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Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Ehre: Jack Steel und die Schlacht von Höchstädt 1704. Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Lippen folgten die beiden vordersten Reihen dem Major und trugen den Kampf in den Wald. Jennings spürte, wie das Blut heiß durch seine Adern pulste, als er über einen umgestürzten Baumstamm sprang und durch das Dickicht brach. Links und rechts sah er tote Banditen im Laub liegen. Auch verwundete Gegner. Ein Mann lehnte an einem Baumstumpf, schaute mit flehendem Blick zu Jennings auf und streckte ihm eine zitternde Hand entgegen, während er sich mit der anderen Hand den blutigen Bauch hielt. Jennings ignorierte den Kerl und überwand das niedrige Buschwerk, das den Waldboden bedeckte. Endlich hatten sie die Feinde eingeholt.
    Linkerhand stieß ein Rotrock einem der fliehenden Briganten das Bajonett tief in den Rücken. Die Spitze der Klinge ragte aus dem Bauch des Mannes heraus, rot von Blut und Eingeweiden. Schon hatte der Soldat das Bajonett wieder herausgezogen und setzte dem nächsten Gegner nach.
    Stringer tauchte neben Jennings auf und blickte grinsend auf seine blutige Klinge. »Wie beim Abstechen von Schweinen, was, Sir?«
    Jennings starrte den Sergeant an. Dann erwiderte er Stringers Grinsen, ehe er den Blick nach vorn richtete. Er sah, wie zwei seiner Leute – von Rache getrieben – den Schädel eines Gegners mit den Musketenkolben zu Brei zertrümmerten.
    »Weiter, ihr da! Lasst ihn liegen. Er ist längst tot. Den anderen nach!«
    Das Waldstück war nicht tief. Als Jennings am anderen Ende ins Freie stürmte, rannten die letzten Überlebenden die Anhöhe hinunter. Die meisten hatten auf der Flucht ihre Waffen und Taschen weggeworfen. Die Rotröcke gingen in die kniende Schussposition, um auf die Fliehenden zu feuern, aber Jennings ahnte, dass es nutzlos war.
    »Neu formieren, Jungs! Lasst sie laufen! Die wissen, wann sie am Ende sind. Gut gemacht, Männer!«
    Auf dem Rückweg durch das Waldstück kam Jennings wieder an den Leichen der Feinde vorbei. Der Waldboden hatte sich rot verfärbt. Der Mann an dem Baumstumpf war inzwischen tot. Mit offenen Augen stierte er in das Geflecht aus Zweigen und Ästen. Einen Moment lang fragte der Major sich, wer dieser Angreifer gewesen sein mochte. Er konnte kaum älter als Mitte zwanzig sein. Ob er verheiratet war? Würde er am Abend in einer der erbärmlichen Bauernkaten beim Essen vermisst? Würde er an einem Lagerfeuer fehlen?
    Und als der Major sich in diesem Moment vorstellte, nicht der Bauer, sondern er selbst würde dort tot auf dem Waldboden liegen, traf ihn eine bittere Erkenntnis: Niemand würde einem Aubrey Jennings eine Träne nachweinen. Abgesehen vielleicht von den Huren, die in den dunklen Gassen zwischen dem Strand und Drury Lane ihrem Gewerbe nachgingen. Vielleicht auch sein Schneider in Temple und die anderen Händler, deren Rechnungen er noch nicht beglichen hatte. Eine traurige Vorstellung fürwahr. Keine Witwe. Keine weinenden Kinder. Ja, es gab nicht einmal einen Geistlichen, der Jennings’ Namen ehrenvoll in der Sonntagspredigt erwähnen würde. War es nicht ungerecht, dass er niemanden mit gebrochenem Herzen zurückließ?
    Als er wieder aus dem Waldstück ins Freie trat, entdeckte er weiter links in den sich auflösenden Pulverschwaden eine einzelne, rot gekleidete Gestalt.
    Sofort schritt Jennings zu dem jungen britischen Offizier und nahm zum Gruß seinen Hut ab.
    »Gott sei Dank, Sir. Aubrey Jennings. Major bei Farquharsons Foot Guards. Ich stehe tief in Eurer Schuld. Ihr seid keinen Augenblick zu früh gekommen. Ich dachte schon, es wäre um uns geschehen.«
    Jennings’ breites Lächeln wich einem Ausdruck fassungslosen Unglaubens, als er erkannte, dass es sich bei dem Rotrock, den er für einen Captain gehalten hatte, um niemand anderen als Tom Williams handelte. Der Fähnrich bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln. Jennings’ Blick wanderte zu den anderen Soldaten. Er sah die charakteristischen Mützen und seufzte.
    »Oh, keine Ursache, Sir. Bedanken solltet Ihr Euch bei Mr. Steel.«
    Jennings zog die Stirn kraus, drehte sich um, blickte in ein vertrautes Gesicht. Er schwieg.
    Steel schlang sich lässig die Muskete über die Schulter.
    »Major, wisst Ihr eigentlich, dass Ihr Euer Leben dem ausgezeichneten Gehör dieses jungen Fähnrichs zu verdanken habt?«
    Jennings kaute auf seiner Unterlippe. »Seinem Gehör?«
    »Er ritt ein Stück abseits der Wagen, Major. Angeblich hatte er nämlich ein Reh entdeckt und meinte, er könnte es für das Abendessen schießen. Ich riet ihm, sich nicht allzu weit zu entfernen, aber er war bald

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