Steamed - MacAlister, K: Steamed
Haben Sie gesehen, wie er den Raum verlassen hat?«
Dooley kratzte sich am Kopf, wobei er sich die Stirn mit schwarzer Stiefelwichse beschmierte. »Ich wusste gar nicht, dass er hier war.«
»Doch. Sehr merkwürdig.«
»Aye, das ist er wirklich. Mr Francisco sagt, er schläft nachts nicht.«
»Wer?«, fragte ich verwirrt.
»Mr Lama.« Dooley beugte sich vertraulich vor. »Mr Francisco sagt, Mr Lama schlüpft nachts aus ihrer gemeinsamen Kajüte und schläft nie in seiner Koje. Nie! Nicht einmal hat er ihn dort schlafen sehen! Ist das nicht seltsam? Mr Francisco sagt, Mr Lama habe merkwürdige orientalische Fähigkeiten erworben, als er gegen die Mogule gekämpft hat. Er kennt angeblich siebenunddreißig Arten, einen Mann mit nichts als einem Strick und einer Pinzette zu töten.«
Ich blickte zur Tür. Was mochte der geheimnisvolle Mr Lama wohl nachts tun? Ich sollte wohl besser ein Auge auf die Mannschaft haben.
Als die Tür wieder aufging, schlug mir das Herz bis zum Hals.
»Besser?« Jack drehte sich mit ausgebreiteten Armen einmal um die eigene Achse.
»Ganz in Ordnung«, meinte ich und umklammerte den Füller. Jedenfalls war es das, was ich sagte – ich dachte jedoch etwas ganz anderes.
Er trug die Standard-Uniformjacke des Aerocorps, aber an ihm wirkte sie nicht wie Standard. Er sah schon in seinem schwarzen Unterhemd gut aus, aber in der knielangen scharlachroten Jacke war er schlichtweg hinreißend. Der schneeweiße Kragen seines Hemdes saß über der Seidenkrawatte, und über dem Hemd trug er eine bestickte, doppelreihige Weste. Die Tatsache, dass Mr Piper Jack die Weste eines Offiziers gegeben hatte, gehörte nicht hierher – aber sie stand ihm sehr gut. Die doppelte Reihe schwarz emaillierter Knöpfe mit dem goldenen Blatt des Aerocorps glitzerte im Licht, das durch das Fenster der Aussichtsplattform fiel. Eine schwarze Hose und Stiefel vervollständigten das Outfit, und am liebsten hätte ich meine Hände über seinen Körper gleiten lassen.
Mühsam riss ich mich von meinen unbotmäßigen Wünschen los und wies auf die Teekanne. »Möchten Sie eine Tasse Tee?«
»Ja, gerne.«
»Sahne oder Zitrone?«, fragte ich und schenkte ihm eine Tasse ein, als er sich mir gegenüber hinsetzte.
Er blickte sich in der Messe um, die abgesehen von Dooley leer war. »Zitrone bitte. Und wo bekomme ich meine Goggles?«
»Wie bitte?«, fragte ich und tat etwas Zucker in seinen Tee, bevor ich ihm die Tasse reichte.
»Goggles.« Er formte seine Finger zu Kreisen und hielt sie an die Augen. »Jeder gute Dampfschiffer hat eine Schutzbrille. Haben Sie keine?«
»Nein, ganz gewiss nicht«, erwiderte ich, wobei ich mich fragte, ob ich ihn wohl jemals ganz verstehen würde. »Ich habe natürlich eine Sicherheitsbrille, wenn ich die Dampfkessel untersuche, aber Goggles? Nein.«
»Oh.« Enttäuscht trank er einen Schluck Tee. »Wir wollen also jetzt zur Sache kommen, nicht?«
Ich legte den Füller beiseite und schraubte den Deckel auf das Tintenfass, damit sie mir nicht über mein Logbuch lief. »Dooley, wenn Sie mit den Stiefeln fertig sind, können Sie in der Kombüse Tee mit Mr Francisco trinken.«
»Aye, Cap’n«, erwiderte er, ergriff widerstrebend die Stiefel und schlurfte aus der hinteren Tür, wobei er den Blick nicht von Jack wandte. »Vielleicht ist ja Mr Lama da, und er kann mir erklären, wie man einen Mann mit einer Pinzette tötet.«
»Blutrünstiger kleiner Teufel«, sagte Jack und blickte ihm nach. »Was ist er? Laufbursche? Warten Sie – hat er Mr Lama gesagt?«
»Dooley ist Bootsmannsmaat. Er ist noch jung, aber enthusiastisch, und ja, einer aus meiner Mannschaft heißt Mr Lama. Er ist Zweiter Ingenieur und ein wenig … nun ja … anders.«
»Bei diesem Namen wundert mich das nicht.«
»Mr Fletcher, ich habe der etwas verwirrenden Unterhaltung, die Sie mit Ihrer Schwester vor meiner Kajüte geführt haben, entnommen, dass Sie beide in eine Art Arbeitsunfall verwickelt waren. Sie nehmen an, dass Sie beide bewusstlos wurden und auf mein Schiff gelangten, ohne sich dessen bewusst zu sein?«
»Nicht ganz«, erwiderte er und fasste sich unwillkürlich an die Schläfe. »Kurz nachdem Mr Ho Hallie aufgeweckt hatte, ist ihr eingefallen, dass wir uns in meinem Labor befunden haben, als der Unfall geschah. Das ist meiner Meinung nach auch die einzige Möglichkeit, wie das geschehen konnte.«
»Ich verstehe. Ich bin leider wissenschaftlich nicht ausgebildet und kann deshalb nicht beurteilen, ob das,
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