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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Riss, und Steel zuckte zusammen, als Cussiters Körper sich unter dem Hieb durchbog. Jetzt wurde auch offenkundig, warum man die fünfte Hellebarde quer in dem Dreieck angebracht hatte. Denn so hatte der Gefangene keine Chance, den Oberkörper absinken zu lassen, um dem Schlag auszuweichen.
    Stringers grausam jubilierende Stimme hallte über den vollkommen stillen Paradeplatz. »Eins.«
    Der Junge riss die Peitsche wieder in die Luft, ließ sie erneut kreisen und teilte den nächsten Schlag aus.
    »Zwei.«
    Wie man es ihm beigebracht hatte, zog der Trommlerjunge die Enden der Katze durch die Finger seiner linken Hand, um zu verhindern, dass die einzelnen Lederriemen von zu viel Blut und Hautfetzen durchsetzt waren. Und wieder fuhr die Peitsche gnadenlos auf den weiß leuchtenden Rücken.
    »Drei. Nicht zu tief, Junge.« Die Hiebe sollten nicht die lebenswichtigen Organe des Mannes treffen, denn mit einem Toten oder einem Invaliden war der Armee nicht gedient.
    »Vier.« Die Katze zischte wieder durch die Luft, und die dicken Lederknoten an jedem Ende schnitten in die weiche Haut auf Cussiters Rücken.
    Die Strafaktion schien kein Ende zu nehmen. Nach den ersten fünfundzwanzig Schlägen wurde der Trommlerbursche von seinem Kameraden abgelöst, was Cussiters Schmerzen noch erhöhte. Denn nun trafen ihn die Hiebe aus einem anderen Winkel und mit neuer Wucht.
    »Achtundzwanzig«, tönte Stringers Stimme über den Platz. Ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht.
    »Neunundzwanzig.«
    Als fünfzig Hiebe verabreicht waren, hing Cussiters Körper schlaff herunter, aber irgendwie hielt er den Kopf noch hoch. Die Trommler hörten auf, als Stringer vortrat und den blutigen Rücken untersuchte. Wie es schien, war ein Stück Knochen zu sehen. Er sprach den Adjutanten an. »Ich glaube, ich sehe da eine Rippe, Sir.«
    Steel reckte den Hals und sah genauer hin. Es stimmte. Auf Cussiters zerfetzter Haut stach einem etwas Weißes ins Auge.
    »Das tut nichts zur Sache, Sergeant«, rief Jennings. »Weitermachen.«
    Hier und da stöhnten Männer im Bataillon auf. Der Sergeant-Major des Bataillons rief sogleich: »Ruhe da in den Reihen. Corporal, schreibt die Namen der Männer auf.«
    Zwei Offiziere gegenüber von Steel begann miteinander zu flüstern. Bei dieser Auspeitschung verstieß man gegen die Vorschriften. Denn die Knochen des Delinquenten durften nicht freiliegen. Eigentlich hätte die Strafaktion ausgesetzt werden müssen. Doch Jennings nickte nur Sergeant Stringer zu, worauf der Trommler wieder ausholte.
    »Einundfünfzig.«
    Cussiter war nur eine kurze Pause vergönnt gewesen, und nun bog er wieder den Rücken durch, als ihn der nächste Hieb mit unverminderter Wucht traf. Blut spritzte bei jedem Schlag. Die Trommlerburschen waren bald besudelt; vom Rücken des Opfers lief das Blut und tropfte auf den staubigen Boden. Inzwischen schaute auch Steel zur Seite und wünschte, die Tortur möge ein Ende nehmen.
    Steels Blick fiel auf Williams, der schräg gegenüber von ihm auf dem Paradeplatz stand. Das Gesicht des Fähnrichs war weiß wie die Wand. Auch Farquharsons Gesicht war aschfahl, und es war offensichtlich, dass der Colonel am liebsten den Blick von diesem grausigen Spektakel gewendet hätte.
    Jennings hingegen starrte mit einer teuflischen Faszination auf Cussiters zerschundenen Rücken. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als endlich der Ruf »Einhundert!« über den Platz hallte.
    Stringer wandte sich von dem blutigen Holzgestell ab und sprach den Colonel an. »Strafe vollzogen, Sir.«
    Farquharson, stumm vor emotionaler Erschöpfung, erwiderte darauf nichts und nickte bloß. Jennings gab den nächsten Befehl. »Bindet ihn los.«
    Die Männer in den Regimentsreihen entspannten sich hörbar, denn von allen Seiten waren Seufzer der Erleichterung zu vernehmen. Als Cussiter losgebunden wurde, sackte er schlaff in die Arme eines Corporals, suchte dann jedoch Halt und versuchte, aus eigener Kraft zu gehen. Ein tapferer Vorsatz, aber tatsächlich mussten ihn zwei Mann stützen und führten ihn an den Regimentsreihen vorbei. Steel hörte die Kirchturmuhr schlagen. Halb elf. Was für eine verfluchte Zeitverschwendung, einen Mann halb zu Tode zu prügeln. Jetzt würde Steel es nicht mehr pünktlich zu seiner Verabredung schaffen. Aber wie hätte er sich für die Strafaktion abmelden sollen, ohne Verdacht zu erregen? Daher wartete Steel gar nicht erst auf die anderen Offiziere, übergab Slaughter das Kommando und wendete

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