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Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Steam & Magic 01 - Feuerspiel

Titel: Steam & Magic 01 - Feuerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cindy Spencer Pape
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über die Liebeskunst beigebracht, aber sie hatten auch lange Zeit geredet. Es wurde zunehmend schwerer, Merrick, ihren Geliebten, von Sir Merrick, ihrem Dienstherrn, zu unterscheiden.
    Caroline hielt die Luft an, als sich das riesige Luftschiff in den Himmel erhob. In wenigen Minuten waren sie über den Ruß und den Rauch gestiegen, die über London hingen. Kurz darauf ließen sie die Stadt hinter sich und blickten auf große grüne Flächen, hier und da getupft mit Bauernhöfen und Dörfern, unterteilt durch Teerstraßen, Feldwege, blaue Flüsse und schlammige Kanäle. Der Ausblick war so überwältigend, dass Caroline fast den Mann vergaß, der sie so behutsam an sich drückte.
    »Sehen Sie sich das an, Miss Caro.« Tommy erschien neben ihr und zitterte förmlich. »Wer hätte gedacht, dass es so viel Grün auf der Welt gibt?«
    Selbst im großen Hyde Park war das Grün mit Ruß bedeckt und nicht das Gleiche wie hier. »Hast du die Stadt schon jemals verlassen, Tommy?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Zumindest nicht, soweit ich mich erinnere. Hier kommt man sich vor wie in einem der Märchen von Nell.«
    Caroline lachte. »Ich stimme dir zu.« Obwohl sie damit ihr ganzes Leben in der jüngsten Zeit meinte und nicht nur die saftig grünen Felder unter ihnen.
    Es dauerte nicht lang, bis das Luftschiff auf einem Feld vor Oxford landete. Merrick hatte arrangiert, dass sie dort einen befreundeten Ritter trafen, dessen Spezialgebiet das Wahrsagen war. Rhys, der Marquess Drood, ein rotgesichtiger, fröhlicher Mann Mitte vierzig mit starkem walisischen Einschlag, begrüßte sie warmherzig. Er war freundlich zu Caroline, widmete sich aber hauptsächlich Tommy, als die gemietete Kutsche über die Schotterstraße auf das Haus von Sir Andrew zurollte.
    »Tom, kannst du mir vor unserem Besuch alles erzählen, was du von deiner Mutter über deinen Vater weißt? Seinen Namen? Oder auch seine Haarfarbe oder wie groß er war?«
    »Er war ein feiner Pinkel mit adeligem Blut«, sagte Tommy. Er bemerkte Carolines gehobene Braue und bemühte sich um eine bessere Ausdrucksweise. »Es ist wahr. Sie hat ein, zweimal erwähnt, dass ich ihm ähnlich sehe. Ich weiß, dass er groß war, genau wie ich. Mama war winzig, so wie Sie, Miss Caro.«
    Lord Drood lächelte. »Gut, gut. Und sonst noch etwas? Hat sie je etwas von einer Heirat erwähnt?«
    Tommy biss sich auf die Lippe, dann nickte er langsam. »Vielleicht. Ich erinnere mich, wie sie einmal mit einem ihrer Männer stritt. Es gab immer einen Mann, der bei uns wohnte, aber dieser … war der Schlimmste. Sie behauptete, dass sie geheiratet hatte und dann verlassen worden sei. Das Arschl – äh – Ekel lachte nur und sagte, jeder wisse, dass die Vermählung und ihr Wisch nur eine Täuschung waren. Ein billiger Trick, um ein Mädchen flachzulegen.«
    »Das wäre möglich«, lenkte Merrick ein. »Aber in diesem Fall vielleicht nicht. Hat du ihre Papiere, Tom?«
    Tommy schüttelte den Kopf. »Nein. Sie haben wieder gezankt, nicht lang nach diesem Streit. Ich wollte mich verstecken, aber Mama schrie so entsetzlich, dass ich rauskam und das alte Scheusal mit der Teekanne schlug. Er lachte nur, trat mir in die Rippen und rannte die Treppen herunter und raus. Dabei muss er eine Lampe umgestoßen haben. Mama lag tot auf dem Boden. Dann roch ich Rauch. Ich zerrte sie hinaus, aber natürlich hatte es keinen Zweck. Und von ihren Sachen war nichts zu retten.«
    »Wie alt warst du damals?«, wollte Lord Drood wissen.
    »Acht.«
    »Hast du den Mann jemals gefunden?« In Merricks Stimme schwang Neugierde mit aber keinerlei Tadel.
    Tommy warf Lord Drood einen Blick von der Seite zu, nickte aber. »Aye. Er wird niemandem mehr wehtun.«
    »Guter Junge«, sagten die Männer im Chor. Caroline drückte Tommys Hand, die auf seinem Knie lag. Zu ihrer Überraschung erwiderte er den Druck – eine für ihn ungewöhnliche Geste der Zuneigung.
    »Weißt du, wann du geboren wurdest, Tommy?«
    »Im August 1835. An den Tag erinnere ich mich nicht.«
    Lord Drood nickte. »Malcolm Devere starb im Dezember ’34.«
    »Keine Woche nach der Trauung«, fügte Merrick hinzu. »Die vielleicht nur ein Trick war, wie Lucy Potter zu glauben schien.«
    »Ich kann versuchen, sie auf Ehrlichkeit zu prüfen«, bot Lord Drood an. »Aber nach all der Zeit ist eine befriedigende Antwort unwahrscheinlich.«
    Merrick nickte. »Sir Andrew hat damals einen Ermittler auf die verschwundene Frau seines Sohnes angesetzt, und auf den

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