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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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unterwegs, als sie eine kleine Anhöhe erreichten und sahen, dass der befestigte Weg sich durch das Tal vor ihnen schlängelte und in der Ferne den Hügel steil hinaufführte. Genau dort, auf der Kuppe der nächsten Anhöhe, konnte Steel die Dächer und Giebel eines Dorfes ausmachen.
    Steel war es nicht gewohnt, einen Versorgungstreck zu begleiten, und spürte daher, dass Ungeduld in ihm hochstieg. Mit einem Schenkeldruck lenkte er sein Pferd die Böschung hinunter, eine Stute mit kastanienbraunem Fell, die er in Koblenz erworben und Molly getauft hatte. Staub wirbelte unter den Hufen auf, und als die Stute in einen leichten Trab fiel, verlieh ihr rasselnder Harnisch dem rhythmischen Klacken der marschierenden Soldaten eine hohe Note.
    Kurz darauf hielt Steel das Tier jedoch an und drehte sich im Sattel um. Er schaute vorbei an dem jungen Williams und über die Köpfe der Männer hinweg, drehte sich wieder nach vorn, drückte Molly die Fersen in die Flanken und holte eine Portion Tabak aus der Tasche. Er schob sich das Stück in den Mund und begann zu kauen. Steel hatte nur einen Wunsch: Er wollte diese Mission so schnell wie möglich hinter sich bringen und sicher zum nächsten Heerlager zurückkehren, wo auch immer die Männer lagern mochten. Er fühlte sich rastlos. Brauchte die Herausforderung im Kampf. Dies hier war nicht der rechte Ort für ihn, an der Spitze eines Versorgungstrecks.
    Vielleicht sollte er lieber mit seinen Männern marschieren. Sogleich zügelte er sein Pferd und glitt aus dem Sattel. Dann spie er den Tabak aus, griff nach den Zügeln und passte sich dem Schritt der Männer an. Neben ihm marschierte Slaughter, der ihn mit einem zufriedenen Grinsen begrüßte.
    »Ihr kommt lieber zu uns, Sir?«
    »Brauchte mal eine Abwechslung, mehr nicht.«
    Der Sergeant deutete nach links. »Da hinten schon wieder, Sir. Seht Ihr? Noch mehr Rauch. Gefällt den Männern nicht. War gestern Abend schon Gesprächsstoff.«
    Schon seit zwei Tagen entdeckten sie hin und wieder Rauchsäulen in der Ferne, die hoch in den Himmel stiegen. Die Männer hatten sich gewundert und unterschiedliche Erklärungen für die Schwaden gefunden. Dass die Franzosen das Getreide verbrannten, damit es nicht in die Hände der Alliierten fiel. Dass Brücken und Boote zerstört wurden, um die Briten am Vorwärtskommen zu hindern. Manch einer vermutete gar, dort in der Ferne fänden Kämpfe statt, an deren ruhmreichen Sieg Steels Gruppe nicht würde teilhaben können. Steel hingegen wusste, was es mit dem Rauch dort hinten auf sich hatte. Bevor sie aufgebrochen waren, hatte Hawkins ihm etwas anvertraut, das Steel daraufhin nur an Hansam, Williams und Jacob Slaughter weitergegeben hatte.
    Marlborough hegte die Absicht, Bayern niederzubrennen. Niemand, so Gott wolle, weder Soldat noch Zivilist, sollte sein Leben verlieren. Offenbar sah der Herzog keine andere Möglichkeit mehr, den Kurfürsten dazu zu bringen, sich von den Franzosen abzuwenden. Daher hatte Marlborough nun seinen Truppen befohlen, jede Siedlung, die auf dem Weg lag, in Brand zu setzen. Diese Vorstellung erfüllte Steel insgeheim mit Unbehagen. Doch er begriff, dass diese Vorgehensweise in Einklang stand mit jener Art der Kriegsführung, für die Marlborough sich entschieden hatte. Dies war ein unerbittlicher Krieg. Ein Krieg, der mit allen Mitteln vorangetrieben wurde. Also würden die Reiter mit ihren Pechfackeln heransprengen und rücksichtslos alles niederbrennen … und gleichzeitig Milde walten lassen, was die Menschen betraf.
    Dennoch, die aufquellenden grau-schwarzen Säulen lösten einen Schauer in Steel aus. Was würde nun aus der Bevölkerung, die aus ihren Häusern vertrieben wurde und mittellos durch die Lande strich? Wie würden die Menschen hier in Bayern und Schwaben reagieren, wenn sie Steels Truppe entdeckten? Mussten Steel und seine Männer auf ihrem Weg durch die schöne Landschaft, deren Dörfer und Felder das Auge erfreuten, mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen? Wenn sie bald ein noch unversehrtes Dorf erreichten, wären sie gewiss nicht willkommen. Wer vermochte schon zu sagen, was alles passieren konnte? Bilder von Hinterhalten stiegen vor Steels geistigem Auge auf. Ehemals unbescholtene Bürger lebten fortan nach dem Faustrecht und nahmen die Rache selbst in die Hand. Würde man den Rotröcken im Schlaf die Kehlen aufschlitzen? Wer wusste schon, welche Gefahren noch auf Steel und seine Männer warteten?
    Er öffnete die Satteltasche an der schweißnassen

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