Steam & Magic 01 - Feuerspiel
zu mir kam, passte seine gesamte Habe in eine Tasche, die nicht größer war als diese hier.« Merrick stupste seine kleine Brieftasche mit dem Fuß an. »Und ich verstehe nicht, warum ihm seine Mutter die Heirat verschwiegen haben sollte, wenn es denn dieselbe Lucy Porter ist.«
»Hm. Gute Fragen. Dennoch werden wir Trowbridge und meine Anwälte darauf ansetzen. Ich kann diese Gegenleistungen ruhigen Gewissens jetzt alle einfordern. Ich werde nicht mehr lange hier sein.«
Merrick versuchte nicht, höflich zu widersprechen -sie hätten beide gewusst, dass es gelogen war. Sir Andrews Tage waren eindeutig gezählt.
»Ich schreibe jetzt einen Brief und Sie können ihn Trowbridge bringen, wenn Sie nach London zurückkehren. Er kann von dort aus Dinge in Bewegung setzen. Und Merrick – bringen Sie mir diesen Burschen her. Ich weiß, es wird kein Vergnügen für den Jungen sein, aber es würde mir das Herz erleichtern, ihn einmal zu sehen, bevor ich gehe.«
»Ich glaube, das hält er schon aus, Sir. Ich bringe ihn.«
Kurze Zeit später schüttelte Merrick Sir Andrew die Hand und fuhr mit seiner Mietkutsche zurück zum Startplatz des Luftschiffs. In seiner Brieftasche steckten zwei Briefe, einer für den Duke of Trowbridge, der andere für die Königin. Merrick fragte sich, was Caroline wohl von diesen neuen Entwicklungen halten würde.
Ein Teil der Bestechung dafür, dass sie beim Abenteuer der vorangegangenen Nacht nicht heimlich mitgeschlichen waren, hatte darin bestanden, dass Caroline an diesem Tag auf den Unterricht verzichtete und sie stattdessen einen Ausflug ins British Museum unternahmen, um die zweite mechanische Rechenmaschine zu sehen, die Lord Babbage persönlich gebaut hatte – die erste stand noch immer bei ihm zu Hause in seiner privaten Sammlung. Und die Mumien. Während Wink kaum erwarten konnte, die Maschine zu sehen, interessierten sich die Jungen überhaupt nicht dafür und wollten nur die Leichen sehen. Nell freute sich vor allem auf das versprochene Eis.
»Schnell, Miss Caro«, drängte Wink und konnte sich kaum zurückhalten vorauszulaufen, als sie aus der Kutsche gestiegen waren und der Eingang des Museums in Sicht kam. »Sie sind heute so langsam.«
»Ja wirklich?« Natürlich war sie das. Caroline wusste, dass sie nicht den üblichen flotten Schritt an den Tag legte. Wer hätte gedacht, dass ihr heute alles wehtun würde? Obwohl sie wie üblich schnell heilte, war sie ziemlich empfindlich an diversen Stellen und Laufen war eine kleine Herausforderung. Zum Glück waren für diesen Tag keine Reitstunden angesetzt. Das hätte sie bestimmt nicht durchgestanden.-Es war schlimm genug, dass eines der Dienstmädchen Caros Bett frisch bezogen hatte, während sie beim morgendlichen Bad war. Kurz danach war Mrs. Granger persönlich mit einem Tablett erschienen, auf dem Tee, gebutterte Scones und eine frische Margerite in einer kleinen Vase standen.
»Brauchen Sie irgendetwas, Miss? Ich habe etwas Weidenrinde in den Tee gegeben. Das sollte das Drücken und Ziehen lindern. Eine Frau zu sein bedeutet, immer wieder zu leiden, ist es nicht so?« Sie eilte hinaus, bevor Caroline etwas sagen konnte.
Nun, zumindest schien die Frau zu glauben, dass Caroline ihre Tage hatte. Wie es aussehen würde, wenn es in zwei Wochen schon wieder soweit war, darüber würde sich Caroline dann Gedanken machen. Obwohl das Gleiche natürlich auch jetzt zutraf – ihre letzte Periode lag erst zwei Wochen zurück. Man konnte nur hoffen, dass sich niemand, der für die Wäsche zuständig war, die Mühe machte zu zählen. Im Moment konzentrierte sich Caroline darauf, gleichmäßig zu laufen. Die Weidenrinde hatte geholfen, ebenso wie das heiße Bad, aber nach einer holprigen Kutschfahrt waren die Schmerzen zurückgekehrt.
Begleitet wurden sie bei ihrem Museumsausflug von Sally, Johnson und Constable McCullough in Zivil, der sich wie ein reicher junger Geck gekleidet hatte. Liam McCullough war ein gutaussehender Mann Anfang zwanzig. Er hatte Caroline erklärt, dass er seinen Lebensunterhalt trotz eines adeligen Vaters lieber selbst verdiente und er deshalb nur ein einfacher Constable war. Sie lächelten beide, als sie diese Gemeinsamkeit entdeckten. Da Merrick offensichtlich niemandem im Orden trauen konnte, hatte er sich an seinen Freund beim Scotland Yard gewandt, und der Inspektor hatte seinen gutaussehenden jungen Gehilfen als Leibwächter für Caroline und die Kinder geschickt. In Sachen Sicherheit wurde kein Risiko
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