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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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spe so gut wie entkommen sei, als auch im Süden Trillerpfeifen laut wurden. Ganz London schien nur noch von Polizisten bevölkert zu sein. Mein Freund rannte so schnell er konnte, wurde aber von einem Bobby und schließlich sogar von einem berittenen Polizisten überholt.
    Die Jagd dauerte über eine Stunde. Fiddlebury schien völlig kopflos immer wieder die Richtung zu ändern und nie zu ermüden. Er führte seine Häscher über einen Markt, quer durch ein Hotel und einen Schlachthof. Die Polizeipferde richteten bei der Verfolgung weit mehr Kollateralschäden als der Flüchtende an. Die Schneise der Zerstörung machte Charles, der Fiddlebury schon lange aus den Augen verloren hatte, die Verfolgung natürlich umso leichter. Überall schrien aufgebrachte Bürger nach der Polizei oder beschimpften selbige. Eine Rotte entflohener Schweine fiel über einen benachbarten Gemüsehandel her.
    Stoppen konnte die gesammelte Staatsmacht den Fliehenden jedoch nicht. Charles kam an einigen Beamten vorbei, die es dennoch versucht hatten. Sogar zwei Polizeipferde waren auf der Strecke geblieben. Eines lag bewusstlos im Straßengraben, während das Andere in völlig derangiertem Zustand um seinen ohnmächtigen Herren herumtänzelte.
    Wie ich ja schon erwähnte, befand sich Charles körperlich in hervorragender Verfassung. Nach einer halben Stunde war aber auch bei ihm der Punkt erreicht, an dem er nicht mehr mithalten konnte. Den Rest der Strecke legte er in einer Mietdroschke zurück, die aber naturgemäß nicht jede „Abkürzung“ die Fiddlebury durch die Stadt fand, nehmen konnte. Mit Sorge stellte Charles fest, dass sich sein Abstand zu dem Fliehenden immer mehr zu vergrößern schien. Dann jedoch fand die Jagd völlig unerwartet ihr Ende.
    Die Droschke setzte Charles bei einer direkt an der Themse gelegenen Lampenmanufaktur ab. Das Gebäude war von einer knappen Hundertschaft Blauröcke umstellt, von denen immer mehr nicht nur Knüppel, sondern auch Revolver mit sich führten. Schüsse drangen aus dem Gebäude. Noch immer strömten Polizisten hinein, während durch die Fenster immer mehr Arbeiter herauskletterten. Einige der älteren Männer wurden sofort zu Boden geworfen und gefesselt. Frauen und junge Männer ruppig weitergeschoben. Die Nerven der Gesetzeshüter lagen blank.
    Charles gelang es, eine Arbeiterin aufzuhalten.
    „Entschuldigen Sie, Miss. Was genau ist da drinnen passiert?“
    „Sind Sie von der Polizei?“, fragte sie. Ihr Blick zeugte von aufsteigender Hysterie, doch noch hatte sie sich unter Kontrolle.
    „Ja“, log Charles, ohne mit der Wimper zu zucken.
    „Dann müssen Sie ihren Männern das Schießen verbieten! Sie sind im Keller! Und der Keller ist voller Petroleum!“ Ihre Stimme begann sich zu überschlagen. Charles wich die Farbe aus dem Gesicht. „Danke, Miss“, hauchte er. Dann ließ er sie stehen und lief auf die Uniformierten zu. Er holte tief Luft, um so laut er konnte eine Warnung zu rufen, doch es war bereits zu spät. Bevor Charles den ersten Ton herausbrachte, schlug eine Stichflamme aus den unteren Stockwerken der Manufaktur.

    Rachel hatte mir auch während der quälenden Warterei keinerlei Vorwürfe gemacht. Im Gegenteil – sie versuchte sogar, mir meine Selbstvorwürfe auszureden. Dabei starb sie fast vor Angst um ihren Vater. Hier nur darauf zu warten, dass er vielleicht nach Hause kam, schien für sie die Höchststrafe zu sein. 
    Hätte sie keine sinnvolle Beschäftigung gehabt, wäre sie vermutlich kaum zur beruhigen gewesen. Insofern war es ein großes Glück, dass Kinkins Äußeres so unter dem Unfall gelitten hatte. Rachel befasste sich übertrieben hingebungsvoll mit der Aufgabe, das Silber von ihrem Körper zu bekommen. Ich saß nutzlos daneben. Ich wäre auch kaum zur Erledigung einer sinnvollen Arbeit zu gebrauchen gewesen.
    Als die Glocke schellte, waren wir so schnell an der Tür, als wären wir von Fifi geworfen worden. Rachel öffnete so hastig, dass sie mich beinahe mit dem Blatt erwischte. Doch statt eines hässlichen Halbtoten stand das wundervollste Wesen dieser Welt auf dem Absatz. Julie sah abgekämpft aus, aber in ihren Augen glühte der Tatendrang.
    „Schnell, zieht euch an!“, rief sie. „Ich habe gerade gehört, dass sich ein verrückter Greis eine Verfolgungsjagd mit der Polizei liefert.“ Sie grinste frech. „Das hört sich definitiv nach Ihrem Vater an!“
    Ich weiß nicht, ob Rachel die Spitze bemerkte. Jedenfalls reagierte sie nicht darauf,

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