Schön, Sie wieder zu sehen, Sir Andrew.« Merrick schüttelte dem Alten die zitternde Hand. »Lord Drood kennen Sie natürlich. Und das ist Miss Bristol, eine liebe Familienfreundin, die vorübergehend als Gouvernante fungiert.«
Vorübergehend? Was meinte er denn damit? Caroline zog ihre Handschuhe aus, bevor sie dem alten Mann die Hand schüttelte, und versuchte dabei, lindernde Kräfte auf ihn zu übertragen. Sie war sich zwar nicht sicher, ob sie wirklich über Heilkraft verfügte, aber sie wollte seinen Schmerz erleichtern, und sei es auch nur für kurze Zeit. Lord Drood wölbte fragend eine stahlgraue Braue, sagte aber nichts. Caroline trat einen Schritt zur Seite, als Merrick Tommy zu Sir Andrew führte.
»Und das«, sagte Merrick, den Arm um Tommys Schulter gelegt, »ist Master Thomas Porter, Ritter in Ausbildung. Tom, das ist Sir Andrew Devere, Ordensritter im Ruhestand.«
Tommy gelang eine vollendete Verbeugung. »Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
»Und ich erst«, sagte Sir Andrew und streckte ihm die Hand entgegen. »Willkommen in Haus Stonechase, mein Junge.«
Tommy schüttelte vorsichtig die zerbrechliche Hand. »Aber dieses Haus ist doch gar nicht aus Stein, Sir. Warum heißt es also Stonechase?«
»Das ist eine lange Geschichte. Vielleicht habe ich eines Tages Zeit, sie dir zu erzählen. Wenn nicht, steht in dem Regal da drüben ein Buch über das Haus und seine Geschichte. Aber ist dir klar, warum Sir Merrick dich hierhergebracht hat?«
Tommy nickte. »Um herauszufinden, ob Sie mein Großvater sind.«
Der alte Mann lächelte. »Und das bin ich. Ich sehe meinen Malcolm in deinen Augen, ganz klar und deutlich.«
Carolines Augen brannten, als sie die einzelne Träne sah, die Sir Andrews Wange hinabfiel.
»Er hat meine Mutter mit einer falschen Ehe ausgetrickst.« Tommys Stimme bebte, wie Caro es noch nie bei ihm erlebt hatte.
»Das mag sein«, stimmte Sir Andrew zu. »Oder sie war echt. Und wir werden es nie mit Sicherheit erfahren.«
»Tom, würdest du dich setzen und deine Hand auf die von Sir Andrew legen, hier auf dem Tisch?« Lord Drood sprach leise. »Sir Andrew, wenn Sie Ihre Hand auf den Trauschein legen könnten? Ich würde gerne einen Zauber ausprobieren, wenn Sie beide nichts dagegen haben.«
Sir Andrew lächelte. »Ganz und gar nicht, Rhys.« Er legte seine knöchrige Hand auf den Pergamentbogen, der auf einer feinen Spitzentischdecke lag.
»Ja, Sir.« Tommy setzte sich auf einen kleinen Stuhl, der an denselben Tisch geschoben wurde, und legte seine Hand auf die von Sir Andrew. Dann stellte sich Drood zwischen die beiden und legte seine Hand auf ihre. Er schloss die Augen und sang etwas in einer Sprache, die Caroline nicht verstand. War es Walisisch? Oder noch älter? Ein sanftes Glimmen schien die drei verbundenen Hände zu umgeben.
Lord Drood – von Druide? – lächelte, als das Glimmen erlosch und er seinen Singsang beendete. »Ich kann mit absoluter Sicherheit sagen, dass der junge Thomas hier tatsächlich der Sohn von Malcolm Devere ist -und dass er verdammt kraftvoll ist für einen unausgebildeten Ritter. Was den Trauschein betrifft, habe ich ein paar allgemeine Eindrücke. Zum einen glaubte die junge Dame zum Zeitpunkt der Vermählung, dass sie echt war. Zum zweiten hielt der junge Malcolm sie für einen Schwindel, war zu dem Zeitpunkt aber ziemlich betrunken. Drittens: Der Pastor war echt – ein Reisender, der in der Taverne eine Rast einlegte. Aber er hat die Urkunde archiviert, bevor er die Stadt verließ – auf diese Weise haben Sie das Dokument erhalten, nicht wahr, Andrew?«
Sir Andrew nickte. »Irgendein Londoner Verwaltungsbeamter hat es mir zugesandt.«
»Ob nun
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