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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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als „Nachmitternachtsimbiss“ bezeichnen können. Denn bisher hatte keiner von uns ins Bett gefunden. Das Schicksal unseres Gastes ging uns allen nahe und so zermarterten wir unsere Köpfe, wie wir ihren ständigen Essenzverlust aufhalten konnten. Leider konnten wir ihr nicht einmal die bisher verlorene Essenz zurückgeben, weil der Essenz-Aspirator in kleinen Stücken in Rachels Keller lag.
    Irgendwie war die Angelegenheit noch persönlicher geworden, nachdem Charles dem seltsamen Wesen einen Namen gegeben hatte. „Noctis“ – was so viel wie „Nacht“ auf lateinisch bedeutet. Der Name hätte wohl nicht passender gewählt sein können. Mit ihrer silbrig schwarzen Haut schien sie die Farben des Nachthimmels widerzuspiegeln. Als Wissenschaftler hätte ich sie vielleicht „Argentum Noctis“ getauft, um auf ihre Vorliebe für Silber hinzuweisen. Aber das hätte wohl eher nach einer alchemistischen Zutat als nach einem Namen geklungen.
    Jedenfalls war Noctis noch nicht wieder erwacht. Und so sehr ich sie auch fürchtete, so entsetzlich schien mir der Gedanke, sie sterben zu sehen. Vielleicht hatte sie uns alle doch mehr im Griff, als wir ahnten. Hätte Fifi uns nicht dieses Frühstück aufgedrängt, hätten wir nicht einmal bemerkt, wie hungrig wir waren.
    „Nicht ganz. Ich denke, die Essenz wird durch das Mondlicht angeregt, sodass sie sich leichter binden und lösen kann“, beantwortete Rachel Charles Frage. „Schließlich lässt sich Essenz auf diesem Weg sowohl aus Wesen und Umgebung lösen als auch auf sie übertragen.“ 
    Nach wenigen Minuten in der heißen Wanne hatte sie den unheimlichen Einfluss unseres Gastes abgeschüttelt. Ich denke, dass ihr die Angelegenheit sehr peinlich war, aber sie hatte bisher kein Wort darüber verloren. Angesichts der Tatsache, dass sie gerade ihren Vater verloren hatte, dürfte sie auch Schlimmeres zu verarbeiten haben. Ich bewunderte jedenfalls, wie sie sich hielt. Beunruhigender war die Steifheit ihrer Hände. Wie auch Charles hatte sie leichte Probleme mit dem Greifen und Tasten von Dingen.
    „Leider scheint Silber aber die stärkere Anziehung zu besitzen“, meinte Charles nachdenklich. 
    Rachel nickte. „Im Essenz-Aspirator haben wir diese Anziehungskraft mit elektrischem Strom und einigen Chemikalien unterdrückt. Sonst wäre die Übertragung nicht möglich gewesen.“
    „Entschuldigung“, mischte sich Julie erstmals in das Gespräch ein. „Ich habe ja keine Ahnung von diesen Dingen …“ 
    Unsere aufmerksamen Blicke schienen die sonst so vorwitzige Julie so sehr einzuschüchtern, dass sie unsicher den Mund schloss.
    „Wir stochern gerade alle im Dunkeln“, sagte ich lächelnd. „Und jeder hier am Tisch würde gerne deine Meinung hören.“ Charles und Rachel nickten.
    Julie lächelte. „Na gut. Also, ihr wollt Essenz auf Noctis übertragen. Diese Essenz steckt in der schwarzen Schicht, mit der das Silber überzogen ist und man braucht dieses flüssige Mondlicht – was immer das sein mag – um die Essenz zu übertragen.“ Als wir alle nickten, zuckte sie mit den Schultern. „Na, warum kratzen wir die Schicht nicht ab, werfen sie in dieses Mondlicht und geben ihr das dann zu trinken?“
    Sprachlos starrten wir erst sie und dann uns gegenseitig an.
    „Manchmal sieht man wohl den Wald vor lauter Bäumen nicht“, meinte Charles fassungslos.
    „Das Mondlicht ist aber nicht mehr flüssig, sobald es ausgegossen wird“, gab Rachel zu bedenken. „Im Aspirator wurde die Essenz zu einer Art Nebel, der über das Mondlicht vom Körper aufgenommen wurde.“
    „Es ist trotzdem die beste Option, die wir haben“, sagte ich. „Vielleicht sollten wir einen lichtdichten Trichter bauen, um sie zu füttern?“
    „Nix schwarzes Mädschen füttérn! Erst wird gegessén auf!“, mischte sich Fifis strenge Stimme ein, als wir aufstehen wollten, um uns ans Werk zu machen. Und so liebenswürdig Fifi war – bei Nahrungsverweigerung verstand sie keinen Spaß. Ich hatte ja schon erwähnt, dass sie Charles’ Ernährung notfalls auch gegen dessen Willen sicherstellte. Julie, die Fifi das erste Mal streng erlebte, kicherte vor sich hin. Nachdem wir alle brav unsere leer gegessenen Teller gezeigt hatten, durften wir dann spielen gehen, wie Julie das nannte.
    Mit Charles’ Arsenal von Werkzeugen und praktischen kleinen Erfindungen war die Aufgabe tatsächlich ein Kinderspiel. In kürzester Zeit säuberten wir das Geschirr und das Tablett, denen Noctis ihre Ohnmacht zu

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