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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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ruderte mit den Armen in der Luft und fiel geradewegs in das Boot, wurde jedoch halb von Cussiter aufgefangen. Steel schaute über die Reling und sah, dass keiner der beiden sich ernsthaft verletzt hatte, ehe er zum Niedergang an Deck eilte. Es gab keine andere Möglichkeit. Die Explosion würde die Flotte warnen, und nur dann hätten die Seeleute vielleicht noch eine Chance, ehe Trouin eine der Bombarden erreichte.
    Trotz der höllisch schmerzenden Wade kniete Steel auf den Planken, entzündete die Lunte und hoffte, dass ihm noch genügend Zeit zur Flucht bliebe. Angespannt beobachtete er, wie die Funken sprühten und sich langsam entlang des Seils die Stufen nach unten fraßen. Mit einem letzten Blick unter Deck vergewisserte er sich, dass die Zündschnur auch bis in das Pulvermagazin brannte. Erst dann hinkte er über das Deck zur Bordwand.
    Er hatte die Reling noch nicht ganz erreicht, als die Funken das erste Pulverfass zündeten. Die Druckwelle der Explosion lief durch den Rumpf des alten Kriegsschiffes. Steel, der eben zum Sprung angesetzt hatte, wurde von der Wucht über Bord gedrückt und ruderte wild mit Armen und Beinen. Um ihn her schien die Luft zu knistern, und während er auf dem Weg in die Tiefe versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben, spürte er, wie die Druckwelle ihn erfasste. Dann wurde ihm schwarz vor Augen, und er glaubte, unendlich langsam in eine gähnende Leere zu stürzen.
***
    In den frühen Morgenstunden hatte Captain Forbes an Deck eines kleinen Beibootes gestanden und das Geschehen an Land verfolgt. Die Bombarden hatten sie auf offener See gelassen und waren mit dem Großteil der Flotte näher in Richtung Hafen gesegelt, um einen besseren Überblick zu haben. Nun jedoch hatte Forbes den Eindruck, dass der Angriff vorüber war. Jubelrufe schallten vom Strand herüber, und die Explosionen hatten aufgehört.
    Forbes wandte sich von der Reling ab und wollte sich in seine Kabine begeben, als wie aus dem Nichts eine gewaltige Explosion die Morgenluft zerriss. An Backbord, ungefähr in Richtung der Hafeneinfahrt, erstrahlten die tief hängenden grauen Wolken in einem fast überirdischen orangeroten Schimmer. Für Sekunden zeichnete sich die Silhouette eines Dreimasters ab. Ein Kriegsschiff, das Ostende verließ. Forbes blieb der Atem weg.
    Aber nicht das berstende Schiff machte ihm Sorgen, sondern ein anderer Segler, eine Brigantine, die ebenfalls von dem Feuerschein der Explosion beleuchtet wurde. Forbes erkannte die englische Flagge und sah, dass das Schiff auf eine der Bombarden zuhielt. Doch er wusste, dass dieses Schiff nicht zur Flotte gehörte. Es sah eher aus wie ein Korsarenschiff. Forbes packte einen der Matrosen, der mit offenen Mundes zu dem brennenden Schiff sah, an der Schulter.
    »Signalflaggen an den Admiral! Feindliches Schiff unter falscher Flagge. Sofort angreifen. Bombarde in Gefahr. – Gebt das weiter, Mann, und zwar schnell!«
    Doch Forbes brauchte sich keine Sorgen zu machen. Denn Admiral Fairborne sah, was sich auf dem Wasser abspielte, und während Forbes noch durch sein Teleskop spähte, setzte sich die Triton – das einzige Schiff in der Nähe der Bombarden – langsam in Bewegung und kam längsseits mit der Brigantine. Voller Stolz beobachtete der Captain, wie das große Kriegsschiff die volle Schlagkraft der Kanonendecks demonstrierte. So führen die Briten Krieg, dachte Forbes. Das ist das Maß des Ruhms.
***
    Während Forbes die Machtdemonstration des britischen Kriegsschiffes verfolgte, beobachtete auch Steel das Geschehen auf dem Wasser. Er klammerte sich an das umgedrehte Dingi und machte sich bewusst, dass das Glück ihm hold war. Die Wucht der Explosion hatte ihn geradewegs von Bord des Kriegsschiffes ins Wasser befördert. Er hatte ein paar Schnittwunden von herumfliegenden Splittern abbekommen, und ein brennender Schmerz an der Seite deutete auf einen Rippenbruch hin. Auch Slaughter und Cussiter hielten sich an dem kleinen Boot fest, während Matt Taylor eins der Ruder zu fassen bekommen hatte, das im Wasser trieb. Wenige Yards entfernt hockte Thorogood, der Cricketspieler, auf einem Stück der alten Heckgalerie, die bei der Explosion zerfetzt worden war. Von Sergeant Stringer fehlte jede Spur. Steel nahm an, dass er ertrunken war.
    Die Bellona sank inzwischen schnell, und Steel fragte sich, wie tief das Wasser hier in Küstennähe sein mochte. Mit etwas Glück versperrte das Wrack nicht die Einfahrt zum Hafen. Denn die Alliierten waren für den Nachschub

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