Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)
ich sicher. Ihr bringt mir die Papiere, Steel, und ich sorge dafür, dass Ihr anständig entlohnt werdet. Haben wir uns verstanden?«
»Absolut, Euer Hoheit. Das ist sehr großzügig von Euch. Doch Euch dienen zu dürfen, Euer Hoheit, ist mir eine Ehre und bereits Belohnung genug, Sir.«
Marlborough wandte sich an Hawkins. »Ihr hattet recht, James. Er hat in der Tat eine geschmeidige Zunge. Ich sehe nun, was Mylady an ihm findet. Und wie ich hörte, könnt Ihr auch sehr gut kämpfen, Steel.«
»Ich denke, dass ich meinen Degen zu führen weiß, Sir.«
»Mir kam zu Ohren, dass Ihr einen gewissen Hang zum Duellieren verspürt, wie?«
»Nein, eigentlich nicht, Sir.«
»Wie dem auch sei, Duelle möchte ich nicht in meiner Armee haben, wenn es sich eben vermeiden lässt. Ich verliere noch meine besten Offiziere, ehe sie überhaupt Gelegenheit haben, auf den Feind zu stoßen. Man vergeudet seine besten Leute nicht, Steel. Nehmt dies als Rat. Lasst ab von diesen Launen.« Mit diesen Worten wandte er sich wieder dem Kartentisch zu. »Wie denkt Ihr über den Feldzug?«
»Donauwörth war ein großartiger Sieg, Sir.«
Marlborough schaute auf und zog eine Braue hoch. »In der Tat, Steel, aber sagt mir, war es auch genug? Ihr wisst, dass meine Feinde daheim die hohen Verluste anprangern. Wie aber denkt die Armee darüber?«
»Es ist Krieg, Sir. In jeder Schlacht lassen Soldaten ihr Leben. Tatsache ist doch, dass wir die feindlichen Stellungen einnehmen konnten und unsere Gegner vertrieben haben. Ein ruhmreicher Tag, Sir.«
»Es ist Krieg, Steel, ganz recht. Aber dies ist eine neue Form des Krieges. Morgen schon nähern wir uns der Stadt Rain. Wir werden sie belagern und einnehmen, ob wir nun auf Artillerie stoßen oder nicht. Ihr jedoch, Mr. Steel, werdet nicht mit uns kommen. Denn Ihr habt inzwischen Eure eigenen Befehle. Ich gebe Euch zwei Tage, um Euch auf Eure Reise vorzubereiten. Seid schnell, Steel, und verliert nie Euer Ziel aus den Augen. Denn sonst sind wir alle ruiniert.«
***
Aubrey Jennings saß in seinem Zelt und schrieb die Berichte der Kompanie. Die Schreibarbeit empfand er immer als besonders ermüdend. Meistens bezahlte er einen jüngeren Offizier, der dann die Arbeit für ihn machte. An diesem Abend jedoch hatten alle Lieutenants Ausgang und waren auf dem Weg ins Dorf. Also musste Jennings die Arbeit eines Quartiermeisters tun und Rationen und Kleidung zuteilen. Alles wurde schriftlich festgehalten: Ausrüstungsgegenstände, Munition und nicht zuletzt der Rum. Jennings nutzte Gelegenheiten wie diese aber auch, um bei den Berechnungen ein wenig seine Fantasie spielen zu lassen. Denn wer konnte schon nachhalten, dass tatsächlich nur dreihundert Paar Schuhe geliefert worden waren und nicht die sechshundert, die er beantragt hatte? Das überschüssige Geld floss daher in seine eigene Tasche. Nicht schlecht für die Arbeit eines Abends, mochte sie auch ermüdend sein. Jennings lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, schloss die Augen und seufzte zufrieden.
»Gott, Charles. Diesen Papierkram kann ich nicht ausstehen. Warum haben wir keine Schreiber für so etwas? Das wäre in der alten Armee nicht passiert. Weißt du, manchmal denke ich, dass wir unsere Prioritäten falsch gesetzt haben. Warum brauchen die Männer neue Schuhe, wenn hunderte von tauglichen Paaren weggeworfen werden? Noch nie benötigten die Männer Lieferungen neuer Schuhe. Wieso also jetzt? Was erhofft sich Marlborough dadurch? Will er sich Popularität verschaffen? Natürlich hat er recht. Aber er muss ja auch nicht hier hocken und die ganzen Listen ausfüllen.«
Seufzend fuhr er fort: »Eins sag ich dir, das ist doch typisch für die Art und Weise, wie es in dieser Armee läuft. Gefällt mir nicht, Charles. Darum geht es doch im Soldatenwesen nicht. Reformen ja, natürlich brauchen wir Reformen. Aber doch nicht in dieser Form. Keine Reformen für neue Schuhe. Wir brauchen vielmehr Reformen für neue Männer. Für neue Offiziere und einen neuen Kodex des Kämpfens. In Whitehall mag man mich nicht, weißt du. Man hat mich übergangen. Ich müsste längst ein Bataillon befehligen.«
Charles Framptons Stimme kam aus einer Ecke des Zelts. Er schaute nicht von seinem Buch auf, als er sagte: »Du kannst immer noch dein eigenes Regiment ausheben, Aubrey.«
»Glaubst du, ich schmeiße mit Geld nur so um mich, Charles? Das ist doch lächerlich. Ich soll mein Geld vergeuden für die Kleidung und den Fraß für sechshundert Mann. Nein. Ich habe
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