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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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erreicht, wo die hohen Hopfenplantagen jedem Reisenden vor Augen führten, dass man sich im Herzen der bayerischen Bierbraukunst befand. In fruchtbaren Tälern hatten sie kleine Dörfer hinter sich gelassen, waren an Viehweiden und bestellten Feldern vorbeigekommen und gelangten in einen höher gelegenen Landstrich, der in der Ferne von den schneebedeckten Bergspitzen beherrscht wurde. Das wilde Land erinnerte Steel an die Gegend, die sich westlich an seine Heimat anschloss. Dennoch, auch wenn ihm die atemberaubende Landschaft vertraut vorkam und die ländliche Idylle das Auge erfreute: Steel spürte bei jedem Schritt, den sie tiefer ins Feindesland vordrangen, dass sie sich einer wachsenden Gefahr aussetzten.
    Das Scheunentor schwang auf, und eine hochgewachsene Gestalt hob sich vom pastellfarbenen Himmel ab.
    »Seid Ihr bereit, Sir? Habe etwas Kaffee gefunden. Kann allerdings nicht sagen, ob er auch schmeckt. Ich selbst rühr das Zeug nicht an.«
    Da Steel keinen Diener mitgenommen hatte, war er froh, wenn Jacob Slaughter sich um sein leibliches Wohl sorgte. Den guten Nate hatte er bei Hansams Kompanie im Lager gelassen, damit wenigstens einer auf seine persönliche Habe aufpasste. Man wusste ja nie, ob nicht doch irgendjemand danach schielte. Der große Kerl aus Newcastle musterte seinen Vorgesetzten im Dämmerlicht und bot ihm eine halb gefüllte Blechtasse an.
    »Danke Euch, Jacob. Sehr aufmerksam.« Steel nahm einen Schluck aus der Tasse und spürte, wie ihm die dickliche, bittere Flüssigkeit die Kehle hinunterrann.
    »Kann nicht gerade behaupten, dass ich besonders scharf auf die Dämmerung bin, Sergeant. Aber der Morgen bringt uns unserer Rückkehr einen Tag näher, wie? Wie steht es um die Männer?«
    »Alle auf den Beinen, Sir. Dreiundsechzig Mann, Mr. Williams und ich. Obwohl ich nicht gerade sagen kann, dass auch alle zufrieden sind, wenn Ihr versteht, was ich meine. Carter und Milligan klagen über wunde Füße. Tarling sieht so aus, als würde er jeden Moment Fieber kriegen, und Macpherson hat sich mit dem eigenen Bajonett in die Hand geschnitten, Sir. Beim Säubern. Mr. Williams kümmert sich bereits darum. Ist ein guter Bursche. Scharf wie Senf, Sir. Ein Mann nach unserem Geschmack.«
    Dies war also die Eskorte, mit der Steel das Mehl für die Armee auftreiben sollte … und natürlich den kostbaren Schatz, dessen Verlust Marlborough ins Verderben stürzen würde. Steel wagte noch einen kleinen Schluck von dem dampfenden Gebräu und zuckte bei dem bitteren Geschmack zusammen.
    »Wir müssen heute schnell vorankommen, Sergeant. Inzwischen wird man wissen, dass wir unterwegs sind.«
    In den vorgeschriebenen scharlachroten Uniformröcken gaben die Männer ein gutes Ziel ab. Zusätzliche Aufmerksamkeit erregte die Wagenkolonne, die über die Wege rumpelte. Die Truppe marschierte in Reih und Glied, ganz so, als täten die Soldaten ihren Dienst in St. James’. Steel wurde das Gefühl nicht los, von unsichtbaren Spähern beobachtet zu werden. Jeden Moment rechnete er damit, dass sich der erste Schuss aus den hohen Bäumen entlang der Wege löste. Er stand auf, reichte Slaughter den leeren Becher und faltete seinen Mantel zusammen. Dann klopfte er sich das Stroh von der Kleidung und folgte seinem Sergeant hinaus in die kalte Dämmerung.
    Auf dem kleinen Hof versammelten die Männer sich nach und nach, stampften mit den Füßen auf und pusteten sich auf die Finger.
    Slaughter kündigte den Lieutenant an: »Henderson, Mackay, Tarling. Ihr anderen auch. Antreten!«
    Die Männer formierten sich recht zügig in drei Reihen.
    »Zum Abmarsch bereitmachen, Sergeant.«
    »Marschformation einnehmen! Na los, ein bisschen plötzlich!«
    Kurz darauf hatten die Männer sich für den Marsch formiert. Steel inspizierte die Marschsäule. Vierzig Wagen standen hintereinander. Genug für dreihundert Fuder Mehl. Damit ließe sich die gesamte Armee einen Tag lang versorgen, aber wenn man die Rationen gut einteilte, würde das Mehl für eine ganze Woche reichen. Zeit genug also für die Quartiermeister, frisches Mehl an anderen Orten aufzutreiben. Mit Zufriedenheit sah Steel, dass inzwischen jeder Wagen von vier Mann flankiert wurde. »Auf mein Kommando setzt die Kolonne sich in Bewegung. Vorwärts Marsch!«
    Die verschlafenen Zivilisten auf den Fuhrwerken ließen die Peitschen knallen und trieben die Tiere an. Langsam setzte sich der Zug aus Rotröcken in östlicher Richtung in Bewegung.

***
    Sie waren seit etwa drei Stunden

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