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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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war es eben der Klang jener Verzweiflung, die seine Stimme endlich zu Fiddlebury durchdringen ließ. Das schwer gezeichnete Gesicht des alten Mannes wandte sich ihm zu.
    Mein Freund konnte später nicht mehr sagen, was grauenerregender war: Der Mund, mit der tot heraushängenden Zunge, dem schwarze Münzen zwischen zersplitterten Zähnen herausquollen, oder die Augen. Als Fiddlebury ihn anblickte war Charles klar, dass er in die Augen eines Toten blickte. Aber irgendetwas schien durch die trüb gewordenen Augäpfel aus einer anderen Welt zu ihm hinüberzublicken. Etwas unsagbar Verlorenes. Charles spürte eine Verzweiflung, die seine eigene um  ein Vielfaches überstieg. Vor ihm stand nicht Mortimer Fiddlebury, sondern ein seelenvolles, verängstigtes Wesen, das seine Umgebung nicht begreifen konnte. Das gar nicht hier sein durfte. In Charles rührte sich ein nie gekannter Beschützerinstinkt. Und trotzdem war da noch etwas Anderes. Eine Ahnung, die Charles das Wesen auf eine Weise fürchten ließ, die er selbst noch nicht verstand.
    Der seltsam innige Moment währte nur für einen Herzschlag. Dann drückte Charles die Flinte wieder ihrem Eigentümer in die Hand und legte Fiddlebury, der nicht mehr Fiddlebury war, sanft die Hände auf den Unterarm.
    „Bitte lass ihn los. Du bringst ihn um“, sagte er freundlich. Das Wesen schien seine Worte nicht zu verstehen. Doch Charles fühlte ein tieferes, empathisches Verständnis, wie es zwischen Menschen nur sehr selten vorkam. Das Wesen schien mit diesen toten Augen direkt in seine Seele blicken zu können. Widerstandslos ließ es sich den kaum noch lebendigen Mann aus den Händen nehmen.
    Sofort ließ Charles den mutigen Beamten zu Boden gleiten und wollte ihn untersuchen. Aber bevor der Mann richtig lag, donnerte das bösartige Brüllen der Flinte durch den Laden. Aus kaum zwei Metern Entfernung abgefeuert, fetzte die Schrotladung ein riesiges Loch in Fiddleburys Torso. Der tote Körper taumelte in die Überreste der Vitrine und ging krachend zu Boden.
    „Nein!“, schrie Charles. Unbeherrscht riss er dem Ladenbesitzer das Gewehr aus den Händen und schlug dem verstörten Mann den Kolben gegen die Schläfe. Von der Wucht herumgerissen fiel der Schütze über den Tresen und rutschte dann ohnmächtig zu Boden. Doch das beachtete Charles nicht mehr. Achtlos ließ er das Gewehr fallen und kniete sich neben Fiddleburys … nun, langsam konnte man eher von Überresten als von einem Körper sprechen.
    Die Wunde schien den neuen Besitzer dieser Überreste allerdings eher erschreckt, als verletzt zu haben. Charles sah kein Blut, dafür entdeckte er mehrere Zentimeter unter der ursprünglichen Körperoberfläche eine zweite, silbrig schwarze Haut. Es sah beinahe aus, als sei in Fiddleburys Leiche eine Skulptur aus ungewöhnlich dunklem Blutstein verborgen. Leider hatte er keine Zeit für ausgiebige Betrachtungen. Der junge Polizist erwies sich als zäher als Charles erwartet hatte. Auf allen vieren war er aus dem Schaufenster gekrochen und blies jetzt mit seinen verbliebenen Kräften in eine Trillerpfeife. Wenn die Nachbarn und die Schüsse die Polizei noch nicht mit großem Aufgebot herbeigerufen hatten, würde er es tun.
    Bevor Charles diesen Gedanken jedoch zu Ende führen konnte, war Fiddlebury bereits aufgesprungen und flüchtete mit riesigen Schritten aus dem Laden. Rücksichtlos trampelte er dabei dem angeschlagenen Beamten die Luft aus den Lungen. Die Trillerpfeife verstummte. Doch kaum hatte Fiddlebury den Laden verlassen, erklangen in direkter Nähe unzählige weitere Pfiffe. Die gesamte Gasse musste voller Bobbys sein. Während Charles ebenfalls den Laden verließ fragte er sich, wie er die Vorgänge jemals jemandem erklären sollte. Besonders, wenn dieser jemand ein Beamter von Scotland Yard sein sollte.
    Als er jedoch ins Freie trat schien der untote Fiddlebury noch weit davon entfernt zu sein, festgenommen zu werden. Vom nördlichen Ende der Gasse kam ein gutes Dutzend Polizisten angelaufen. Auf der Südseite standen dem Flüchtigen aber nur zwei Männer im Weg, von denen er einen bereits umgerannt hatte. Gerade, als Charles die Verfolgung aufnahm, wurde der zweite Bobby gnadenlos gegen die Wand geschleudert und stand nicht wieder auf.
    Fiddlebury bewegte sich mit seltsam taumelnden Bewegungen vorwärts, legte aber ein enormes Tempo vor. Im Handumdrehen erreichte er das Ende der Gasse und verschwand außer Sicht. Charles glaubte schon, dass sein Schwiegervater in

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