Steam & Magic 01 - Feuerspiel
kein Wort gelogen gewesen. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, sich zu verheiraten, aber Caroline Bristol oder Buckman oder wie sie sich auch nennen mochte, war aus robusterem Stoff gemacht als seine Mutter. Sie würde als Frau eines Ritters bestehen – dessen war er sich sicher. Und sie würde diese seltsame kleine Familie zusammenhalten, sollte ihm etwas zustoßen. Er verstand nichts von der Liebe, aber er wollte Caroline in seinem Leben haben, in seinem Haus. In seinem Bett.
Ihre Lippen verzogen sich zu einem süffisanten Lächeln. »Ich gehe jetzt nach oben und bringe die Kinder ins Bett. Wenn du später noch mit mir … reden willst, weißt du, wo du mich findest.«
Er grinste zurück. »Dann bis später.« Er sah ihr nach, als sie mit schwingenden Hüften zur Tür rausging, und ruckte auf seinem Stuhl herum, um die unbequeme Lage in seiner Hose zu verbessern. Nur gut, dass er heute auf dem Heimweg in der Apotheke vorbeigeschaut hatte.
13
Caroline konnte nicht glauben, dass Merrick sie dazu überredet hatte, die Reise nach Oxfordshire in einem Luftschiff anzutreten. Sicher, sie war in einen dicken Reisemantel gehüllt und hatte die Hände tief in einem Muff vergraben, und Merrick und Tommy nahmen sie in ihre Mitte, damit sie nicht versehentlich gegen etwas Mechanisches stieß. Dennoch hatte sie schreckliche Angst, durch ihre Nähe etwas Wichtiges zu schädigen und schuld daran zu sein, wenn sie als Feuerball zu Boden stürzten.
Zumindest schien Tommy die Sorge um sie von seiner eigenen Nervosität abzulenken. Der Junge gab sich gelassen, aber Caroline merkte, dass er dem bevorstehenden Treffen mit seinem möglichen Großvater ängstlich entgegenblickte.
»Möchtest du lieber in der Kabine oder draußen auf der Aussichtsplattform reisen?«, erkundigte sich Merrick mit erhobener Stimme, um die Maschinen und das Gebläse des Luftschiffs zu übertönen.
Wo konnte sie am wenigsten Schaden anrichten? Zumindest hatten die Motoren nicht sofort aufgehört zu surren, als sie an Deck gegangen war. Das war ein gutes Zeichen. Merrick hatte sie in der Kutsche auf dem Weg zum Startplatz mit einem Zauber belegt, der etwas von ihrer schädlichen Wirkung auf technische Geräte aufheben sollte.
»Draußen, bitte?«
Caroline konnte Tommys Bitte nicht ausschlagen -es war so selten, dass er sich wie ein normaler Fünfzehnjähriger benahm. Sie ließ sich auf das gläserne Aussichtsdeck am Bug führen und war froh um den bleibeschwerten äußeren Reif, der ihre Röcke im Wind vom Flattern abhalten würde. Trotz ihrer Beklommenheit war sie doch neugierig, wie die Welt von so hoch oben aussehen würde.
»Am Geländer?« Merrick, der umwerfend aussah in seinem langen Staubmantel und dem Reisehut aus Tweed, zeigte nach vorne. Caroline nickte und zog die kleine Messingschutzbrille von ihrem Hut, der mit einem langen Seidenschal sicher unter ihrem Kinn festgebunden war. Tommy und Merrick trugen größere, lederumrahmte Brillen, die gleichzeitig dazu dienten, ihre Hüte festzuhalten. Sie entdeckten eine Stelle ganz vorne an der Gondel. Caroline hielt sich an Merricks Arm fest, um nicht versehentlich Teile des Luftschiffs zu berühren.
»Das wäre etwas für Wink«, rief sie, als die Motoren lauter surrten und das Luftschiff langsam aufstieg. »Und für Jamie, auch wenn ich ihn sicherheitshalber am Geländer festbinden würde.«
»Beim nächsten Mal«, versprach Merrick. Er hatte den Arm um sie gelegt und drückte ihre Taille. »Vielleicht fahren wir nächstes Wochenende nach Brighton, damit die Kinder das Meer sehen.« Er schielte zu Tommy hinüber, der gebannt geradeaus blickte, dann drückte er Caroline einen schnellen Kuss auf die Nase. »Geht es dir gut?«
Caroline nickte errötend. Seit ein paar Tagen behandelte er sie weniger wie eine Angestellte und mehr wie eine Familienangehörige – mehr, als ihr lieb war. Selbst der Mann im Kartenhäuschen hatte sie für ein Ehepaar gehalten, und Merrick hatte ihn nicht verbessert, sondern Caroline nur liebevoll am Ellbogen getätschelt. Tommy, hochgewachsen wie Merrick und mit etwas dunkler getönter Haut als Caroline, hätte leicht ihr Sohn sein können – wenn sie ihn im Alter von zwölf auf die Welt gebracht hätte. Dennoch war es so einfach, sie sich als Familie vorzustellen, als ihre Familie, so dass kleine Details wie das Alter nicht weiter ins Gewicht fielen.
Merrick war seit ihrem ersten Mal jede Nacht in ihr Bett gekommen. Er hatte ihr ein paar wundersame Dinge
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