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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Krain
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mit Milliarden Sternen in silbriges Licht.
    Charles verharrte einige Augenblicke im zerstörten Eingang des Gebäudes, um seinen Augen Zeit zur Gewöhnung an die Lichtverhältnisse zu geben. Die Hitze war jedoch kaum auszuhalten. Der Brandgeruch drang immer aufdringlicher in seine Nase und ein öliger Film begann, sich in seiner Kleidung festzusetzen. Als er schließlich den ersten Schritt ins Gebäudeinnere wagte, reagierten die verkohlten Bodendielen mit bedrohlichem Knacken. Brachte er sich gerade wegen eines Trugbildes in Lebensgefahr? Was sollte sich hier schon bewegt haben? Sicher niemand, der während des Brandes schon hier gewesen war. War er so erpicht darauf, das Wesen aus dem Münzenladen wiederzusehen, dass ihm seine Sinne einen Streich spielten?
    Er war drauf und dran umzukehren, als ihn ein seltsames Geräusch stutzen ließ. Der merkwürdige Ton war kaum zu hören gewesen und lag irgendwo zwischen Schluchzen und Flüstern. War das eine Stimme gewesen? Der Laut berührte etwas tief im Innern seiner Seele. Sofort kamen die seltsamen Empfindungen zurück, die Charles bei seiner Begegnung mit dem toten Fiddlebury bewegt hatten. Ein überwältigender Beschützerinstinkt und ein Hauch von Furcht.
    Erneut erklang das Geräusch und dieses Mal war Charles sicher, sich nicht zum Narren seiner überreizten Sinne zu machen. Vorsichtig arbeitete er sich tiefer in die Ruine vor. Die heiße Luft machte jeden Atemzug zur Qual, und bei jedem Schritt erwartete er, durch den verkohlten Boden zu brechen. Das Geräusch erklang ein weiteres Mal und drang Charles noch tiefer in die Knochen. Eine unerklärliche Sehnsucht ergriff von ihm Besitz, die ihn immer unvorsichtiger durch das zerstörte Haus schleichen ließ.
    In der großen Werkhalle wurde er fündig. Allerdings fand er weit mehr, als sein rationaler Verstand in einem Schritt verarbeiten konnte. Denn das Wesen, das blind vor Verzweiflung zwischen den verkohlten Maschinen umhertaumelte, war nicht von dieser Welt. Es war eine Göttin. Ich meine das ihm wahrsten Sinne des Wortes. In einem Tempel wäre Charles vor ihr auf die Knie gefallen. Das Sternenlicht ließ ihren unglaublich zierlichen Körper als bloßen Schattenriss erscheinen, auf dem silbrige Reflexe filigrane Konturen andeuteten. Und obwohl sie sich offenbar kaum auf den Beinen halten konnte, war jede ihrer Bewegungen von einer Anmut gesegnet, die Charles den Atem stocken ließ.
    Die Göttin schien ihn zu erkennen. Verzweifelt streckte sie die Arme nach meinem Freund aus und taumelte auf ihn zu. 
    Wieder kam dieses tief berührende Geräusch über ihre Lippen. Jede Vorsicht außer Acht lassend, sprang Charles ihr zur Seite. Das Sternenlicht zeichnete ihr Gesicht nur als Andeutung silbriger Reflexe in die Dunkelheit. Doch die Bahnen ihrer silbern glitzernden Tränen ließen ein scharf geschnittenes Gesicht mit hohen Wangenknochen erahnen. Vertrauensvoll, als würde sie ihn seit Jahrhunderten kennen, ließ sie sich in seine Arme fallen.
    Mit einem unnatürlichen Glücksgefühl fing er sie auf. Ihr bedingungsloses Vertrauen ließ eine archaische Form von Stolz in ihm erwachen. Sie war unglaublich leicht und ihr weicher Körper fühlte sich geradezu zerbrechlich in seinen Armen an. Mühelos hätte er sie bis nach Liverpool tragen können. Ernsthafte Probleme machte ihm jedoch die unnatürliche Kälte, die von ihr ausging. Augenblicklich kroch ihm unirdischer Frost in die Knochen. Sie war so kalt, dass Charles ernste Erfrierungen an Armen und Brust riskierte. Doch in diesem Augenblick hätte er sie für keinen Preis der Welt losgelassen.

    Ein wenig hatte ich schon den Eindruck, dass Charles und Rachel den Verstand verloren hatten. Als mein Freund mit seinem unerwarteten Fund aus der Ruine gekommen war, hatten wir wie ein eingespieltes Team funktioniert. Ich hatte Schmiere gestanden, Rachel organisierte eine Decke und Julie stahl eine Droschke. Seltsamerweise war niemand von uns ob ihres diesbezüglichen Talents überrascht gewesen.
    Auf dem Weg zu uns nach Hause war es jedoch wunderlich geworden. Sicher, das seltsame Geschöpf war unnatürlich schön – aber das war Julie auch. Sie hatten beide diesen elfenhaften Körperbau und ich gestehe, den Anblick der nackten Fremden ausgiebiger genossen zu haben, als es ein britischer Gentleman tun sollte. In diesem Zusammenhang war es mal wieder sehr praktisch, dass ich mich als Italiener fühlte …
    Aber im Ernst: Natürlich war diese hämatitfarbene, weiche Haut und das

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