SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)
verwö’nt von Fifi wurdést, du wissén, Chérie.“
Ich zeigte die Schneidezähne und zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß schon jetzt, dass du das beste Dienstmädchen von allen bist.“
Sie quittierte mein Kompliment mit leuchtend blauen Augen. „Und du das drollischste Rattenchérie bisd, Chérie.“
„So, reicht das?“, unterbrach Fiddlebury brüsk unser Geturtel. Er meinte jedoch nicht uns, sondern bezog sich auf den Umstand, dass wir uns an der von Rachel genannten Abzweigung befanden. Ohne auf seinen unpassenden Einwurf zu reagieren, suchten wir alle hinter der Ecke Deckung. Seltsamerweise ging Charles dieses Mal sogar in die Hocke, als erwarte er eine Explosion oder Ähnliches. Da ich mich noch immer in seiner Brusttasche befand, ging ich gewissermaßen „mit“. Und auch die Fiddleburys schienen nervöser als sonst zu sein. Vorsichtig traten sie bis auf die andere Seite des Gangs zurück. Charles nahm es schließlich auf sich, die endgültige Entscheidung zu fällen und am Auslöser zu ziehen.
Im ersten Moment schien nichts zu passieren. Einen Herzschlag später „fielen mir die Ohren zu“ – ich kann es nicht anders erklären. Es war, als würde die gesamte Welt der Geräusche von einem auf den anderen Moment aufhören, zu existieren. Sekunden später drang gleißend schwarzes Licht durch die massive Mauer vor mir, dass ich selbst dann noch sehen konnte, als ich geblendet die Augen schloss. Im nächsten Moment spürte ich, wie Charles von Fifi gepackt und zurückgerissen wurde; dann war die Welt der Geräusche wieder überdeutlich zurück: Ein Inferno aus donnernd zu Boden stürzenden Felsbrocken und grollend aufgeworfenen Erdmassen brach über uns herein. Der Lärm war so allumfassend, dass ich unseren Sturz erst mit Verzögerung bemerkte. Die ganze Welt drehte sich in einer endlosen Spirale um mich.
Ich weiß nicht, ob es Sekunden oder Minuten waren, die ich mich desorientiert mit völlig überfluteten Sinnen in Charles’ Tasche festkeilte. Als es endlich vorbei war, sah ich jedoch direkt in den Sternenhimmel. Der geheimnisvolle Raum, die Gänge der Kanalisation und die Oper darüber waren einem gewaltigen Krater gewichen. Anstelle des Convent Garden gähnte ein monströses Loch in der Londoner City.
Im Nachhinein kann ich mir zusammenreimen, dass ich mit Charles einen fünfundzwanzig Meter langen Abhang aus Trümmern hinabgekugelt war, wobei uns Fifi mit ihrem Körper vor schlimmerem bewahrt hatte. Während ich mich umsah, schien sich mein Kopf noch immer weiter zu drehen. Fifis glockenhelles Gelächter ließ mich zunächst nicht begreifen, soeben Zeuge einer Katastrophe geworden zu sein. Sie saß wie eine Puppe mit ausgestreckten Beinen auf dem Trümmerhaufen, während wir uns langsam auf ihrem Schoß hochrappelten.
„Charles!“ Rachels panischer Schrei brachte meinen Verstand endlich wieder in Gang. Offenbar hatte sie die Explosion – oder was immer wir gerade erlebt hatten – mit nur geringen Blessuren überstanden. „Ihre“ Hälfte des ursprünglichen Gangs war weitgehend intakt und die Fiddleburys waren nur von einem Haufen Erde zu Boden gerissen worden. In den Überresten ihrer Kleider stolperte sie hektisch den Krater herab, um nach uns zu sehen. Ich freute mich für meinen Freund, dass sie um sein Befinden sichtlich besorgter als um das ihres Vaters war.
„Es geht mir gut!“, rief Charles mit schwankender Stimme, während er unsicher auf die Beine kam. Er schien unter Schock zu stehen, reagierte aber völlig rational. „Wie geht es Ihrem Vater?“
„Ich … ich weiß nicht“, stotterte sie, kam aber weiter auf uns zu. Sie konnte offenbar noch keinen klaren Gedanken fassen. Zitternd fiel sie Charles in die Arme und drückte mir damit die Luft ab. Nach wenigen Augenblicken der Panik rettete mir Fifi heute zum zweiten Mal das Leben. Die beiden wurden mit unwiderstehlicher Kraft auseinandergezogen und ich bekam gerade noch den Rest von Fifis Kommentar mit: „... men Chérie!“ Mit resoluter Geste nahm sie mich aus Charles’ Hemd. „Isch jetzt passé auf“, meinte sie mit großer Bestimmtheit.
„Heavens! Entschuldige“, stieß Charles besorgt hervor, doch ich winkte nur ab. Auch wenn das Sprechen mit dem unter meinem Kinn kraulenden Finger schwierig war, sagte ich: „Schon gut. Ich glaube, wir haben keine Zeit für lange Worte. Wir müssen hier weg!“
„Oh Gott, Vater!“, rief Rachel, der der noch immer unbekannte Zustand ihres alten Herrn erst
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