SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)
meine Hoffnung. „Bei Kanalarbeiten ist man unter der Innenstadt versehentlich zu bislang unbekannten Räumen durchgebrochen. Es soll dort unten seltsame Lichteffekte geben. Übermorgen werden sich das ein paar Ingenieure und Archäologen anschauen. Und danach werden die Räume aus Sicherheitsgründen zugeschüttet, weil direkt über ihnen die Oper steht.“
Ich weiß nicht, ob mein enttäuschtes, sehnsuchtsvolles Seufzen zu hören war oder nur durch mein Inneres hallte. Liebeskrank biss ich in meinen Keks.
„Es wirklisch sähr schmutzisch ist ´ier“, konstatierte Fifi empört. „Schlescht Dienschtmädschen ´aben.“ Da wir nicht durch die bewachte Baustelle gehen konnten, mussten wir einen ziemlichen Marsch durch die Londoner Kanalisation auf uns nehmen. Zudem waren die Beschreibungen der Phänomene und der Räumlichkeiten sehr vage, so dass wir – um für jeden denkbaren Fall gerüstet zu sein – eine Menge Ausrüstung mitbringen mussten. Also hatten wir Fifi gebeten, uns beim Tragen zu „helfen“.
Seit über einer Stunde schleppte sie mühelos fast eine halbe Tonne Silber, unsere beiden Töpfe mit Mondlicht und eine Wagenladung Ausrüstung mit sich herum. Für sie schien das einzige echte Problem jedoch der allgegenwärtige Schmutz zu sein. Insbesondere der Schmutz, der sich in den Spezialsocken sammelte, mit denen Charles ihre Füße geschützt hatte. Ihre üblichen High Heels hätten dem Gewicht nicht standhalten können.
Das einzige Gepäck der restlichen Expedition bestand aus jeweils zwei starken Öllampen und dazugehörigem Reserveöl. Allerdings hatten die Menschen im Augenblick nur je eine in Betrieb. Ich hatte meine beiden Lampen noch nicht entzündet, weil ich in Charles’ Brusttasche saß. Wenn man ganz genau war, trug er also vier Lampen und wurde durch meine Person mit zusätzlichem Gewicht belastet.
Aber auch Fiddlebury schien zusätzliches Gewicht mit sich herumzuschleppen. Selbst im Licht der Lampen war deutlich zu sehen, wie bleich er war. Ich konnte seine Angst förmlich riechen. Wenigstens sorgte dieser Zustand dafür, dass er uns mit seinen Kommentaren und Beschwerden verschonte.
„Die haben hier keine Dienstmädchen“, erklärte Charles freundlich. „Weil hier so gut wie nie jemand ist.“
„Núr weil guckt geinér Schmutz ischt nischt weg“, meinte Fifi noch immer empört. „I´r auck nischt guckt untér Schrank und ´inter Bett – isch da drotzdem saubér mac’e!“
Dieser Logik konnte Charles wenig entgegensetzen. „Du hast natürlich Recht …“
Bevor es zu weiteren Erörterungen des Themas kommen konnte meinte Rachel: „Ich glaube, wir sind da.“
Tatsächlich gab es hier eine gerade im Bau begriffene Abzweigung. Die Decke des abzweigenden Ganges wurde noch notdürftig mit Holz abgestützt. Überall lagen Ziegel, Sandhaufen und Werkzeuge herum. Einige Öllampen waren an den Wänden befestigt und würden die Baustelle recht gut beleuchten, wenn sie wieder in Betrieb ging.
„Mon Dieu! Wie unordentlisch!“, meinte Fifi pikiert, während wir in den Gang traten. Der Tunnel war gut dreißig Meter vorgetrieben worden, doch schon nach zwanzig Metern standen wir vor einem gewaltigen Loch. Offenbar war die Arbeitskolonne schon eine Strecke weiter gewesen, als an dieser Stelle der Boden und ein Teil der Wand weggebrochen war. Das Licht unserer Lampen konnte in gut zehn Metern Tiefe einen Schutthaufen ausmachen. Mehr war leider nicht zu erkennen. Die Arbeiter schienen bei der Entdeckung das Problem ebenfalls erkannt zu haben. Direkt über dem Loch war ein Spiegel installiert worden. Vermutlich war man gerade dabei, für die Ingenieure und Archäologen ein Spiegelsystem aufzubauen, mit dem die unterirdischen Räume bei Tageslicht betrachtet werden konnten. Erfreulicherweise hatten sie auch eine Strickleiter zurückgelassen, sodass die Kletterei für meine menschlichen Begleiter nicht zu anstrengend werden würde. Fifis Gewicht würde die Leiter aber sicher nicht tragen können.
„Sehr gut“, meinte Charles, als er die Strickleiter entdeckte. „Vielleicht werden wir unser Seil noch als Verlängerung für die Topfauslöser brauchen.“
„Vielleicht sollten wir schon einmal eine Lampe am Seil herunterlassen“, schlug Rachel vor.
Skeptisch schaute Charles nach unten. „Der Boden ist recht uneben, die Lampe könnte umfallen und verlöschen …“ Plötzlich lächelte er mich an. „Außerdem wird das auch nicht nötig sein. Mister Bradley kann für mich
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