Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
Vom Netzwerk:
Grenze zu geben, hinter der das Licht unserer Lampen einfach verschwand. Ein eisiger Hauch schlug uns entgegen, der meine Tasthaare mit winzigen Eiskristallen überzog. Doch es war nicht die unnatürliche Kälte, die mich unwillkürlich tiefer in Charles’ Tasche gleiten und die beiden Menschen näher zusammenrücken ließ. Jemand oder etwas war hier. Eine machtvolle, schlafende Präsenz . Charles und Rachel sagten mir später, dass sie sich zunächst aus der Dunkelheit beobachtet gefühlt hätten, der Eindruck aber schnell verschwunden sei. Ich lasse meine Zuhörer deshalb ihre eigenen Schlüsse ziehen. 
    Zu sehen war jedenfalls nur schwarzer Boden und ein kleines Podium. Drei organisch geschwungene Stufen führten zu einem leeren Podest, das nicht größer als Charles’ Kopfkissen war. Die schwere steinerne Plattform wurde von zwei knienden Statuen aus weißem Marmor gehalten. Wie die Reliefs vor der Tür stellte die eine ein kniendes Skelett mit Katzenschädel dar, während die Andere eine dreidimensionale Version der nackten Frau von draußen zu sein schien. Als Charles näher herantrat konnte ich erkennen, dass das Skelett nicht nur absolut naturalistisch dargestellt war; es trotzte auch den Naturgesetzen: Die marmornen Knochen schienen keinerlei Verbindung miteinander zu haben, sondern einfach an ihrem Platz zu „schweben“.
    Sofort wollte ich meine Entdeckung mitteilen doch als ich zu sprechen begann, kam kein Ton über meine Lippen. Es fühlte sich an, als würde ich etwas sagen, doch der Raum schien jedes Wort einfach zu verschlucken. Als ich verwirrt aufblickte, stellte ich fest, dass auch meine beiden Begleiter das Phänomen gerade entdeckten. Ich fühlte, dass Charles lachte, aber hören konnte ich ihn nicht.
    Also verlegten wir uns auf Handzeichen. Charles gab gestenreich zu verstehen, dass er versuchsweise seine Lampe in den finsteren Teil des Raumes halten wolle. Er trat also dicht an die wie mit dem Lineal gezogen Grenze heran, hinter die sich das Licht nicht zu wagen schien. Dann steckte er den Arm hinein. Im gleichen Augenblick kam seine Hand mitsamt Lampe an der gegenüber liegenden Seite des Raums aus der Dunkelheit. Der surreale Anblick dauerte aber nur einen winzigen Moment an. Mit schmerzverzerrtem Gesicht riss er seinen Arm zurück und taumelte unsicher rückwärts. Seine Hand war bläulich verfärbt und er selbst schien seinen ganzen Willen aufbieten zu müssen, um sich nicht unter Schmerzen auf dem Boden zu winden.
    Natürlich wollte Rachel sofort helfen, doch Charles bedeutete ihr, dass das nicht nötig sei. Vorläufig zogen wir uns jedoch aus dem Raum zurück.
    „Können Sie die Hand bewegen?“, fragte Rachel besorgt.
    „Es ist wirklich in Ordnung – nur sehr unangenehm. Ich brauche einfach ein paar Minuten“, meinte Charles tapfer. Da ich an seiner Brust saß konnte ich spüren, dass er vor Schmerzen zitterte. Seine Hand war so steif, dass Rachel ihm vorsichtig die Lampe abnehmen musste. Allerdings bekamen die Finger schon wieder etwas Farbe.
    „Entschuldigen Sie, Mister Eagleton, aber Heldenmut ist im Augenblick nicht hilfreich.“ Rachel versuchte vergeblich, ihre Sorge mit Resolutheit zu überdecken. Mit einer sanften Massage regte sie die Durchblutung in Charles’ Hand an. Sie tat bestimmt das Richtige, aber die Schmerzen waren so überwältigend, dass mein Freund aufkeuchend in die Knie ging. Dennoch machte Rachel weiter. Doch während er sich zähneknirschend zusammenriss, wurde sie von ihrem Mitgefühl übermannt. Sie schluchzte leise vor sich hin, wobei ihre Schminke immer mehr verlief. Ich fand, dass die beiden ein drolliges Paar abgaben. Natürlich tat ich so, als sei ich nicht anwesend.
    Als sich Charles nach einer Weile endlich entspannte, meinte ich: „Seltsame Lichteffekte ist wirklich eine erstaunliche Untertreibung für das, was wir gesehen haben.“
    „Ja“, stimmte mir Rachel zu, während sie sich das Gesicht abtupfte. „So etwas hätte ich auch nicht erwartet.“
    „Ich denke wir haben es hier mit einem bisher völlig unbekannten wissenschaftlichen Phänomen zu tun.“ Charles spannte seinen Arm einige Male an, um das Gefühl zurückzubekommen. „Einen Spuk können wir natürlich nicht ausschließen, aber das alles scheint mir etwas völlig Anderes als die bisherigen Erscheinungen zu sein.“ Ich hatte den Eindruck, dass ihm die berührende Szene mit Rachel ein klein wenig peinlich war und er deshalb nun besonders „wissenschaftlich“

Weitere Kostenlose Bücher