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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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gute Idee, sie dem direkten Sonnenlicht auszusetzen. Außerdem wollte ich vermeiden, dass unser Gast erneut flüchtete. Rachel sagte zu meinen Anordnungen kein Wort. Während des gesamten Transports konnte sie jedoch kaum die Finger von den schwarzsilbernen Füßen unseres mysteriösen Gastes lassen.
    Schließlich setzte Fifi die Fremde in einem der leereren Kellerräume ab. Sofort verkroch sich unser Gast in einer Ecke des Raumes. Rachel kniete sich augenblicklich zu ihr. Der Habitus des Rotschopfes ähnelte zunehmend dem einer Hohepriesterin, die ihre Göttin verehrt. Das Objekt dieser Anbetung schien indes die Huldigungen entweder nicht zu bemerken oder als selbstverständlich anzusehen. Plötzlich zog das Wesen Rachel jedoch in die eiskalten Arme. Es war eine völlig andere Umarmung als die, die sie mit Charles geteilt hatte. Ich war alarmiert.
    Fifi warf mir einen fragenden Blick zu und ich bat sie mit einer Geste, sich zu mir herunterzubeugen.
    „Irgendetwas macht die Kleine mit dem Verstand von Charles und Rachel“, flüsterte ich Fifi in ihr imaginäres Ohr und machte währenddessen eine kreisende Bewegung neben meinem Kopf. „Wir müssen sie beschützen.“
    „Oui“, stimmte Fifi tatendurstig zu und klatschte in die Hände. „Was isch soll tun?“
    „Du greifst dir jetzt Rachel und setzt sie in ein heißes Bad. Und egal was sie sagt, du lässt sie weder gehen noch wieder in den Keller kommen.“
    „Oui, Chérie! Es bestimmt spaßíg mit zappélnd Miss Duckwalk dursch ´aus ge´en.“ Sie kicherte verschwörerisch. Im nächsten Moment packte sie Rachel an den Schultern und zerrte sie nicht zu sanft aus den Armen unseres Gastes. Rachel wehrte sich und verlangte immer wieder, losgelassen zu werden. Doch die Fremde leistete keinen Widerstand. Sie rollte sich einfach in ihrer Ecke zusammen.
    Nachdem Fifi mit ihrer zeternden Fracht verschwunden war, blieb ich einen Augenblick unschlüssig stehen. Dann näherte ich mich zögernd der zusammengesunkenen Gestalt. Schon einen guten halben Meter von ihr entfernt ließ mich die von ihr ausgehende Kälte frösteln. Vorsichtig umrundete ich ihre Beine und blieb vor ihrem Ellenbogen stehen. Mein Herz raste, als hätte ich vor, mich in einer Katzenzucht einsperren zu lassen. Dann riss ich mich zusammen und schob zaghaft ihr Haar beiseite.
    Ausdruckslos sah sie mich an. Das erste Mal konnte ich ihr Gesicht in seiner ganzen Perfektion bewundern. Ja, sie hatte die edlen Züge einer Göttin. Sie war für meine Augen nicht schöner als Julie, aber unirdisch perfekt . Mir fehlt das Vokabular, um es besser auszudrücken. Allerdings hatten sterbliche Augen wenig Zeit, das Gesicht zu betrachten. Als wären sie unentrinnbare Magnete wurde der Blick in diese erschreckenden Augen gezogen. Sie waren vollflächig schwarz. Nicht wie Obsidian oder Onyx. Sie glichen eher der endlosen Tiefe des Sternenhimmels ohne Sterne. Als wären sie Tore in die Abgründe einer anderen Welt. Im Angesicht dieser zeitlosen Tiefen schienen ganze Universen vergangen zu sein. Mit der einschüchternden Weisheit einer uralten Seele sahen diese Abgründe in mich hinein. Nie hatte ich mich so nackt, unbedeutend und gleichzeitig so verstanden gefühlt.
    Nur unter Aufbietung meines gesamten Willens gelang es mir, mich aus dem Bann dieses Blickes zu befreien. Zitternd wandte ich mich ab. Wie konnte ein solches Wesen derartig grenzenlose Verzweiflung empfinden? Warum suchte es bei einem sterblichen Mann wie Charles Schutz? Plötzlich, als hätte sie meine Überlegung mit einer Erleuchtung belohnt, kannte ich die Antwort: Gar nicht. Unser Gast war genauso sehr eine Göttin, wie ich eine Ratte. Gegen das „Original“ wäre wohl jede Auflehnung sinnlos gewesen.
    Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Fifi in der Kellertür erschien. Unser Gast bäumte sich auf und gab einen erstickten Laut von sich. Mehrere Sekunden wand sie sich in unerträglichen Qualen, bis sie endlich das Bewusstsein verlor. Es dauerte einen Moment, bis ich den Zusammenhang verstand. Fifi hatte frischen Tee für mich gemacht. Verdutzt schaute sie auf die silberne Kanne, die sie gemeinsam mit einer silbernen Zuckerdose und einem silbernen Milchkännchen auf einem silbernen Tablett balancierte. Jedes Fleckchen Silber war vom einen auf den anderen Moment kohlrabenschwarz angelaufen.

    „Das Mondlicht wirkt also wie eine Art Lösungsmittel?“, fragte Charles, während des Frühstücks. Je nach Sichtweise hätte man unsere Mahlzeit auch

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