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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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der Art von Offizier, die in einer modernen Armee gebraucht wurde. Oh, diese Offiziere mochten in die Armee passen, die Mylord Marlborough ins Herz geschlossen hatte. Aber Jennings wusste, dass die moderne Kriegsführung einen anderen Menschenschlag in der Kommandoebene benötigte. Unbarmherzig, mitreißend und ohne Mitleid musste ein Befehlshaber sein.
    Gewiss, Marlborough hatte am Schellenberg bewiesen, dass er die neue Kriegsführung im Kern begriffen hatte. Das war die wahre Schlacht gewesen. Ein gnadenloser Krieg. Aber Jennings erkannte, dass ihr großer Befehlshaber – genau wie die alten Narren, die seine Regimenter befehligten – nicht die Standhaftigkeit für die Art von Krieg hatte, die Jennings sich ausmalte. Der neue Soldat brauchte Nerven aus Stahl und einen unerschütterlichen Mut. Und ein solcher Soldat konnte natürlich nur von Männern wie ihm, Jennings, befehligt werden.
    Inzwischen hatten sich die Seiten der rechteckigen Fläche fast restlos gefüllt. Die letzten Offiziere des Regiments nahmen ihre Plätze ein und setzten sich, hoch zu Ross, an die Spitzen ihrer jeweiligen Kompanien. Zu Jennings gesellte sich Charles Frampton, der seine dringlichsten Pflichten erledigt hatte.
    »Guten Nachmittag, Charles.«
    »Aubrey. Sir James.« Er nickte zum Gruß. »Eine verdammte Sache. Kann nicht behaupten, dass ich was dafür übrig habe.«
    Farquharson lächelte.
    »Ich auch nicht, Charles«, meinte Jennings. »Aber so etwas braucht die Armee nun mal. Trotzdem bleibt es eine widerliche Angelegenheit.«
    »Oh, ich wollte nicht sagen, dass ich es missbillige. Keineswegs. Überhaupt nicht. Es ist absolut notwendig. Ich hatte nur gehofft, mich den Morgen über dem Drill widmen zu können. Das ist sehr wichtig. Also, wie steht es denn jetzt? Wo bleibt dieser armselige Kerl?«
    Ein weiterer Trommelwirbel kündigte die Ankunft des Verurteilten und seiner Bewacher an. Dan Cussiter war ein dürrer Schütze aus Yorkshire aus der dritten Kompanie. Der Tradition gemäß wurde er von zwei Grenadieren und Sergeant Stringer hereingeführt, auf dessen Wieselgesicht sich ein Grinsen abzeichnete. Stringer genoss stets alle Strafparaden und weidete sich an den Qualen der Verurteilten. Bei allen Auspeitschungen schritt er an dem Holzgestell vorbei und sog jeden Moment des Leidens in sich auf. Er schaute auf zu Jennings, mit der eifrigen Vorfreude eines Terriers.
    »Colonel, Sir. Bitte um Erlaubnis, die Bestrafung durchführen zu dürfen, Sir.«
    Farquharson nickte Jennings zu, der wiederum seine Zustimmung mit einem Kopfnicken gab. »Legt los, Sergeant.«
    Zwei Trommlerjungen hatten sich links und rechts von dem abschreckenden Gestell positioniert, die Ärmel hochgekrempelt. Ihre Kameraden ließen weiterhin die Trommelwirbel erklingen, während der Gefangene zu den Holzstangen geführt wurde.
    Steel kannte Cussiter kaum. Natürlich hatte er den Soldaten mehrfach im Lager und auf dem Marsch gesehen, aber er hatte keinen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen. Er wirkte unauffällig und entsprach so gar nicht dem Bild eines potentiellen Verbrechers. Steel fragte sich, was dieser Mann sich hatte zuschulden kommen lassen, um diese Strafe zu verdienen. Diebstahl, gewiss. Aber was mochte er entwendet haben, und wie viel war die Beute wert gewesen? Zugegeben, im Vergleich zu anderen Züchtigungen waren hundert Hiebe relativ milde. Einige Straftäter wurden zu tausend Hieben verurteilt, die dann über einen längeren Zeitraum verabreicht wurden. In Cussiters Fall war es denkbar, dass die Strafe in einem Zug abgehandelt wurde.
    Die Trommeln verstummten, als der Mann mit den Händen an die quer verlaufende Hellebarde und mit weit gespreizten Beinen an die Schenkel des Dreiecks gebunden wurde. Ein Corporal stopfte dem Delinquenten ein Stück Leder in den Mund, damit Cussiter sich unter den Schmerzen nicht die Zunge abbiss. Das Leder diente allerdings auch dazu, dass die Schreie nicht über den Platz hallten. Der Mann sollte sich selbst und dem Regiment keine Schande bereiten. Stringer stand links von dem Gestell und nickte einem der jungen Trommlerburschen zu.
    »Trommler, erfüllt eure Pflicht.«
    Steel sah, wie der Junge die neunschwänzige Katze über seinem Kopf schwang und sie zweimal in der Luft rotieren ließ, wie er es bei dem Regimentsschmied gelernt hatte. Die Peitsche schien in der Luft zu schweben, bevor der Junge sie auf den Rücken des Verurteilten niedersausen ließ. Die weiße Haut erhielt einen hässlichen roten

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