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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Todes und litt unvorstellbare Schmerzen, bis ihm vielleicht ein Offizier die Pistole an die Schläfe drückte und ihm das Hirn aus dem Schädel blies, um seinen Qualen ein Ende zu bereiten. Jedem Vergehen in der Armee war eine eigene Art der Bestrafung zugeordnet. Steel war mit den Regeln vertraut, von denen einige von Marlborough selbst ausgearbeitet worden waren.
    »Alle Männer, die unter dem Vorwand, nach Wurzeln zu suchen, dabei erwischt werden, wie sie Erbsen oder Bohnen pflücken, werden ohne Verhandlung als Plünderer gehängt.« Es wurde überdies klar unterschieden zwischen »schwerer Strafe«, »sehr schwerer Strafe« und der »schlimmsten Strafe«. Das Auspeitschen war brutal und barbarisch, aber auch Steel wusste, dass es keinen anderen Weg gab. Doch es fiel ihm schwer, all die Bilder von früheren Strafaktionen und die unterschiedlichen Methoden der Peinigung aus seiner Erinnerung zu löschen.
    So gab es zum Beispiel eine Art »Karussell«. Dafür steckte man den Gefangenen in einen hölzernen Käfig, in dem er so wild herumgeschleudert wurde, bis er sich letzten Endes vor Übelkeit übergeben musste, unter heftigen Kopfschmerzen litt und unabsichtlich defäkierte und urinierte. Im schlimmsten Fall drohten dem Opfer ein Hirnschlag, innere Blutungen oder gar der Tod. Bei einer anderen Bestrafung wurde der Delinquent auf ein hölzernes Pferd gesetzt und bekam an jeden Fuß schwere Gewichte. Es hieß, wer zu lange auf dem Rücken des Holzpferdes ausharren musste, erlitt Leistenbrüche und könne womöglich nie mehr Kinder zeugen. Steel hatte schon erlebt, dass Männer auf dieser widerlichen Vorrichtung nahezu entmannt worden waren. Aber nach Steels Dafürhalten konnte kein Erzeugnis eines Folterknechts mit der Wirkung und dem barbarischen Schrecken einer Auspeitschung mithalten.
    Er fragte sich, ob nur er so darüber dachte. Manch ein Offizier schüttelte das blutige Ereignis mit der üblichen Nonchalance ab, die man vielleicht bei der Züchtigung eines ungehorsamen Hundes an den Tag legte. Andere hingegen teilten Steels Skrupel. Natürlich war es im Grunde undenkbar, solche Ansichten offen zu vertreten. Bisweilen beschlich Steel jedoch das Gefühl, er habe in diesem Punkt versagt. Er kreidete sich sein Unvermögen an, in den Augen seiner Männer nicht perfekt zu sein. Steel wendete den Blick von der Stelle der Züchtigung und fand den Blick seines Colonels.
    James Farquharson rutschte sichtlich unbequem auf dem Sattel seines Pferds hin und her. Er hielt sich in der Mitte einer seiner Kompanien auf, umgeben von seinen engsten Beratern. Unweit von ihm thronte Jennings auf einem Ross, und einen Augenblick lang überlegte Steel, wie sie letzten Endes ihren Streit beilegen könnten. Womöglich starben sie beide durch eine feindliche Kugel. Jennings war ein unbeliebter Offizier. Vielleicht fiel er sogar einer britischen Kugel zum Opfer und starb gar nicht durch den Feind. So etwas kam vor. Bei Weitem zu häufig. Denn wer konnte in der Hitze eines Gefechts im Nachhinein noch sagen, woher der tödliche Schuss gekommen war?
    Farquharson schien sich in unmittelbarer Nähe des Strafgestells nicht recht wohlzufühlen, zog an den Zügeln seines Pferds und hüstelte nervös.
    »Wisst Ihr, Aubrey, ich finde all das sehr ermüdend.«
    Er stieß auf und wischte sich den Mund mit einem weißen Spitzentaschentuch ab, das in seinem Ärmel steckte. »Ich nehme an, ich werde bis zum Ende bleiben müssen, wie? Bis dies hier … äh … vorüber ist?«
    Jennings lächelte. »Ich weiß wirklich nicht, was Ihr sonst machen solltet, Sir James. Denn immerhin ist es Euer Regiment. Es wäre nicht gut für Eure Leute, wenn sie sähen, dass Ihr vor dem … äh … Ende geht, Sir.«
    »Ganz recht, ganz recht. Ich entsann mich nur gerade einer Verabredung, müsst Ihr wissen. Eine Angelegenheit im Kreise des Generalstabs. Das könnt Ihr nicht wissen. Aber das ist nicht so wichtig. Wie viele Hiebe werden es sein?«
    »Hundert, Sir James. Ihr selbst habt das Urteil unterzeichnet.«
    »Hundert. Fürwahr. Furchtbares Vergehen. Furchtbar. Um was handelte es sich noch gleich?«
    Jennings widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Parade und ging auf die Frage nicht ein. Kannte er doch den wahren Grund, warum sein Vorgesetzter vorzeitig zu gehen wünschte. Es hatte nichts mit »Angelegenheiten des Generalstabs« zu tun, so viel war klar. Tatsächlich respektierte er Farquharson genauso wenig wie Steel. Keiner der beiden entsprach seiner Meinung nach

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